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#Die Superkräfte des Greises

„Die Superkräfte des Greises“

Zweieinhalb Jahre ist es her, da war der amerikanische Schauspieler Samuel L. Jackson, den man nicht weiter vorstellen muss, in einer Kampagne von Alzheimer Research UK zu sehen. In einem Werbevideo stand er neben einem Obstbaum, der sich mit einigen Lichteffekten in ein Gehirn zu verwandeln begann, in der Hand eine Frucht: „Die von einer Alzheimer-Erkrankung verursachten Schäden können dazu führen, dass ein Gehirn 140 Gramm weniger wiegt als ein gesundes. Das ist in etwa das Gewicht einer Orange.“

„Fast mein ganzes Leben von Alzheimer umgeben“

Auf der Homepage der gemeinnützigen Einrichtung ergänzte Jackson: „Ich war fast mein ganzes Leben von Alzheimer umgeben.“ Sein Großvater, seine Mutter, deren Mutter, ihr Bruder, ihre Schwester – sie alle erkrankten an Demenz. Väterlicherseits war eine Tante betroffen. Es muss fürchterlich gewesen sein. „Mein Großvater war in meiner Kindheit mein bester Freund. Als ich sah, dass er mich nicht mehr erkannte, brach es mir das Herz.“

Man muss diesen Auftritt nicht kennen, wenn jetzt bei Apple die sechsteilige Miniserie „The Last Days of Ptolemy Grey“ anläuft. Allerdings erklärt der enge persönliche Bezug zum Thema Demenz, weshalb sich Samuel L. Jackson hier in der Rolle eines Alzheimer-Kranken so eindrucksvoll in Szene setzt. Der leere Blick, der schleppende Gang, die plötzliche Angst und das tief ins Gesicht eingeschriebene Entsetzen über sich selbst: All das wirkt echt.

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Im Mittelpunkt der Story, die auf einem 2010 veröffentlichten Roman von Walter Mosley basiert, stehen ein vereinsamter Greis, ein kaum volljähriges Mädchen, ein Mord und ein als „teuflisch“ beschriebener Pakt mit einem Forscher.

Der Greis heißt Ptolemy Grey. Er lebt in einem ärmlichen Viertel von Atlanta, und dass er in seiner Wohnhöhle aus Hausrat und Dreck überlebt, verdankt er eigentlich nur seinem Neffen Reggie (Omar Benson Miller), der den Onkel hin und wieder besucht oder zum Arzt bringt. Dort stellt sich heraus: Greys Demenz-Erkrankung schreitet schnell fort. Der freundliche Alte wird bald kaum noch in der Lage sein, allein zu leben.

Kurz darauf ist Reggie fort. Er wurde auf der Straße von einem Unbekannten erschossen – aber das bekommt Grey, der sich immer stärker in Gedankensplittern verliert und unter einem Hagel von Flashbacks leidet, erst auf der Trauerfeier für Reggie mit. Er bricht am Sarg zusammen, vergisst es gleich wieder und wird fortan von Robyn (Dominique Fishback) gepflegt, einem Mädchen aus einfachen Verhältnissen. „The Last Days of Ptolemy Grey“ scheint ein Rührstück zu werden, das mit demselben Erfolgsrezept arbeitet wie Dieter Hallervordens Tragikomödie „Honig im Kopf“: Jung und Alt, herzerwärmend vereint.

Hoffnung auf ein neues Medikament

Aber die Story um die ziemlich besten Freunde Robyn und Grey ist auch ein Krimi mit einem Touch von Science-Fiction. Der abgeklärte Forscher Dr. Rubin (Walton Goggins) tritt in Erscheinung. Sein Team hat einen Wirkstoff entwickelt, der das Gehirn von Alzheimer-Kranken zumindest temporär wiederherstellen kann, und nun sucht er Freiwillige, die das unausgereifte Produkt ohne Angst vor den heftigen Nebenwirkungen und dem beschleunigten körperlichen Verfall im Nachgang erproben.

Ptolemy Grey lässt sich darauf ein. Eine Spritze später kann er klar denken, nach einer zweiten beinahe alles erinnern, was ihm jemals geschah – das Schöne ebenso wie das Schlimme.

Zu erfahren ist, mit welch traumatischen Erlebnissen seine Kindheit in Mississippi verbunden war, wie er in den Siebzigern seine abgöttisch verehrte Frau Sensia (Cynthia Kaye McWilliams) traf. Grey erinnert sich nicht zuletzt daran, wer ihm nach seiner Erkrankung half und wer nicht. Und mit seiner neuen, zeitlich begrenzten Supererinnerungskraft beschließt er nun auch den Mörder von Reggie zu suchen. Das glaubt er seinem Neffen schuldig zu sein.

Spannung mag in diesem konstruierten Kriminalseitenstrang nur bedingt aufkommen, aber das erwartet auch niemand. Wie die anderen guten Demenzfilme der letzten Jahre, etwa „Still Alice“ mit Julianne Moore oder „The Father“ mit Anthony Hopkins, konfrontiert „The Last Days of Ptolemy Grey“ nachdenklich und schonungslos, manchmal auch in ein wenig märchenhafter Form mit den eigenen Ängsten – jenen vor einer persönlichen Erkrankung und jenen vor der Erkrankung eines Familienmitglieds. Das ist eine Herausforderung, aber auch ein Gewinn.

The Last Days of Ptolemy Grey läuft bei Apple TV+.

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