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#Die Wut der Angehörigen auf den Staat

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Die Wut der Angehörigen auf den Staat

„Für den Helden Vili-Viorel Păun“ heißt es auf dem Kreuz, das auf dem schmalen Grünstreifen zwischen Parkplatz und Discounter steht. Dort wurde Păun in seinem Auto erschossen, in jener Nacht, die Hanau ins Mark traf. Danach lief der Täter in den Kiosk und in die angrenzende Bar. Die Videoaufnahmen der dortigen Überwachungskameras zeigen, wie schnell und wie geübt er vorging. Nur wenige Sekunden hielt er sich in den Räumen auf. Er schoss gezielt auf alle, die er sah. Auf den Aufnahmen fallen die Menschen der Reihe nach zu Boden. Neun Personen ermordete der Täter bei dem rechtsextremen Anschlag am 19. Februar. Dann erschoss er seine Mutter und sich selbst.

Julian Staib

Julian Staib

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Marlene Grunert

Anders als bei früheren Terrorakten stehen seitdem die Namen der Getöteten im Vordergrund, auch weil kein Mörder lebt, gegen den es ein Verfahren geben könnte. An vielen Orten in der Stadt sind Aufkleber zu sehen, auch auf der Scheibe des Kiosks in der Hanauer Kesselstadt. „Say their names“ steht darauf, sag(t) ihre Namen. Das tun die Angehörigen seitdem voller Trauer und auch voller Wut. Ein Jahr danach ist die nicht weg, im Gegenteil. Denn aus ihrer Sicht sind zentrale Fragen weiter ungeklärt – auch wenn die Ermittlungen des Generalbundesanwalts vor dem Abschluss stehen.

„Wir können nicht mehr schlafen“

„Ruhe werde ich erst finden, wenn alles aufgeklärt ist und wenn Konsequenzen gezogen wurden“, sagt Armin Kurtovic. Er ist der wahrscheinlich wortmächtigste unter den Angehörigen. Seit der Tat kann er seinen Angaben nach nicht mehr arbeiten, seine Frau hat 16 Kilogramm abgenommen. „Wir können nicht mehr schlafen“, sagt er. Manchmal, wenn er sich vergesse, rauche er zwei seiner Marlboro-Big-Packs am Tag. Immer wieder schaut er einen beim Reden fragend an, öffnet die Hände und bewegt sie auseinander: Warum?

Hinter ihm, an den Wänden der Wohnung, in der Kurtovic mit seiner Familie lebt, hängen Fotos des Sohnes Hamza. Ein junger Mann mit blonden kurzen Haaren und ernstem Blick. Er wurde in jener Nacht in der „Arena Bar“ ermordet. Vom Balkon ihrer Wohnung blickt die Familie auf das Gebäude, in dem es geschah, ebenso wie auf das Haus des Täters, in dem noch dessen Vater lebt. Kurtovic hat einen Antrag gestellt, eine andere Wohnung von der Stadt gestellt zu bekommen, bisher ohne Ergebnis.

Armin Kurtovic, der Vater des ermordeten Hamza Kenan Kurtovic


Armin Kurtovic, der Vater des ermordeten Hamza Kenan Kurtovic
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Bild: Frank Röth

Die Videos der Überwachungskameras der Tatorte hat er sich nie angeschaut. Darauf ist zu sehen, wie sein Sohn zusammen mit anderen jungen Männern dem Täter nach hinten in eine Ecke der Bar ausweicht. Einer der jungen Männer rüttelt vergeblich an einer Tür, die zu einer Abstellkammer führte. Auch der Notausgang war zu. Deswegen erstatteten einige der Angehörigen im vergangenen Jahr eine Anzeige gegen unbekannt. Es lägen „Anhaltspunkte dafür vor, dass der Notausgang auf die Aufforderung von Polizeibeamten hin verschlossen war“, heißt es darin.

Hessens Innenminister Peter Beuth (CDU) wies den Vorwurf kürzlich zurück: Die Polizei habe das zuständige Gewerbeamt der Stadt Hanau auf den verschlossenen Notausgang verwiesen. In Hanau heißt es, dass dann – aufgrund der Zuständigkeit für den Arbeitsschutz – das Regierungspräsidium und damit ebenfalls das Innenministerium verantwortlich seien.

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