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#Diese Frauen nehmen es locker mit jedem Dämon auf

Diese Frauen nehmen es locker mit jedem Dämon auf

Was noch vor wenigen Monaten das Aushängeschild dieser neuen HBO-Serie gewesen wäre, versucht der Sender jetzt so gut wie möglich zu verbergen. Es ist der Name ihres Erfinders, Joss Whedon, der 2018 diverse Sender und Plattformen um die Rechte an „The Nevers“ kämpfen ließ, darunter auch Netflix.

Die Strahlkraft seines Namens ist groß. Joss Whedon wurde mit dem Erfolg seiner Teenie-Fantasy-Serie „Buffy – im Bann der Dämonen“ Ende der neunziger Jahre zum Helden der damals noch marginalisierten „Nerds“ und einer ganzen Generation junger Mädchen, die mit Begeisterung zusahen, wie eine hübsche junge Blondine in einem Horrorszenario nicht, wie üblich, schon zu Beginn der Erzählung blutig hingerichtet wird, sondern zur Waffe greift und schwungvoll Vampire, Dämonen und allerhand anderes jagte.

Für Whedon folgte eine Karriere mit Höhen und Tiefen. Manche seiner Serien wurden nach wenigen Folgen abgesetzt, 2012 schrieb und inszenierte er „Marvel’s The Avengers“, der aktuell auf Platz acht der weltweit erfolgreichsten Filme aller Zeiten steht. Über all die Jahre konnte sich Whedon seiner treuen Fangemeinde und auch einer stabilen Zahl wohlgesinnter Kritiker sicher sein.

Vor allem seine Frauenfiguren brachten ihm Ruhm ein, die schlagfertige Heldin wurde zu seinem Markenzeichen. Ob Buffy und Co. mit ihren kurzen Röcken und tiefen Dekolletés für den Feminismus wirklich so förderlich waren, darüber wurde viel debattiert, oft von Menschen, die sich auf diese Äußerlichkeiten konzentrierten und mit der eigentlichen Handlung wenig vertraut waren. Zwanzig Jahre nach dem Ende der Serie ist Buffy jedenfalls eine Ikone weiblicher Selbstermächtigung geblieben. Joss Whedon allerdings gilt nicht länger als Feminist und Genie, sondern als Unsympath, schlimmstenfalls als übergriffiger Tyrann.

Mehrere Schauspieler und Schauspielerinnen haben berichtet, von dem Serienmacher schlecht behandelt worden zu sein, sie beschreiben eine „toxische Arbeitsatmosphäre“ unter seiner Führung. Charisma Carpenter wirft ihm vor, sie am Set von „Angel: Jäger der Finsternis“ aufgrund ihrer Schwangerschaft gemobbt und ihre Karriere beschädigt zu haben. Für einen Mann, der aus seinem Ruf als Kämpfer der Frauen Kapital schlägt, können solche Vorwürfe das Karriereende bedeuten, denn was ist ein Geschichtenerzähler noch ohne seine Glaubwürdigkeit?

Von alldem ist nun „The Nevers“ überschattet, eine Serie, die Whedon geschrieben, inszeniert und produziert hat und die sich wieder seinem vermeintlichen Spezialgebiet widmet. Die Serie spielt in der alternativen Wirklichkeit eines Londons im Jahr 1896. Über Nacht haben manche Bewohner der Stadt, größtenteils Frauen, besondere Fähigkeiten entwickelt. Eine kann Feuer werfen, eine sämtliche Sprachen sprechen, eine bringt alles, was sie berührt, zum Fliegen, und ein kleines Mädchen wächst bis an die Zimmerdecke. Diese sogenannten „Berührten“ haben keinen leichten Stand in der viktorianischen Gesellschaft, sie werden ausgegrenzt, ausgenutzt und manchmal auch getötet.

Amalia True (Laura Donnelly) will dem Einhalt gebieten und führt ein „Waisenhaus“, das den Verfolgten Unterschlupf sein soll. Die Hausherrin selbst hat regelmäßig kurze Zukunftsvisionen, die sie zwar emotional zermürben, allerdings sehr nützlich sind, wenn man ein Leben führt wie Miss True. Nicht nur muss sie die Frauen finden, die mit ihren oft gefährlichen Fähigkeiten allein dastehen, sie muss es auch schneller tun als eine grausige Organisation, die mit Säge und Bohrer herauszufinden sucht, was in den Köpfen der Frauen steckt. Zudem treibt eine männermordende Psychopathin ihr Unwesen in London, ebenfalls eine Berührte, was nicht eben zum Ansehen der Gruppe beiträgt. „Hier werden ja keine Huren umgebracht – es geht um respektable Männer“, poltert es in einer noblen Herrenrunde, die sich um ihr glorreiches Empire sorgt. In dieser Gesellschaft ist auch von einer „femininen Plage“ die Rede, von den Gefahren durch die „Ambitionen derer, für die Ambitionen nie bestimmt waren“.


Video-Filmkritik
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„Marvel’s The Avengers“

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Video: F.A.Z., Bild: Walt Disney

Solche Attitüden zu zerschmettern ist das täglich Brot von Whedons Kämpferinnen. Doch was in der Vergangenheit jubelnd herausgestellt wurde, degradieren Kritiker nun zur „Obsession“ Joss Whedons, der einfach gerne attraktive Frauen zuschlagen sehe. „The Nevers“ wird das nicht gerecht. Auch für diese Serie hat Whedon eine mannigfaltige Palette von Frauenfiguren erdacht, die überraschen, anrühren und füreinander einstehen. Die sensible Dynamik zwischen Amalia True und ihrer Gefährtin Penance Adair (Ann Skelly), die übrigens Elektrizität sehen kann und mit ihren Erfindungen schicke Steampunk-Elemente in die Ausstattung trägt, ist fraglos das Beste an der Serie. Abgesehen davon gibt es einige Baustellen, etwa die relative Humorlosigkeit und ein unübersichtliches Geflecht aus Nebenfiguren und Handlungssträngen, das sich in den ersten vier Episoden derart auswächst, dass man sich kaum vorstellen kann, wie es Whedon hätte entwirren wollen.

Die Chance dazu hat er nicht mehr. Im November des vergangenen Jahres gab der Serienerfinder bekannt, er müsse sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. Über die Freiwilligkeit dazu lässt sich spekulieren. Die sechs Folgen von Joss Whedon sind fertig und werden nun wöchentlich ausgestrahlt. Die zweite Staffelhälfte folgt später, für die weiteren sechs Folgen ist die britische Autorin Philippa Goslett als Showrunnerin verantwortlich. Ob Whedon noch mal auf die Bildfläche zurückkehrt, ist fraglich. Viele seiner Figuren werden bleiben.

The Nevers läuft montags um 20.15 Uhr auf Sky Atlantic.

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