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#Die überwältigende Hilfsbereitschaft nach der Flut

Die überwältigende Hilfsbereitschaft nach der Flut

Altenahr gleicht noch immer einem Kriegsgebiet. In langen Schleifen windet sich hier die Ahr durch das schmale Tal. Bei der Hochwasserkatastrophe schossen daher die Wassermassen mit ungeheurer Wucht mitten durch die Häuser. Auch etwa zwei Wochen nach der Katastrophe ist noch alles voller Schutt und Schlamm. Der Friedhof ist verwüstet, viele Häuser sind schwer beschädigt. Viele davon reißt das Technische Hilfswerk mit schwerem Gerät ab. Gepanzerte Fahrzeuge der Bundeswehr sind unterwegs und immer wieder Rettungsfahrzeuge. Mitten durch all den Schutt und Lärm laufen an diesem Tag einige freiwillige Helfer auf der Suche nach jemandem, den sie unterstützen können. Aber das ist schwieriger als gedacht.

Julian Staib

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Am Morgen hatten sich die Helfer mit Hunderten weiteren Freiwilligen auf einer großen Wiese hoch oberhalb des Ahrtals versammelt. Viele mit Schaufeln über der Schulter, in Gummistiefeln, schon braun gebrannt von ihren Einsätzen unten im Tal.

„Es werden noch unzählige Helfer benötigt“

Der Katastrophe folgt eine beeindruckende Welle der Hilfsbereitschaft, und die große Wiese ist gewissermaßen ihr Mittelpunkt. Von hier werden die Helfer auf die Orte verteilt. Thomas Pütz hat zusammen mit einem anderen Unternehmer aus der Region die Initiative „Helfer-Shuttle“ gegründet. Er hat selbst unten in Neuenahr ein Geschäft, das unter Wasser stand. Der Bedarf für die Hilfe wird auf Zuruf aus dem Tal gemeldet. Das Problem dabei: Unten gibt es vielerorts weiterhin kein Handynetz. Und: Bedarf gibt es viel.

Alles muss raus: Helfer in einem von der Flut betroffenen Häuser in Altenahr Anfang der Woche


Alles muss raus: Helfer in einem von der Flut betroffenen Häuser in Altenahr Anfang der Woche
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Bild: Michael Braunschädel

Auf der Wiese geht es am Morgen recht chaotisch zu, aber die Leute bleiben ruhig, versammeln sich fröhlich hinter den Ortsschildern, die auf dem Boden stehen. Marienthal, Dernau, Walporzheim, Bad Neuenahr, Rech, die Liste der zerstörten Orte ist lang. Manche werden gezielt mit Privatautos angefahren, „Helfer-Shuttle“, steht auf Zetteln, die an den Scheiben kleben. An einem Auto hängt ein Anhänger voll mit Menschen. Andere Freiwillige steigen in Busse. Sie fahren die Orte nacheinander ab. Etwa 1800 Helfer seien es täglich, sagt Pütz. Am Freitag seien es sogar 3200 gewesen.

Etwa dreißig von ihnen begleiten wir an diesem Tag runter ins Tal nach Altenahr in einem großen Gelände-Lkw. Der ist von RWE, so wie der Fahrer, und der sagt, normalerweise fahre er damit Besuchergruppen durch den Tagebau oder aber inhaftierte Umweltaktivisten. Nun sitzen Fluthelfer darin, ältere Leute, aber auch viele junge. Darunter ein Lehrer im Urlaub, andere haben sich extra freigenommen. Manche kennen jemanden im Tal, der betroffen ist, andere wollen helfen aufgrund der Bilder, die sie im Fernsehen sahen. Viele sind heute zum ersten Mal dabei, schauen staunend aus dem Fenster. „Unvorstellbar“, sagen sie immer wieder.

Cheforganisator Thomas Pütz (vorne) während der Koordination der Helfer.


Cheforganisator Thomas Pütz (vorne) während der Koordination der Helfer.
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Bild: Michael Braunschädel

Der Bus muss an Polizeikontrollen stoppen, die Zufahrt ins Tal ist beschränkt. Am Wochenende war aufgrund der vielen Helfer der Verkehr kollabiert. Bis vorerst Freitag dürfen daher nun nur noch Anwohner und Rettungskräfte in die betroffenen Orte – sowie die freiwilligen Helfer per Shuttle. Ihre Dienste seien „ausdrücklich erwünscht“, sagte kürzlich Begoña Hermann, Vizepräsidentin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) des Landes Rheinland-Pfalz, die den Katastropheneinsatz leitet. „Es werden noch unzählige Helfer benötigt.“

Doch die Arbeit ist gefährlich. Das sagt auch Pütz, wenn er die Leute mit wenigen Worten einweist. Er warnt sie etwa, nicht in leer stehende Häuser zu gehen. Auch die Fahrer in Bussen weisen darauf hin. Von roten Eimern, sagt einer von ihnen, sollten sich die Helfer fernhalten. „Rot ist tot.“ Damit würden Stellen markiert, an denen sich Leichen befänden.

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