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#Dillingen: „Professor Unrat“ auf der Dillinger Bühne

Dillingen: „Professor Unrat“ auf der Dillinger Bühne



Heinrich Manns Gesellschaftssatire „Professor Unrat“ gastiert im Dillinger Stadtsaal.

Alles hat seine Ordnung, Disziplin und Sittlichkeit müssen gewahrt, hierarchische Strukturen eingehalten sein. Abweichen von der Norm und verweigertes Unterordnen werden mit Züchtigung und Ausschluss aus der Gesellschaft bestraft. So sah die Vorstellung einer intakten, gut funktionierenden Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts aus, als Heinrich Mann seinen Roman „Professor Unrat“ verfasste. Der autoritäre Gymnasiallehrer Raat – genannt Unrat – fungiert dabei als personifizierte Moralinstanz und als Hüter der sittlichen Regeln und tyrannisiert seine Schüler. Sein Zugrundegehen an eben jenen propagierten moralischen Grundsätzen und Regeln ist Sinnbild für die Doppelmoral und die Makel dieser scheinbar „guten Gesellschaft“.

Vom Roman zur zeitlosen Tragikomödie

Dramaturg John von Düffel hat aus dem 1904 geschriebenen Roman eine zeitlose Tragikomödie gemacht, die Schauspieler der Badischen Landesbühne Bruchsal brachten die Bühnenfassung vergangene Woche im Dillinger Stadtsaal zur Aufführung. René Laier gab den unsympathischen, herrischen Professor Unrat, der selbst dann noch an seinen Grundsätzen festhält, als er selbst längst alle Grenzen der gängigen sittlichen Ordnung überschritten hat und er den Reizen der Varieté-Sängerin Rosa Fröhlich (toll gespielt von Elena Weber) erlag, sie schließlich sogar heiraten möchte. Und ganz der Fallhöhe im klassischen Drama entsprechend: Je höher der Sockel, auf den sich der tragische Protagonist in diesem Fall über die Schüler stellt, desto tiefer kann und muss er schließlich fallen und gibt dabei die eigene Ordnung und Pseudomoral der Lächerlichkeit preis.

John von Düffel bleibt nah an Heinrich Manns Romanfassung

Von Düffel ist es mit einfachen Mitteln gelungen, Heinrich Manns Roman in ein fünfaktiges Bühnenstück zu verwandeln. Die unterschiedlich langen Akte ermöglichen Zeitsprünge und Auslassungen, wobei die Bühnenfassung stets nah an der Romanhandlung bleibt. Von den Schauspielern selbst gesprochene Regieanweisungen im Stil einer szenischen Lesung bilden Brücken zwischen den Szenen und Handlungssträngen. Unaufdringlich, aber höchst beachtenswert, laufen im Hintergrund des statischen Klassenzimmer-Bühnenbilds verschiedene Videosequenzen ab. Sie zeigen passend zur Gefühlswelt und zum Innenleben des Protagonisten mal triste Landschaftsbilder, später bunte Luftblasen oder auch erotisch anmutende Nahaufnahmen rot geschminkter Lippen.

Auch die berühmte Verfilmung des Romans unter dem Titel „Der blaue Engel“ baute John von Düffel in die Bühnenadaption ein. Rosa Fröhlich, die Verführerin, singt live mit Klavierbegleitung die bekannten Lieder aus dem Film „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, „Ich bin die fesche Lola“ und „Kinder, heute Abend such ich mir was aus“ (im Film gesungen von Marlene Dietrich) und macht aus dem fast schon vergessenen alten Romanklassiker auf der Bühne ein rundum gelungenes und unterhaltsames Theatererlebnis.


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