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#Die Rückkehr der Sinnlichkeit

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„Die Rückkehr der Sinnlichkeit“

Orgiastische Szenen auf Mosaiken und Malereien, nicht nur in privaten Gemächern und Thermen, sondern auch im Straßenraum, Paare beim Liebesspiel, ithyphallische Skulpturen, obszöne Graffiti, Relief-Penisse, die den Weg ins Bordell weisen, erotische Miniaturen auf Öllampen und Türglocken, Dionysos mit dem Thyrsosstab oder Pan, der es mit einer Ziege treibt: Die Allgegenwart von Erotik und Sinnlichkeit, die Fülle und Vielzahl, Deutlichkeit und Direktheit der Bildwerke, hat die Archäologen in Pompeji seit den Anfängen anno 1748 erstaunt, erschreckt und auch in Verlegenheit gebracht. Was den „Geschmack“ verletzte, wurde in das Geheimkabinett des Nationalmuseums in Neapel verbannt, das etwa 250 Positionen umfasst und bis 2000 nur auf Anfrage zugänglich war. Noch in den Fünfzigerjahren wurde Frauen, unter ihnen Marguerite Duras, die es mit Elio Vittorini besuchen wollte, der Zutritt verwehrt. Die Geschichte von Pompeji erzählt auch von den Schwierigkeiten mit der kulturellen Distanz und damit von eigenen Befangenheiten und Beschränktheiten.

Die jüngsten Entdeckungen in der 79 nach Christus untergegangenen Stadt am Vesuv haben das Thema neu akzentuiert: Im „Haus von Leda“, das 2018 ausgegraben wurde, fasziniert in einem Schlafzimmer ein in satten Farben leuchtendes Fresko, das den Mythos um den in einen Schwan verwandelten Jupiter mit berückender Sinnlichkeit wiedergibt; und den Prozessionswagen, der, ein in der romanischen Welt bisher einzigartiger Fund, 2021 in der Vorstadtvilla Civita Giuliana nördlich der Stadtmauer ans Licht kam, schmücken am Heck Medaillons mit erotischen Szenen (Satyrn und Nymphen), während die Nieten Eroten darstellen – Hinweise, die den Zusammenhang mit einer Hochzeit nahelegen.

Wilde Verfolgungsjagd in Weiß auf Schwarzblau: Satyr und Mänade auf einem Fresko aus Privaträumen in Pompeji.





Bilderstrecke



Sinnlichkeit in Pompeji
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Was Frauen bis in die Fünfziger zu sehen verwehrt war

Die „schiefe“ Rezeption des Themas und die neuen, aufsehenerregenden Beiträge haben Gabriel Zuchtriegel, seit April 2021 Generaldirektor des Archäologischen Parks, den Anstoß gegeben, beide Aspekte zusammenzuführen. Seine erste Ausstellung, die er gemeinsam mit der in Lucca lehrenden Archäologin Maria Luisa Catoni kuratiert hat, zeigt „Arte e sensualità nelle case di Pompei“ (Kunst und Sinnlichkeit in den Häusern von Pompeji) und fächert sie in ihrer motivischen und ästhetischen Breite auf: Keine Schau der Sensationen, sondern ein in die Anschauung übersetzter Forschungsbericht, der für seine Bestandsaufnahme im Depot schlummernde Schätze aufgestöbert und Restaurierungen auf den Weg gebracht hat. Wie dabei Ausgraben, Bewahren, Sammeln, Präsentieren und Vermitteln aufeinander bezogen und in ihrem komplexen Verhältnis verständlich werden, gibt auch eine Einführung in das Große Projekt Pompeji: Die Schönheit als Paradigma, ja als Schlüssel, die zwei Jahrtausende entfernte Lebenswelt zu lesen.

Die Schau in der Großen Palästra, wo sie die westliche Säulenhalle beansprucht und griechische Graffiti an den Wänden auf sie einstimmen, unternimmt einen Vierschritt, der der Struktur des römischen Hauses folgt: Atrium, Cubiculum, Triclinium, Peristyl. Im Atrium begrüßen den Besucher ein Narziss, der auf einem Fresko selbstverliebt in das ihn spiegelnde Wasser blickt, und eine weiße, aus vielen Fragmenten zusammengefügte Marmorstatue des Priapus, Gott der Fruchtbarkeit und des Überflusses, dessen stattliches Glied Zeugungskraft symbolisiert; ein Tischbein in Gestalt eines Hermaphroditen und das Bild eines detailreich ausgeschmückten Larariums, des Kultschreins einer privaten Domus, stehen gegenüber.

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