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#Die ungeheuerliche, grausamste Entscheidung der Weltgeschichte

Nichts ist so charakteristisch für die geistige und moralische Erkrankung unserer Zeit wie die Tatsache, dass uns gerade in dem ungeheuerlichen Drama, durch das wir seit neun Jahren hindurchgehen, der Sinn für Tragik ganz abhandengekommen zu sein scheint. Tragik, vergessen wir es doch nicht, ist Größe, ist Haltung. Und die Voraussetzung dafür ist vor allem der klare Wille, die Dinge im Bewusstsein so zu realisieren, wie sie sind. Wir aber schwanken gern zwischen einem Optimismus, der sich in haltlosen Illusionen wiegt, und einer Panikstimmung, die nicht minder haltlos ist. Wie stellten sich ganz große Schichten zu der Zerstörung der Währung, in der sich die Tragödie Deutschlands äußerlich am sichtbarsten manifestiert?

Sie sahen lange Zeit nichts darin als die gute Gelegenheit zu spekulativer Bereicherung: das grausige Sterben großer Volksteile, der hoffnungslose Verfall hoher Kulturgüter ließ sie kalt. Jetzt aber scheinen sie in das umgekehrte Extrem zu verfallen: Eine Katastrophenangst macht sich breit, die natürlich nur zu der gleichen Parole verführt – rette sich, wer kann. Die richtige Parole aber muss sein, das Ganze zu retten. Und dazu gehört die Abwehr der Furcht, die ebenso gemein macht wie das Genießen – gehört allerdings auch Ehrfurcht, Tatwille und – leider: denn das ist so selten zu haben! – Bereitschaft zum Opfer.

Zu Beginn dieses verhängnisvollen Jahres stand der Dollar etwa 7000 Mark; Ende März stand er 21.000, Ende April 30.000, Ende Mai 70.000 Mark; in den noch nicht drei Wochen des Juni ist er neuerdings auf mehr als das Doppelte hinaufgeschnellt. Die Mark ist auf ein Vierzigtausendstel ihres Friedenswertes und noch tiefer heruntergestürzt. Was diese paar Zahlen der Vernichtung an Not und Jammer in sich schließen, wollen wir heute nicht sagen; wir haben es oft genug mit lauter Mahnung getan zu einer Zeit, als es darauf ankam, sich dieser Vernichtung entgegenzuwerfen, um sie nicht zu äußerster Vollendung kommen zu lassen.

Heute ist sie vollendet. Und damit stehen wir, wenn wir nach der Gegenwart und nach Möglichkeiten der Weiterexistenz in den nächsten Wochen und Monaten fragen, vor einer Lage, über die man mit paradoxer Übersteigerung, einem guten Gegengift gegen übertriebene Furcht, auch sagen könnte, es komme auf eine Null mehr oder weniger schon nicht mehr an! Das klingt zynisch und enthält in Wahrheit doch einen furchtbaren Ernst.

Fürsorge: Das Wort klingt nach Milde und Güte

Zweierlei ist Tatsache. Zunächst: Die Mark ist im Auslande nicht mehr absetzbar. Das war schon einmal, vor ein paar Monaten, so. Dann hatte das Ausland sich wieder an die Kurse gewöhnt und hatte, angereizt durch die zeitweilige Marktbesserung infolge der Stützungsaktion, doch wieder Mark als Warenzahlung angenommen. Nun scheidet das aus. Wir werden jetzt Einfuhr gegen Noten nicht mehr erhalten; die Besteuerung, die wir dem Auslande durch unseren Währungsverfall auferlegt haben – eine der schlimmsten Quellen für die fortbestehende misstrauische Abneigung der Welt gegen uns – dürfte jetzt erschöpft sein. Wollen wir weiterhin mehr einführen, als wir durch Ausfuhr bezahlen, so wird das nur durch ausländische Fremdwährungskredite oder, was sehr viel gewichtiger ist, durch Hingabe von Kapitalteilen an das Ausland möglich sein: Die Überfremdung, die durch Verkauf von Aktien, von Grundstücken, von Geschäftsbeteiligungen an Ausländer schon in den letzten Monaten ständig gewachsen ist, wird dadurch einen neuen Anstoß erfahren.

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