Durch die Tokenisierung kann praktisch jeder reale Vermögenswert auf einem DLT-System abgebildet werden. Laut dem Weltwirtschaftsforum werden alle auf Blockchain/DLT gespeicherten Vermögenswerte bis 2027 10 Prozentpunkte des Welt-BIP ausmachen. Dies entspricht etwa 9,38 Billionen US-Dollar. Selbst wenn diese Dimensionen nicht so schnell erreicht werden sollten, lässt sich bereits heute erkennen, dass durch die zugrundeliegende Blockchain-Technologie und die Tokenisierung die Art und Weise, wie Vermögenswerte gehandelt und übertragen werden, grundlegend verändert wird.

Die Schweizer Universität St. Gallen hat noch 2021 einen Artikel “The Tokenization of Everything: Towards a Framework for Understanding the Potentials of Tokenized Assets” veröffentlicht, in dem sie versucht, Token nach ihren Funktionen zu klassifizieren, die sie erfüllen sollen. Als eine der vielversprechendsten Ideen erwies sich, digitale Vermögenswerte zu nutzen, um Rechte an einer bestimmten Dienstleistung zu erwerben. Digitale Vermögenswerte bieten einen einfachen und effizienten Zugang zu Waren und Dienstleistungen und erleichtern die Interaktion zwischen Verkäufer und Kunden.

Das bekannteste Beispiel für eine solche Tokenisierung sind Non-Fungible Tokens (NFTs). “Non-Fungible” oder “nicht austauschbar” bedeutet hier nur, dass es sich um einen einzigartigen digitalen Vermögenswert handelt, der nicht eins zu eins gegen einen anderen eingetauscht werden kann. NFT können mit Kunstgegenständen wie Gemälden verglichen werden. Sie besitzen einen individuellen Wert. Wenn man sie gegeneinander tauscht, erhält man in der Regel nicht den gleichen Wert, den man weitergibt.

Hotelzimmer mit der Blockchain buchen

Eine Tokenisierung ist aber nicht nur auf digitale Objekte wie Gemälde oder Musikstücke beschränkt, sondern für alle möglichen Formen von Vermögenswerten zumindest denkbar – unabhängig davon, ob diese real bestehen, Rechte oder Forderungen, Mobilien oder Immobilien sind. Eine der vielversprechendsten Anwendungen gibt es auch im Tourismus-Bereich, und zwar die Tokenisierung von Hoteldienstleistungen.

Ein neues Projekt in diesem Bereich ist GuestChain. Das Startup arbeitet mit schon bestehenden Hotels und Resorts zusammen und nutzt die NFT-Technologie, um neue Geschäftsbeziehungen in der Branche zu schaffen: Jeder von einem Hotelbetreiber ausgegebene NFT-Token ist das Äquivalent für ein Zimmer einer bestimmten Kategorie mit einer Reihe von Zusatzleistungen (Mahlzeiten, Führungen oder Transfers) im Laufe eines Tages.

Schluss mit dem Monopol

Der Einsatz der Blockchain-Technologie verbessert die Interaktion zwischen Hotelbetreiber und Touristen, indem sie für beide Seiten vorteilhaft, transparent und bequem wird. Insbesondere werden Hotels und Reisende von den hohen Provisionen befreit, die derzeit von den marktbeherrschenden Buchungssystemen erhoben werden. Der größte Vorteil des Projekts für die Hoteliers besteht darin, dass sie das Geld für die verkauften NFTs sofort erhalten, lange bevor die eigentliche Dienstleistung erbracht wird, wodurch zusätzliches Betriebskapital für das Unternehmen freigesetzt wird.

Im Gegenzug können Touristen ihre Übernachtungskosten senken, indem sie die gekauften NFTs staken und solange Einkünfte erzielen, bis diese NFTs im Hotel beim Check-in eingelöst werden. Eine weitere Möglichkeit zum Geldverdienen ist der Verkauf der zuvor gekauften Token auf dem Sekundärmarkt zu einem höheren Preis. Zu diesem Zweck wird GasteChain im Juni einen eigenen Marktplatz einführen, auf dem Touristen ihre NFTs auch staken können.

Blockchain soll Hotellerie beleben

Das Team von GuestChain ist der Ansicht, dass die Blockchain-Technologie und NFTs die Buchungsmechanismen revolutionieren kann. Dies wird sowohl Hotelbetreibern als auch Reisenden zugute kommen. Bei einem prognostizierten Tourismusumsatz von über 830 Milliarden Euro im Jahr 2023 kann ein Anstieg der Vorausbuchungen um 5 bis 10 Prozent einen großen Einfluss auf die Branche haben und ihr einen starken Entwicklungsschub geben.