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#Testosteron beeinflusst Erfolg weniger als gedacht

Testosteron beeinflusst Erfolg weniger als gedacht

Hat ein hoher Testosteronspiegel positive Einflüsse auf Einkommen und Gesundheit? Davon gingen Wissenschaftler vor allem bei Männern lange aus. Eine neue Studie zeigt jedoch, dass die Kausalität wahrscheinlich eher umgekehrt ist: Nicht ein hoher Testosteronspiegel macht erfolgreich, sondern Erfolg erhöht den Testosteronspiegel. Zu diesem Schluss kommen die Forscher anhand einer Analyse der genetischen, gesundheitlichen und sozioökonomischen Daten von über 300.000 Personen aus Großbritannien.

Zahlreiche Studien haben Testosteron bei Männern mit dem sozioökonomischen Status und der Gesundheit in Verbindung gebracht. Demnach sind Männer mit hohem Testosteronspiegel besonders risikofreudig und durchsetzungsstark, arbeiten häufiger als Selbstständige oder in Führungspositionen, haben ein höheres Bildungsniveau, verdienen mehr Geld und sind seltener übergewichtig. „Beobachtungsstudien an Erwachsenen, bei denen der Testosteronspiegel und die möglichen Auswirkungen zusammen gemessen werden, sagen allerdings wenig über die Kausalität aus“, gibt ein Forschungsteam um Sean Harrison von der University of Bristol in Großbritannien zu bedenken.

Genetik als Grundlage

Um herauszufinden, ob tatsächlich Testosteron Erfolg und Gesundheit beeinflusst, oder ob andersherum die sozioökonomischen Umstände auf den Testosteronspiegel einwirken, wählten die Forscher einen anderen Ansatz: die sogenannte Mendelsche Randomisierung. Dazu identifizierten Harrison und seine Kollegen zunächst genetische Varianten, die mit einem höheren Testosteronspiegel verbunden sind, und untersuchten dann, wie diese Varianten mit Erfolg und Gesundheit zusammenhängen. Da der genetische Code eines Menschen bereits vor der Geburt festgelegt ist, können diese Ergebnisse nicht durch spätere Lebensereignisse verzerrt sein.

Eine Assoziation zwischen der genetischen Veranlagung für hohen Testosteronspiegel und Erfolg im späteren Leben würde daher stark darauf hindeuten, dass Testosteron tatsächlich einen ursächlichen Einfluss hat. Grundlage für die Erhebung war ein umfangreicher Datensatz von 306.248 britischen Männern und Frauen aus der UK Biobank.

Soziale Auswirkungen überbewertet

Das Ergebnis: Betrachteten die Forscher lediglich Assoziationen zwischen dem Testosteronspiegel im Erwachsenenalter und dem Erfolg, bestätigten ihre Resultate frühere Studien, laut denen Männer mit mehr Testosteron ein höheres Haushaltseinkommen hatten, in besseren Wohngebieten lebten und mit größerer Wahrscheinlichkeit einen Hochschulabschluss und einen qualifizierten Arbeitsplatz hatten. Bei Frauen war ein höherer Testosteronspiegel mit einer niedrigeren sozioökonomischen Position verbunden. Ebenfalls im Einklang mit früheren Erkenntnissen wurde ein höherer Testosteronspiegel bei Männern mit einem besseren und bei Frauen mit einem schlechteren Gesundheitszustand sowie bei Männern mit einer höheren Risikobereitschaft in Verbindung gebracht.

Doch der Blick auf die genetischen Daten zeigte: All diese Assoziationen waren kaum mit der genetischen Veranlagung für einen hohen Testosteronspiegel verbunden. „Die Effektgrößen waren kleiner und die Unsicherheitsintervalle größer“, berichten die Forscher. „Es gab kaum Hinweise auf Effekte von Testosteron auf irgendeinen Outcome.“ Harrisons Kollegin Amanda Hughes erklärt: „Es herrscht die weit verbreitete Meinung, dass der Testosteronspiegel eines Menschen seinen weiteren Lebensweg beeinflussen kann. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass seine sozialen Auswirkungen trotz der vielen Mythen, die sich um Testosteron ranken, möglicherweise überbewertet wurden.“

Falsche Kausalität

Stattdessen kommt aus Sicht der Forscher eine umgekehrte Kausalität in Frage. „Es ist bekannt, dass chronischer Stress den Testosteronspiegel senken kann. Psychosozialer Stress durch sozioökonomische Benachteiligung könnte daher den Testosteronspiegel ebenso wie weitere Gesundheitsaspekte beeinflussen“, erläutern sie. Zudem sei denkbar, dass eine gute Gesundheit sowohl den Testosteronspiegel erhöht als auch den beruflichen Erfolg fördert. Auch die Wahrnehmung des eigenen Erfolgs könnte eine Rolle spielen: „In Studien über Sportwettkämpfe wurde festgestellt, dass der Testosteronspiegel bei den Gewinnern höher ist als bei den Verlierern“, berichtet Hughes.

„Zusammenfassend deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass viele zuvor berichtete Assoziationen von Testosteron mit sozioökonomischem Erfolg, Gesundheit und Risikobereitschaft wahrscheinlich nicht kausal sind“, so die Forscher.

Quelle: Sean Harrison (University of Bristol, UK) et al., Science Advances, doi: 10.1126/sciadv.abf8257

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