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#Die sprachliche Diversitätspolitik ist an ihr Ende gelangt

Die sprachliche Diversitätspolitik ist an ihr Ende gelangt

Die deutsche Sprache an sich ist diskriminierend und ungerecht. Es gibt angeblich schwache und starke Verben, ohne, dass jemand etwas dagegen unternehmen würde, im Gegenteil: Die Zuschreibungen stehen sogar im Duden. Auch das Alphabet mit seiner immergleichen Reihenfolge zementiert seit Jahrhunderten eine Hierarchie, gegen die das indische Kastensystem ein Musterbeispiel für soziale Mobilität ist.

Timo Frasch

Darüber hinaus degradiert die deutsche Syntax Objekte systematisch zu Objekten. Warum sollte nicht einmal ein Objekt an die Stelle des Subjekts oder gar des Verbs treten? Und warum gibt es überhaupt noch männliche und weibliche Artikel: ER sollte nicht immer ein Mann sein müssen und SIE nicht immer eine Frau. Überhaupt ist das grammatikalische Geschlecht eine soziale Zuschreibung.

Durch den sogenannten Lockdown ist der sowieso schon kümmerliche aktive Wortschatz der meisten Deutschen weiter verkümmert, bestimmte Wörter und Formen finden in der Gesellschaft überhaupt nicht mehr statt. Ob Quoten hier hülfen?

Das größte Problem an der deutschen Sprache ist aber, dass sie unglaublich deutsch ist und auf diese Weise die multikulturelle Realität unseres Landes völlig unzureichend abbildet. Manche versuchen das zu heilen, indem sie zum Beispiel „isch“ statt „ich“ sagen. Oder zu einem südländisch aussehenden Kunden in einer Buchhandlung „Wolle neue Buch von de Christian Kracht kaufe?“ Und damit dadurch alles noch viel schlimmer machen.

Synonym ist Trumpf

Dabei gäbe es wunderbare Vorbilder wie etwa den Offenbacher Rapper Haftbefehl, dessen Texte die Sprachen der Welt amalgamieren wie sonst nur die Frankfurter Grüne Soße die zig Kräuter, aus der sie angeblich besteht: „Mach das für die Yugos, Brates, Shqiptars ausm Kosovo/Kurden, Türken, Afghis, Dadas (Dadas), Maghrebs aus Marokko.“ Oder: „Flows von Logen, drum musikalisch, Hafti/Knallst Dom Pérignon für Millen auf Partys“.

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Wie wichtig es ist, Diversität auch in der Sprache zu leben, hat man uns doch eigentlich schon in der Schule beigebracht. Ob man im Aufsatz eine Eins oder eine Drei bekam, entschied sich an der Zahl der unterschiedlichen Ausdrücke des Sagens, die man anstelle von „sagte sie“ verwendete: unterstrich sie, betonte sie, stülpte sie ihr Innerstes nach außen, ließ sie den Menschen mit Nazi-Hintergrund in sich brüllen.

Diese Tradition der sprachlichen Diversität hatte sich zwischenzeitlich bis in die besten Medienhäuser Hamburgs emporgearbeitet. Da durfte man über irgendwelche Ministerpräsidenten nur bei der ersten Erwähnung „Ministerpräsident sowieso“ schreiben. Schon bei der zweiten Nennung musste es dann heißen: der Bergmannssohn. Der Merkel-Vertraute. Die rheinische Frohnatur. Der katholische Zigarilloraucher. Der heimliche Söder-Bewunderer.

Fremdwörter sind gescheitert

Offenbar gab es diese Konvention selbst bei der feinen „New York Times“. Deren einstiger Corona-Fachmann, der gehen musste, weil er das Diversity-Konzept möglicherweise noch nicht ganz verinnerlicht hatte, mokierte sich zuletzt darüber, dass ein Redakteur des Blatts in einem seiner Texte das Wort „Impfstoff“ an manchen Stellen durch „Arzneimittel“ ersetzte, um der Diversität willen. Gut gemeint, aber sachlich falsch. Überhaupt scheint die sprachliche Diversitätspolitik an ihr Ende gelangt zu sein.

Ob einer ein katholischer Zigarillo-Raucher ist, tut, so die neue Lesart, in einem Text, in dem es weder ums Rauchen noch um Religion geht, nichts zur Sache – und könnte daher in diskriminierender Absicht erwähnt worden sein. Das Gleiche gilt für die Erwähnung, dass jemand eine Frau ist, in Texten, in denen es nicht um Sexismus – zum Beispiel in der Jungen Union – geht.

Auch der Versuch, möglichst viele Wörter, insbesondere sogenannte Fremdwörter zu benutzen, um sie immer mehr in die deutsche Sprache zu integrieren, ist längst gescheitert. Denn je distinguierter sich jemand ausdrückt, desto eher gibt er seinem Gegenüber das Gefühl, ein Sprecher zweiter Klasse und in der Sprache nicht behaust zu sein. Das Gerechteste wäre wohl, wenn jeder Mensch seine ganz eigene Sprache sprechen würde. Das würde die Spaltung der Gesellschaft und die Sprachlosigkeit zwischen verfeindeten Grüppchen beenden – und wir würden uns alle wieder besser verstehen.

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