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#Die Tränen der Bielefelder Klubikone

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Die Tränen der Bielefelder Klubikone

Sie wollten den Ort der Glückseligkeit gar nicht verlassen und feierten ihren Saisontriumph noch zwei Stunden nach Abpfiff in der Gästekabine des VfB Stuttgart. Der Charterflieger, der die Bundesliga-Mannschaft des DSC Arminia Bielefeld zurück in die Heimat brachte, musste ein wenig länger warten, ehe die Mannschaft nach ihrer improvisierten Klassenverbleibsparty im Ländle eincheckte. Das Team, dem fast alle Experten den sofortigen Wiederabstieg prophezeit hatten.

Denkste! Die sperrigen und aufeinander eingeschworenen Ostwestfalen, in der vorigen Saison mit zehn Punkten vor Stuttgart zum Zweitligameister gekürt, hatten auch am Tag der Entscheidung an sich geglaubt und auf die eigene Qualität vertraut. Der 2:0-Sieg, der die letzten Zweifel vertrieb, war die logische Konsequenz einer konzentrierten Leistung, untermauert durch den größeren Willen der Bielefelder gegen einen Gegner, der zum Saisonschluss nicht mehr die letzten Reserven mobilisieren konnte.

Beim Toreschießen war zuerst der Bielefelder Kapitän und Rekordtorschütze Fabian Klos gefragt, der bis zu seiner Elfmetergelegenheit nach Ahamadas Foul am davonsprintenden Japaner Okugawa eher unscheinbar und dem Anschein nach ein wenig nervös bei der Arbeit wirkte. Nicht aber in der 66. Minute, nachdem er und sein vertrauter Angriffskollege Andreas Voglsammer Augenkontakt aufgenommen hatten.

„Das verdient keiner wie du“

„Es wirkte so wie: Vogi, schieß du“, interpretierte der Oberbayer den suchenden Blick seines niedersächsischen Partners. „Aber ich habe ihm gesagt, du bist unsere Nummer eins und nicht gefoult worden. Schieß ihn rein, den Schuss ins Glück verdient keiner so wie du.“ Die Vereinsikone war sich „der Wichtigkeit dieses Schusses bewusst“, tat, wie ihm geheißen – und blieb in dem Moment, da sich die Tür zum Klassenverbleib erstmals weit öffnete, kalt bis ans Herz, obwohl er vorher einen „hohen Puls“ verspürt hatte.

Der bis zu seinem Fehlschuss beim Strafstoß gegen Schalke vor ein paar Wochen unfehlbare Elfmeterschütze war auf den Punkt da, als er gebraucht wurde, „verlud“ Torhüter Kobel und schoss den Ball flach und unhaltbar ins linke Toreck. Es war das Signal, nun aber das Momentum zu nutzen und rasch nachzulegen. Das tat der Japaner Ritsu Doan sechs Minuten später, als er einen Bielefelder Schnellangriff initiiert hatte, von Voglsammer per Hacke angespielt wurde, zwei Stuttgarter ausgespielt hatte und den Ball flach an Kobel vorbei zum 2:0 für Bielefeld ins Netz schoss.

Damit war der Boden für die Saisonabschlussparty der Arminen im Ländle bereitet. Der 33 Jahre alte Klos, seit zehn Jahren in Bielefeld und dort zu einer Klubikone aufgestiegen, brauchte jedoch ein paar Momente für sich allein, als das Spiel vorbei und seine Mannschaftskameraden schon in Partylaune waren. Der Anführer, kurz vor Schluss ausgewechselt, saß auf der Bank und weinte – vor Glück und weil „dann was hochkommt, wenn du dein Ziel erreichst“.

Ihn hatten die vorangegangenen Wochen, in denen er auch, mutmaßlich erfolgreich, um eine nochmalige Verlängerung seines Vertrages mit seinem Herzensverein gekämpft hat, so mitgenommen, dass er sich seinen Emotionen hingeben musste. Als die Tränen getrocknet und tiefer Zufriedenheit gewichen waren, fand Klos den Saisonertrag dieser ersten Erstliga-Saison nach elf Jahren in der Zweit- und Drittklassigkeit „mindestens vergleichbar mit dem Aufstieg in der vorigen Saison“.

Entsprechend ausgelassen bejubelten die Gewinner des Tages den wichtigsten Sieg ihrer Bundesliga-Comeback-Spielzeit. Die bei solchen Anlässen übliche Bierdusche verpassten sie ihrem Trainer Frank Kramer, der Anfang März den ermattet anmutenden Aufstiegshelden Uwe Neuhaus ablöste, und der genoss den Moment wie eine wohlverdiente Erfrischung. Der Coach stabilisierte die vor allem defensivstarke Arminia (elf Zu-Null-Spiele) rund um den fabelhaften Torwart Stefan Ortega Moreno und den jugendlichen Abwehrchef Amos Pieper derart nachhaltig, dass die Bielefelder von den acht Partien zum Ende der Saison nur eine verloren.

Unverhohlen gab der manchmal noch jungenhaft anmutende Allgäuer zu, dass dies der bisher größte Tag seiner bisher gar nicht besonders auffälligen Karriere gewesen sei. „Für mich ist das eine Sensation. Ich bin unfassbar stolz, Teil dieser Gruppe zu sein.“

Schuss ins Glück: Klos schickt Kobel in die falsche Ecke.


Schuss ins Glück: Klos schickt Kobel in die falsche Ecke.
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Bild: AFP

Dabei mussten die Geschäftsführer Samir Arabi, der für den sportlichen Teil verantwortlich ist, und Markus Rejek, der die kaufmännische Leitung hat, aus wenig viel machen, um die Arminia für die Bundesliga fit zu machen. Der nach wirtschaftlich turbulenten Jahren 2018 sanierte Klub ging mit dem Minietat von 22 Millionen Euro für die Mannschaft in das wirtschaftlich ungleiche Rennen mit der gestandenen Konkurrenz – und behauptete sich trotzdem.

Frei nach dem von Arabi erfundenen Leitspruch, dass die Bielefelder mit einem „Schlauchboot gegen siebzehn Motorboote“ antreten mussten. Am Ziel war das schlau navigierte Schlauchboot drei vermeintlich flotteren Konkurrenten voraus. Kein Wunder, dass sich die Bielefelder mit einem blauen T-Shirt zur Feier des Tages schmückten. Darauf zwei Paddel und das Gruppenlob für die Bielefelder Wellenbrecher: „Gut gepaddelt!“.

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