Nachrichten

#Dieses Kaschmir ist für alle

„Dieses Kaschmir ist für alle“

Wenn man Saskia Dijkstra trifft, trägt sie meist einen Kaschmirpullover ihrer eigenen Marke, extreme cashmere. Und wenn man sieht, wie sie während des Gesprächs immer wieder über die flauschigen Ärmel streicht und die Fasern liebkost, will man erstens sofort so einen Pullover anprobieren und zweitens wissen, wie diese Liebe entstanden ist. Wir treffen sie an einem kalten Berliner Wintertag im Geschäft von Andreas Murkudis. Draußen trotzen Passanten dem Wind: ideales Wetter für ein Gespräch über eines der wärmsten Materialien, das die Natur zu bieten hat.

„Es gab nie einen Pullover, den ich mochte“, sagt Dijkstra. Seit 1997 arbeitet sie im Kaschmirgeschäft. Nach einem rasch abgebrochenen Jurastudium ging sie in die Modebranche. Lange lebte sie in Hongkong, pendelte zwischen den chinesischen Manufakturen und den Niederlanden im Vertrieb eines Kaschmirherstellers und warb große Designermarken wie Jil Sander oder Agnès B. als Kunden an. Doch in all der Zeit sagte ihr nie ein Pullover richtig zu. „Es gab immer Abstriche. Manche Kunden orderten loseres Garn, um den Preis senken zu können, denn beim Kaschmir geht die Qualität mit der Fadendicke einher.“ Manchmal waren auch die Färbungen nicht ihr Fall. Also beschloss sie eines Tages, selbst einen Pullover zu entwerfen, der weder Kompromisse bei der Qualität noch beim Design machte.

Saskia Dijkstra ging nach einem abgebrochenen Jurastudium in die Modebranche.


Saskia Dijkstra ging nach einem abgebrochenen Jurastudium in die Modebranche.
:


Bild: PR/Karla Otto

Kleidung für jedes Alter

Den Prototyp nahm sie mit nach Hause und zeigte ihn der Familie. „Mein damaliger Freund war da, meine Mutter, mein Stiefsohn, und sie alle wollten diesen Pullover haben“, sagt Dijkstra. So kam sie auf das Konzept: Kaschmirkleidung für jedes Alter, jedes Geschlecht, jeden Körpertyp. Jedes Teil kommt in genau einer Größe daher.

Aber nach welchem idealen Körpertyp designt man einen Pullover? Dijkstra lacht: „Wir denken beim Entwerfen nicht an den Körper, das ist genau andersherum. Wir machen schöne Pullover, und die Kunden suchen sich aus, was zu ihnen passt. Je nach Tagesform will man ja unterschiedliche Dinge tragen, mal hat man Lust auf etwas Körperbetontes, mal braucht man einen Oversize-Pullover, in den man sich einhüllen kann.“ Ab und zu kommt die Anregung aber doch direkt aus dem Umfeld. „Wir hatten festgestellt, dass uns eine große Größe fehlte, denn es gab in meinem Büro eine junge Frau, der keines unserer Modelle passte. Sechs Wochen später hatten wir auch für sie ein passendes Stück.“

Wechselnde Kollektionen lehnt die Designerin ab. „Wir ergänzen den Bestand lieber immer wieder um neue Modelle. Ich betrachte es als eine große Kollektion, die immer verfügbar ist.“ In den sieben Jahren seit der Gründung haben sich einige Stücke angesammelt. Nur was sich als Fehlschlag erwies, was dem kritischen Blick auf Dauer nicht standhielt, wurde aussortiert. Die bestehenden Entwürfe werden gerne in neuen Farben ergänzt. Heute können die Kunden aus rund 300 Modellen auswählen. Die Stücke tragen kein Label, sondern jedes Stück hat am Bündchen je einen Faden der anderen Farben, in denen das Modell erhältlich ist.

Saskia Dijkstra führt ihr Label noch immer selbst. In ihrem Amsterdamer Studio hat sie ein kreatives Team um sich gesammelt, das sich vom Design über das Marketing bis hin zum Vertrieb um alles kümmert. Während der Fashion Week reisen sie gemeinsam nach Paris, um die neuen Ergänzungen ihrer Kollektion vorzustellen. Die Mitarbeiterinnen, die an diesem Tag mit im Murkudis-Geschäft sind, tragen alle extreme-cashmere-Teile und zeigen, wie sich der Gedanke der einheitlichen Größen umsetzen lässt: Was die eine als langen Rock trägt, hat die andere als trägerloses Kleid nach oben gezogen und mit einem leichten Baumwollshirt kombiniert. Eine andere hat einen weiten Oversize-Pullover mit einem Gürtel in der Taille gezähmt. Einer der Männer trägt eine Jogginghose aus Kaschmir, die während der Corona-Pandemie ins Sortiment aufgenommen wurde.

Dijkstra hat es geschafft, Kaschmir vom angestaubten Garn, das man vielleicht an amerikanischen Elite-Universitäten trug, zu einem lässigen und angenehmen Material für eine jüngere Zielgruppe zu machen. „Mir ist es wichtig, junge Menschen zu erreichen, denn diese Generation ist ganz anders großgeworden. Als ich aufwuchs, gab es noch kein Zara, keine Fast Fashion“, sagt Dijkstra. „Bei uns wurden die Sachen der älteren Geschwister durchgereicht. Die hielten das auch aus, denn meine Mutter achtete bei den Sachen auf Qualität. Und es ist nicht so, dass junge Menschen keine Qualität schätzen würden – sie müssen sie nur erst kennenlernen.“

Über die Qualität ihres Kaschmirs kann die 57 Jahre alte Designerin stundenlang reden. Denn damit begründet sie auch die Preise ihrer Stücke. Die günstigsten Pullover kosten im Onlineshop 275 Euro. „Wir verwenden ein spezielles Garn, das nur schwer zu bekommen ist, es stammt von meinen Zulieferern aus der Inneren Mongolei.“ Wenn die Kaschmirziegen im April und Mai in der Mongolei geschoren werden, wird die Wolle nach der Farbe – dunkel oder weiß – und nach der Länge aufgeteilt. „Je länger das Garn, desto höher die Qualität, desto dicker der Faden und desto schwerer am Ende auch der Pullover. Deshalb kaufen wir nur die weißen und längsten Wollfäden. Und die sind natürlich die teuersten.“ Dennoch seien die Preise angesichts der Qualität vernünftig. „Schließlich sollen die Pullover ein Leben lang halten.“ Deshalb enthält jedes Stück auch eine Pflegeanleitung – die Kleidung ist in der Maschine waschbar. Einen Kamm bekommt man auch, gegen die Pillingknötchen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!