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#Dieses neue Vatergefühl

Dieses neue Vatergefühl

Marco hat in der Corona-Pandemie seine Stelle als Fahrer verloren – und seine Stellung als Ernährer der Familie. Die übernahm seine Frau; sie ist Bürokauffrau. Marco kümmerte sich den ganzen Tag um den zweijährigen Sohn; das Kind erhält in normalen Zeiten Frühförderung. Seine Frau sei nach ihrem anstrengenden Arbeitstag kaputt gewesen, erzählt Marco in einem Interview. „Bis spätabends war ich mit dem Kind beschäftigt.“

Klingt nach einer weiteren der vielen Corona-Stress-Geschichten. Doch dann die Überraschung: „In einer ruhigen Minute, wenn mich keiner sieht, springe ich manchmal noch vor Freude in die Luft“, berichtet Marco. Der Mann mit eckiger Brille im grauen Sweatshirt lächelt vorsichtig, dann ein bisschen mehr: „Dass ich das geschafft habe, was ich immer wollte – ein besserer Vater zu werden, als mein Vater es gewesen ist!“

Andere Väter, deren Corona-Erfahrungen ebenfalls unlängst auf einer Tagung der „Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit in NRW“ in Video-Einspielern vorgestellt wurden, äußern sich nicht ganz so enthusiastisch. Aber im Ergebnis stimmten die Männer – Krankenpfleger, Beamte, Handwerker und Architekten – Marco zu: Die Pandemie habe sie zu engagierteren, sensibleren Vätern gemacht. Es ist die Art Erfahrung, wie die Landesarbeitsgemeinschaft Väterarbeit sie fördern will; die LAG ist ein Zusammenschluss von etwa einem Dutzend Organisationen und Vereinen, der sich, unterstützt vom Land, dafür einsetzt, dass Väterpolitik stärker als gesellschaftliche Querschnittsaufgabe wahrgenommen wird.

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„Ich bin als Vater richtig gewachsen“, fasst beispielsweise Heiko, ein angestellter IT-Fachmann und Vater von zwei Kindern im Alter von zwei und fünf Jahren, im Video-Interview seine Corona-Erlebnisse zusammen. Nicole, Mutter eines elf Jahre alten Sohnes mit Down-syndrom, die mit einem Hochschulprofessor verheiratet ist, bestätigt: „Für meinen Mann hat sich das Elternsein verändert.“ Er habe im Lockdown „viel mehr gemerkt“, wie es seinem Sohn und ihr bei der Betreuung des Jungen gehe.

Fachleute für gesellschaftliche Trends wie Jan Braukmann, Projektleiter beim Analyse- und Beratungsunternehmen Prognos, sprechen von einem „Perspektivwechsel auf Kinder und Familie“, den Männer erlebt hätten. Auch wenn die Pandemiezeit mit ihren Restriktionen und Ungewissheiten als sehr belastend empfunden worden sei, hätten sich damit zugleich Chancen für eine aktivere Vaterrolle ergeben, so Braukmann in seiner Tagungspräsentation. Corona habe Männern, die im Lockdown mit der Familie oder allein mit den Kids zu Hause ausharren mussten, die Augen geöffnet, wie anstrengend und zeitraubend Kinderbetreuung und Haushalt sind.

Auch für vermeintlich moderne Väter war diese Erkenntnis nicht selbstverständlich: „Die Männer in meinem Freundeskreis haben sich zum Teil ganz schön umgucken müssen, wenn ihre Partnerinnen während des Lockdowns sagten, dass sie sich nicht um die Kinder kümmern könnten, weil sie selbst schon die nächste Videokonferenz hätten“, berichtet Julia, Syndikusanwältin und Mutter von zwei Kindern im Alter von drei und fünf Jahren.

Debatte über eine neue Vätergeneration

Ihr Mann, David Hanisch, der eine Webagentur leitet, spricht von „sehr grenzwertigen Erfahrungen“. Seine Frau habe montags, dienstags und donnerstags jeweils zehn Stunden gearbeitet, er selbst mittwochs, freitags und sonntags. „Und samstags haben wir den Haushalt gemacht.“ Trotzdem war da immer wieder das ungute Gefühl: „Man wird niemandem, auch sich selbst nicht gerecht.“ Damit es möglichst fair zugeht, haben David und Julia zwischenzeitlich sogar Buch geführt, wer was in welcher Zeit macht. „Das mag vielleicht komisch klingen“, sagt der Agenturleiter, „aber nur so bekommt man ein Gefühl dafür, wie aufwendig Familienarbeit ist. Das läuft eben nicht einfach so nebenbei.“

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