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#Die perfekte Welle

Zu den kleinen Gemeinheiten der jüngeren deutschen Geschichte zählt, dass sich vor allem der Binnenstaat Bayern im Glanz der Surfer-Kultur sonnt. In München trägt die Welle am Eisbach seit mehr als 40 Jahren kalifornisches Flair in die Landeshauptstadt. Auch in Nürnberg freut man sich inzwischen über eine eigene Welle in der Pegnitz; zudem gibt es in Augsburg Planungen für eine weitere Welle.

Reinhard Bingener

Politischer Korrespondent für Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen mit Sitz in Hannover.

Doch nun rüstet auch der Norden auf: In Hannover wurde am Freitag die „Leinewelle“ offiziell in Betrieb genommen. Eine private Initiative hat zehn Jahre für die künstliche Welle auf dem Fluss gekämpft und das Bauwerk mit Unterstützung von Sponsoren und gegen einige Widerstände, etwa vonseiten der Fischerei, verwirklicht. „Danke, dass ihr durchgehalten habt“, lobte Oberbürgermeister Belit Onay die Initiatoren. Onay hat die Welle auf der Leine auch schon selbst auf dem Surfbrett vorab getestet.

Hannover wird mediterraner

Als ehemaliges Mitglied des Landtagspräsidiums hat der Grünen-Politiker auch die Furcht vor zu vielen Badeshorts und Neoprenanzügen in unmittelbarer Parlamentsnähe mitbekommen, die es vor einigen Jahren im niedersächsischen Politikbetrieb gab. Die Leinewelle türmt sich nun einige Meter weiter flussabwärts auf – aber immer noch direkt im Herzen der Stadt, die sich immer stärker zum Fluss hin öffnet.

Wie am Münchner Eisbach: Die Welle zog bereits zahlreiche Schaulustige an.


Wie am Münchner Eisbach: Die Welle zog bereits zahlreiche Schaulustige an.
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Bild: Daniel Pilar

Am Hohen Ufer entlang der Leine ist in den vergangenen Jahren eine Flaniermeile mit Cafés entstanden, die einen erheblichen Beitrag zur Mediterranisierung Hannovers leistet. Mit der „Leinewelle“ wird das Areal nun um ein ständiges Spektakel ergänzt. Die Welle kann das ganze Jahr über laufen, das Surfen ist täglich von sechs bis 22 Uhr möglich. Lediglich eine Beleuchtung bei Dunkelheit wurde von den Behörden untersagt.

Mitinitiator der Leinewelle: Sebastian Stern


Mitinitiator der Leinewelle: Sebastian Stern
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Bild: Daniel Pilar

Surfer können die Welle regulieren

Im Unterschied zum Münchner Eisbach lässt sich die Welle in Hannover von den Surfern regulieren. Die Hydraulik von Wehr, Rampe und dem sogenannten Kicker kann über eine Smartphone-App an das Können der anwesenden Surfer angepasst werden. Sebastian Stern, einer der Initiatoren, nennt noch einen weiteren Unterschied: Der Münchner Eisbach werde konstant mit rund 24 Kubikmeter Wasser in der Sekunde gespeist; die Leine führt je nach Wetterlage unterschiedlich viel Wasser.

Nach den Niederschlägen der vergangenen Wochen lag die Durchflussmenge bei der Eröffnung am Freitag bei etwa elf Kubikmetern in der Sekunde. Die Welle kann allerdings auch mit deutlich weniger Durchfluss betrieben werden, wenn man sie nicht auf ihrer maximalen Breite von 8,40 Metern aufbaut. „Wir benötigen pro Meter Welle ungefähr einen Kubikmeter Wasser in der Sekunde“, erklärt Stern.

Surfer müssen Vereinsmitglied sein oder Termin buchen

Um die Welle zu nutzen, müssen die Surfer entweder Mitglied im Trägerverein Leinewelle e. V. sein oder als Gast für 20 Euro in der Stunde einen Termin buchen. Für den sicheren Betrieb müssen jeweils zwei „Wavemaster“ aus dem Verein anwesend sein. Einer steuert die Welle, der andere achtet auf die Sicherheit der bis zu zehn Surfer, die mit ihren Brettern abwechselnd aufs Wasser dürfen.

Die Mitgliedsbeiträge und Gebühren benötigt der Verein auch, um die Baukosten zu finanzieren. Die Initiatoren haben zwar bereits 1,5 Millionen Euro bei Sponsoren aus der Region eingesammelt. Weitere 500.000 Euro müssen jedoch noch abbezahlt werden. Die Initiatoren sind aber optimistisch, dies mit den bereits 300 Vereinsmitgliedern zu stemmen, zumal Gespräche mit weiteren Geldgebern laufen.

„Fehlerverzeihend und soft“

Auch für die Austragung von Wett­bewerben eignet sich die Welle. An diesem Wochenende werden dort die deutschen Meisterschaften im Rapid Surfing ausgetragen. Bei der Eröffnung am Freitag war die deutsche Meisterin Valeska Schneider die Erste, die ihr Brett in die Leine werfen durfte. Die Profisportlerin äußerte hernach eine erste Einschätzung. Die Welle sei „fehlerverzeihend und soft“.

Beherrscht die Leinewelle: Profi-Suferin Valeska Schneider


Beherrscht die Leinewelle: Profi-Suferin Valeska Schneider
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Bild: Daniel Pilar

Schneider zog einen Vergleich zum Skisport: Der nicht ganz ungefährliche Eisbach sei wie eine „Huckelpiste“, die „Leinewelle“ eher eine präparierte Abfahrt. Heiko Heybey, neben Sebastian Stern der zweite wichtige Initiator der Welle, setzt darauf, dass der regulierbare Schwierigkeitsgrad auch Nachwuchs an den Surfsport heranführt, der seit wenigen Jahren olympisch ist. Die Welle werde zudem das Lebensgefühl in Hannover verändern, erwartet Heybey. „Wenn man am Morgen vor der Arbeit oder in der Mittagspause surfen gehen kann, dann ist das hier wie Urlaub.“

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