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#In dieser Rolle zeigt sie ihren ganzen Spielwitz

„In dieser Rolle zeigt sie ihren ganzen Spielwitz“

Wenn der Pianist Javier Perianes, selbst Andalusier, südspanisch inspirierte Stücke von Manuel de Falla, Enrique Granados und Isaac Albéniz spielt, am beeindruckendsten in jenen stilleren Episoden, wo eine süß angemüdete, staubig hitzestille Atmosphäre die Töne dämpft; oder wenn die Flamenco-Matriarchin María Pagés mit ihrer Compagnie eine wild-schmerzliche, dabei streng ritualisierte und hier rein weiblich vermittelte Erotik zelebriert – dann rückt Sevilla ganz nahe: jene Stadt, die im sechzehnten Jahrhundert eine der größten und durch den spanischen Überseehandel auch reichsten der Welt war. Die damaligen Prägungen, eine ebenso exquisite wie explosive Mischung von Geschäftsgeist und Sendungsbewusstsein, rauschhafter Lebenslust und demütiger Frömmigkeit, wirken bis heute in Stadtbild und Geist der Kommune weiter.

Vor allem aber haben sie die Stadt und ihr Umland über Jahrhunderte hin zu einem Ort sehnsüchtiger Faszination für viele Künstler, besonders die Opernkomponisten gemacht. Von 153 Musiktheaterstücken, die in und um Sevilla spielen, schreibt Salzburgs Pfingstfestspiel-Intendantin Cecilia Bartoli in ihrem sehr persönlichen Geleitwort für die diesjährigen, ganz dieser Stadt gewidmeten Aufführungen. Mögen Paris, Wien oder Rom als Handlungsorte musikalischer Tragödien und Komödien vielleicht noch ein paar Angebote mehr zu verbuchen haben – im ewigen Musikbühnenkanon ist keiner so oft vertreten wie die südspanische Metropole mit „Figaros Hochzeit“, „Don Giovanni“, „Fidelio“, „Carmen“ und natürlich Rossinis „Barbier von Sevilla“.

Beeindruckende Solo-Performances

Wobei kurioserweise keiner von deren Komponisten Sevilla selbst gesehen hat. Alle empfingen den Genius Loci sozusagen per Fernübertragung – was dem aktuellen Besucher umgehend die ebenso frech-fröhliche wie hintergründige Geschichte einer angeblich windgezeugten Jungfrauenschwangerschaft assoziierte, die, begleitet von Christina Pluhars „L’Arpeggiata“-Ensemble, durch die umwerfend temperamentvolle, gleichermaßen gefühlsinnige wie plapperkräftige Luciana Mancini vorgetragen wurde.

Es war nur eine von vielen mitreißenden Sololeistungen in diesem Programm um die Wechselwirkungen zwischen der spanischen Eroberer- und Missionarskultur und den indigenen Traditionen Lateinamerikas; die vielleicht verblüffendste kam vom venezolanischen Gastspieler Rafael Mejias, der mit nichts weiter als zwei rasselnden Maracas atemberaubend artistische Rhythmusverknotungen kreierte – eine bei aller Konzentration gelöst-heitere Performance, wie sie für die ganze bald augenzwinkernde, bald erotisch aufgeladene Folge mit ihrer Verknüpfung von Gesang, Tanz, Aktion und Instrumentalem charakteristisch war, wo sich Klänge aus dem „Siglo de Oro“ organisch mit Folklore und Populärkunst zusammenfanden.

In Sevilla selbst kann man, palmenbeschattet und direkt an der Mauer des Alcázar-Gartens, den vorgeblichen „Balcón de Rosina“ nebst anliegender Gastwirtschaft besuchen – eine Hommage an jene Rossini-Oper, die den Namen der Stadt bis heute in alle Welt trägt: ein lebenszugewandter Ort, wie gemacht für heiter-gelassene, angeregt genussvolle Zeitpassagen. Solch ein sonnenhell-mediterraner Geist ist freilich kaum der unserer aktuellen Tage, und in der Salzburger Inszenierung wurde er eher durch das transparent-feinnervige Spiel der Musiciens du Prince – Monaco und ihres belcantokundigen Chefs Gianluca Capuano transportiert als durch Rolando Villazóns Regie, die den Plot in die dämmerigen Kulissenräume einer Filmproduktionsfirma der Hollywood-Frühzeit versetzte.

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