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#Die Peanuts im Schlepptau

Die Peanuts im Schlepptau

In zweiter Ehe heiratet man oft eine ganze Familie. Und manchmal gewinnt man sogar noch mehr hinzu. So erging es im September 1973 Jean Schulz, geborene Forsyth Clyde, als sie gemeinsam mit Charles M. Schulz vor den Traualtar trat. Beide brachten Kinder mit in die Ehe – und der Comiczeichner hatte auch noch die Peanuts im Schlepptau.

„Es verging eigentlich kein Tag, an dem Sparky, wie mein Mann immer genannt wurde, nicht an Charlie Brown, Snoopy und Co. gedacht hat“, sagt die 81 Jahre alte Amerikanerin, die 1939 in Mannheim geboren wurde und die ersten sechs Monate ihres Lebens in Deutschland verbrachte. Von 1950 an erschienen die „Peanuts“-Comics täglich in amerikanischen Tageszeitungen, insgesamt schuf Charles M. Schulz im Alleingang rund 18.000 kleine Bildgeschichten. „Selbst wenn wir beide in einem Symphoniekonzert saßen, konnte es passieren, dass er irgendwann den kleinen Notizblock aus der Brusttasche zog und sich Ideen aufschrieb“, sagt Jean Schulz im Videotelefonat. „Auf der Fahrt nach Hause fragte er mich dann, was ich zum Beispiel von einem Comic mit Peppermint Patty und Marcie im Konzert halte.“

Mit seinen Geschichten über den Vorstadtjungen Charlie Brown und seine Freunde sowie natürlich Hund Snoopy und den kleinen gelben Vogel Woodstock schuf Schulz eine der erfolgreichsten Comicserien der Welt, mit 355 Millionen Lesern in 75 Ländern. Es gab Fernsehserien und Kinofilme, Musical-Adaptionen und Spielzeug, Bettwäsche und Bekleidung, Pflaster und Fertignudelgerichte mit Charlie und Snoopy.

Wie in den Zeichnungen meines Mannes

Seit Charles M. Schulz am 12. Februar 2000 verstorben ist, verwaltet Jean zusammen mit seinen Kindern aus erster Ehe das Erbe. Sie hat das Sagen darüber, was mit den Peanuts geschieht. Auch wenn ihr Ehemann verfügt hatte, dass zumindest die Zeitungscomics nach seinem Tod nicht fortgesetzt werden sollen, müssen Fans nicht auf Nachschub verzichten. So ist seit Freitag vergangener Woche beim Streamingdienst Apple TV+ mit „The Snoopy Show“ eine neue Zeichentrickserie zu sehen.

„The Snoopy Show“ kommt im guten Sinn altmodisch daher.


„The Snoopy Show“ kommt im guten Sinn altmodisch daher.
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Bild: AP

„Es gab in den letzten Jahren viele große Firmen, die Sparkys Schöpfungen gerne in die Finger bekommen hätten, um sie als Franchise endlos auszuschlachten. Doch wir waren immer auf der Suche nach jemandem, der an einer echten Zusammenarbeit mit unserer Familie interessiert ist und sein Vermächtnis wirklich respektiert.“ Jean Schulz klingt ehrlich erleichtert, wenn sie davon berichtet, dass das Peanuts Studio in Santa Rosa (Kalifornien) einen vertrauensvollen Partner und ein neues Zuhause für bewegte Peanuts-Bilder gefunden hat. „Meine Erleichterung und Freude war riesig, als ich die neue Serie das erste Mal gesehen habe. Animationsexperten werden sicherlich erkennen, wo da ein bisschen modernisiert wurde. Aber für mich sieht das alles aus wie in den Zeichnungen meines Mannes. Und auch seinen Geist erkenne ich darin wieder.“

Charlie Brown ist nach wie vor ein Pechvogel

Tatsächlich kommt „The Snoopy Show“ im guten Sinn altmodisch daher, von modernen Experimenten wie etwa vor sechs Jahren beim computeranimierten 3D-Kinofilm „Die Peanuts“ fehlt jede Spur. Das Erzähltempo ist langsamer, als man es von Kinderfernsehen heute gewohnt ist, die Zeichnungen sind wie in der Vorlage eher minimalistisch und klar als wild und grell, der Humor ist harmlos genug auch für die kleinsten Zuschauer, aber doch mit dem typischen trocken sarkastischen Einschlag. Alle Geschichten basieren auf den Originalcomics, und an den Persönlichkeiten der Figuren wurde nicht gerüttelt: Charlie Brown ist nach wie vor ein Pechvogel und überaus ernsthaftes Kind, während sein geliebter Beagle draußen in der Hundehütte mindestens in seiner Phantasie der coolste Abenteurer ist.

Charles M. Schulz hielt seine Schöpfungen stets zeitlos. Tagesaktuelle Ereignisse fanden kaum Eingang in seine Comics. „Es lassen sich durchaus hin und wieder politische Kommentare in seinen Geschichten finden, nur eben auf subtile Weise. Etwa wenn Franklin, der ja ein afroamerikanisches Kind ist, davon träumt, Eishockeyspieler zu werden – und Patty zu bedenken gibt, wie viele schwarze Profis er in der NHL kenne.“ Für Jean Schulz liegt es auf der Hand, warum die Figuren auch 2021 noch relevant sind. „Die Figuren, die Sparky geschaffen hat, sind in ihrer Menschlichkeit einfach enorm realistisch. Und sein Blick auf das Leben von Kindern ist immer wahrhaftig.“

„Am Ende sind Nächstenliebe und Freundschaft das A und O“

Er selbst habe sich als Kind immer unbedeutend gefühlt, sagt Jean über ihren Mann. „Oft hat er sich daran erinnert, wie er sich von Erwachsenen übersehen fühlte und etwa seine Lehrerin ihn außerhalb des Klassenzimmers gar nicht erkannte. Deswegen war es immer Sparkys Anliegen, Kinder mit dem Respekt und der Aufmerksamkeit zu bedenken, die er selbst vermisst hat.“

Insofern sei Charlie Brown immer der Junge gewesen, „den er selbst in seiner Kindheit gerne gekannt hätte“, sagt Jean Schulz. Sein Werk halte nun auch in „The Snoopy Show“ eine wichtige Botschaft für Jung und Alt bereit: „Am Ende sind Nächstenliebe und Freundschaft das A und O. Die Kinder sind auch mal unzufrieden oder streiten sich. Doch Sparkys Schöpfungen sind herzensgute Figuren. Und sie sind für ihre Geschwister, ihre Freunde und ihre Nachbarschaft da. Vielleicht können wir uns ja davon heutzutage mehr denn je eine Scheibe abschneiden.“

 

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