#Die Taliban und das Geld
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„Die Taliban und das Geld“
Dass die Taliban Afghanistan innerhalb weniger Wochen überrennen konnten, liegt nicht nur an ihrer militärischen Stärke und dem Ruf von Erbarmungslosigkeit, der ihnen vorauseilt. Es liegt auch am schnöden Geld. Und vielleicht an Mullah Yaqoob, der es den Taliban wohl besorgt hat.
Vieles ist unsicher, genaue Informationen über die Taliban sind im Westen schwer zu bekommen. Die wesentlichen Quellen über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Taliban sind ein öffentlicher Bericht der Vereinten Nationen, der sich nicht zuletzt aus westlichen Geheimdienst-Informationen speist, und ein geheimer Bericht an die Nato, dessen zentrale Aussagen öffentlich geworden sind. In diesem Bericht wurde schon im Herbst des vergangenen Jahres gewarnt, die wachsende Finanzkraft der Taliban mache sie gefährlicher. Sie seien inzwischen finanziell unabhängig, selbst ohne Unterstützung ausländischer Bürger und Regierungen hätten sie jetzt genug Geld. Und das war offenbar nicht zuletzt das Werk von Mullah Yaqoob.
Zwei weitere Geldquellen für die Taliban
Yaqoob wurde 1990 geboren, er ist der älteste Sohn von Taliban-Gründer Mullah Omar. Nach dessen Tod wäre Yaqoob ihm gerne als Chef nachgefolgt, konnte sich aber nicht durchsetzen. Stattdessen gründete er eine Finanzkommission, um seine Position innerhalb der Taliban zu verbessern und um die Organisation mit Geld zu versorgen. Das tat er auf eine Weise, die eigentlich nicht zu einer religiösen Terrororganisation passt.
Von Yaqoobs Vater ist überliefert, er habe nicht mal eine richtige Buchhaltung gehabt; das Taliban-Finanzministerium habe im Prinzip so funktioniert, dass Omar Bargeld angehäuft und wieder ausgegeben habe. Das Geld kam zum Teil als Geschenk aus anderen Ländern, sei es von Privatleuten oder von den Regierungen, aus Pakistan und Iran, aber auch aus einigen Golfstaaten wie Saudi-Arabien und Qatar. Zum Teil kam es aus dem Anbau von Schlafmohn und aus dem Verkauf von Heroin und Crystal Meth, zum Teil war es Lösegeld für entführte Bürger anderer Staaten.
Werktags um 6.30 Uhr
Das änderte sich offenbar mit Yaqoob. Er richtete sein Augenmerk auf zwei weitere Geldquellen, welche die Taliban in den von ihnen kontrollierten Regionen anzapften. Erstens Zölle und Steuern: Die Taliban erheben von Bauern den Zehnten und zusätzlich eine Vermögensteuer. Zweitens der Bergbau: Afghanistan ist ein rohstoffreiches Land. Kupfererz und Kohle, Gold und Edelsteine finden sich in den Bergen. Künftig werden auch seine seltenen Erden bedeutend werden – Bodenschätze, die für die Elektrifizierung der Welt von Bedeutung sind. Das afghanische Vorkommen an Lithium, dem Metall für moderne Akkus, könnte sogar das größte der Welt sein.
Mullah Yaqoob veranlasste offenbar, dass die Taliban gezielt in diejenigen Regionen vordrangen, in denen es lukrative Bergwerke gibt. Im Juni hieß es in einem Bericht des UN-Sicherheitsrates, die Taliban hätten die Kontrolle über 280 Bergbauregionen des Landes, nur 281 stünden unter Kontrolle der Regierung (und weitere 148 würden von lokalen Anführern kontrolliert).
Einnahmen schätzungsweise um rund 60 Prozent gesteigert
„Aus der Sicht des Politikwissenschaftlers ist das eine bizarre Kombination, weil kriminelle Aktivitäten mit quasistaatlichem Handeln kombiniert werden“, sagt Markus Kaim, Afghanistan-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik. Auch der sogenannte „Islamische Staat“ in Syrien funktioniere so ähnlich.
Den Taliban hat diese Vorgehensweise offenbar Geld gebracht. In den vergangenen Jahren haben sie ihre Einnahmen Schätzungen zufolge um rund 60 Prozent gesteigert. Sonderlich präzise sind diese Schätzungen aber nicht. Je nach Quelle belaufen sich die Gesamteinnahmen der Taliban auf mindestens 300 Millionen und höchstens 1,6 Milliarden Dollar im Jahr. Von den 1,6 Milliarden Dollar sollen jeweils mehr als 400 Millionen Dollar aus dem Bergbau und den Drogengeschäften stammen, dazu kämen jeweils 250 Millionen Dollar an Spenden aus dem Ausland und aus Exporten, weitere 160 Millionen seien Steuern.
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