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#Die unbekannten Nachbarn

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„Die unbekannten Nachbarn“

Wenn man Deutsche fragt, ob sie Popmusik auf Französisch kennen, fällt ihnen oft keine ein. Oder sie nennen etwas ganz Altes. Warum tut man sich hierzulande immer noch so schwer mit neuer frankophoner Musik?

Es kommt ja immer darauf an, wen man so fragt. Eine Künstlerin wie Zaz ist dank Millionen-Verkäufen ihres Debütalbums auch zehn Jahre später noch vielen ein Begriff. Wenn Louane oder Cœur de pirate auf Tour gehen, spielen sie in großen Hallen und füllen sie auch. Im Radio haben es viele frankophone Sänger und Sängerinnen schwer, weil es dort Vorbehalte gibt, die man einfach nicht aus den Köpfen kriegt. Das Französische gilt dort als Sprache für Intellektuelle. Aber so eine Sprachhürde haben natürlich auch Italiener oder Spanier zu überwinden, wenn sie in ihrer Muttersprache singen. Trotz allem haben wir die Erfahrung gemacht, dass man in Indie-Maßstäben auch mit Neuem Chanson erfolgreich sein kann. Bei uns sind da Fredda und Françoiz Breut gute Beispiele. Für beide ist das deutsche Publikum sehr wichtig geworden. Und in den Kultursendern werden sie auch gespielt.

Als sie vor zwanzig Jahren die erste Kompilation von „Le Pop“ aus der Taufe hoben, schien es, dass mit Namen wie Benjamin Biolay oder Françoiz Breut junge französische Popmusik sich hier etablieren könnte. Heute muss man ehrlich sagen: In der Masse hat das nicht funktioniert, und die sehr erfolgreichen französischen Popgruppen der letzten beiden Jahrzehnte, man denke etwa an Air oder Daft Punk, singen auf Englisch – oder?

Wir sind nicht mit dem Anspruch angetreten, das Neue Chanson in Massen unter die Leute zu bringen. Wir wollten, dass es überhaupt mal wahrgenommen wird. Bevor wir mit der „Le Pop“-Serie angefangen haben, gab es hier schlicht keinen, auch keinen kleinen Markt dafür. Damals war man schon in vier Stunden mit dem Thalys von Paris in Köln, aber die Musik hat es schlicht nicht über die Grenze geschafft. Heute haben wir immerhin eine Nische etabliert, ein Pu­blikum, das mit Interesse verfolgt, was in Frankreich passiert.

Jüngst gab es wieder einen Vorstoß in der Europäischen Union, das Englische zurückzudrängen und insbesondere Französisch mehr zu pflegen. Insgesamt scheint das aber eine geschlagene Schlacht zu sein, meinen Sie nicht?

Ein Export-Experte von einem Pariser Label hat zu mir mal gesagt: „Never fight against, always fight for.“ Auch wenn das jetzt unpassenderweise ein englisches Zitat ist, sehe ich das genauso. Sieht man es als Konkurrenz der Sprachen, hat man neben dem Englischen und dem Deutschen hierzulande keine Chance. Wenn man aber die künstlerischen Fähigkeiten der Protagonisten herausstellt, haben frankophone Sänger genauso gute Möglichkeiten, ihr Publikum zu finden. Ob die Sprachen darüber hinaus politisch geschützt werden sollten, weiß ich nicht. Da bin ich eher ein Anhänger von Diedrich Diederichsen, der mal gesagt hat, wir brauchten keine Quoten für deutsche Musik, wir brauchten eine Quote für gute Musik. Das gilt natürlich auch für französische. Dann wäre vieles einfacher.

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