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#Kunstfleisch aus Singapur soll Deutschland erobern

„Kunstfleisch aus Singapur soll Deutschland erobern“

Es ist eine Rückkehr der besonderen Art: Der nach Singapur ausgewanderte deutsche Gründer Timo Recker bringt seine Kunstfleisch-Marke Tindle in seine Heimat. Nach mehreren Finanzierungsrunden mit namhaften Geldgebern für sein Unternehmen Next Gen Foods soll das aus Soja hergestellte Ersatzfleisch zunächst in einer Reihe Restaurants in sechs deutschen Großstädten angeboten werden. Auf ähnliche Weise waren Recker und seine Partner schon den Markteintritt zunächst in der südostasiatischen Metropole, später in Asien und Amerika angegangen. Vom Frühjahr 2023 an soll das Kunstfleisch im Einzelhandel angeboten werden.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Hühnchenfleisch ist in Deutschland das beliebteste tierische Protein. 2021 nahm jeder Bundesbürger 15,6 Kilogramm Hühnchen zu sich. Nach einer Untersuchung der Analysten von Proveg haben 51 Prozent der Deutschen ihren Fleischkonsum im vergangenen Jahr verringert. Ein Zehntel der Deutschen isst demnach überhaupt kein Fleisch mehr. Vor diesem Hintergrund hofft Recker auf einen riesigen Markt, in den er vorstoßen kann. Zuvor hatte er seine Marke Tindle in Großbritannien und den Niederlanden platziert. Insgesamt ist das Kunstfleisch nun in mehr als 500 Restaurants auf vier Kontinenten im Angebot.

Fleischersatz-Pionier: Gründer Timo Recker


Fleischersatz-Pionier: Gründer Timo Recker
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Bild: Christoph Hein

Fleisch aus Eigenproduktion

Recker hat im internationalen Wettrennen um die Entwicklung von Kunstfleisch Singapur als Sitz gewählt. Der reiche Staat will sich eine Führungsposition zumindest im Markt der 3,4 Milliarden Asiaten sichern. Das Land macht sich zum Testlabor: Bis 2030 will die Insel mit einer Fläche von der Größe Hamburgs 30 Prozent ihrer Nahrungsmittel aus eigener Produktion decken. Also engagiert sich Singapur in der Fischzucht, beim pflanzenbasierten Fleisch und in der Entwicklung von Laborfleisch.

Der amerikanische Agro-Riese Archer Daniels Midland Company (ADM) hat hier ein Großlabor für pflanzliche Lebensmittel für Asien eröffnet. Als erstes Land der Welt hat Singapur Eat Just aus San Francisco 2020 erlaubt, Hühnerbrust aus Zellen im Labor zu züchten und zu verkaufen. Im nächsten Jahr wollen die Amerikaner für rund 61 Millionen Singapur-Dollar (41,76 Millionen Euro) ihre erste Fabrik in Singapur eröffnen. Hier sollen etwa 50 Wissenschaftler und Ingenieure bis zu 45.000 Kilogramm Hühnchenfleisch aus Zellkulturen in einem 6000 Liter umfassenden „Bioreaktor“ ziehen. Aufzucht und Schlachten der Tiere entfallen.

Während Singapur voranschreitet, klagt Peter Wesjohann, Vorstandsvorsitzender des größten deutschen Geflügelzüchters PHW -Gruppe mit seiner Marke Wiesenhof, über das Zurückfallen Europas. „Ich fürchte, dass die EU mal wieder Schlusslicht ist“, sagt er im Gespräch mit der F.A.Z. mit Blick auf Zulassungen. „Ich hoffe, dass die Chance noch erkannt wird und die Politik Druck macht.“

Druck macht Recker schon länger – aber eben in Asien. „Es war ein langer Weg“, sagt er im Gespräch. Nach dem Studium in London war er nach Wetschen bei Vechta zurückgekehrt, wo sein Vater eine Fabrik für die Schnitzelfertigung führt, Recker Convenience. „Wir mussten neue Umsatzfelder erschließen“, erzählt der Junior. Fleisch auf Pflanzenbasis war noch nichts als eine Vision. „Ich ahnte aber, dass wir damit viele Probleme lösen könnten.“ Vater und Sohn gründeten eine erste Marke, Likemeat.

Nach deren Verkauf zog Recker nach Singapur. „Ich würde den Standort immer wieder wählen. Die Wirtschaftsförderung hilft uns, die Netzwerke stimmen.“ Das liegt auch an den finanziellen Voraussetzungen: Zu den Investoren bei Next Gen Foods zählen der Ex-Beatle Paul McCartney mit seiner MPL Ventures genauso wie der Investitionsarm der Singapurer Wirtschaftsförderungsbehörde EDB und Singapurs staatliche Investitionsgesellschaft Temasek.

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