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#Doppelt gelackmeiert: Piloten, die Fliegerei überhaupt

Doppelt gelackmeiert: Piloten, die Fliegerei überhaupt

Von den zwei Megakrisen unserer Zeit, Corona und Klima, wird längst nicht jeder zweifach getroffen. Nehmen wir die Produzenten von Heizstrahlern: Sie galten als Klimakiller, bis ihnen die Pandemie ein grandioses Comeback bescherte. Der FDP ging es ähnlich. Manche könnten auch doppelt profitieren, Karl Lauterbach etwa. Der SPD-Mann schult gerade von Corona auf Klima um, was naheliegt, weil die Abholzung der Wälder dazu führt, dass in vielen Städten auf der Welt inzwischen mehr Wirtstiere als Wirte leben. Letztere sind wegen Corona ja oft pleitegegangen, nachdem sie noch für viel Geld Heizstrahler angeschafft hatten und dann trotzdem nicht öffnen durften.

Es gibt aber auch Branchen, die gleich doppelt gelackmeiert sind. Voran die Piloten, die Fliegerei überhaupt. Durch Corona ist der Flugverkehr massiv eingebrochen, der Klimawandel lässt erwarten, vielleicht sogar darauf hoffen, dass das so bleibt. Für die Piloten ist es auch deswegen eine harte Landung, weil sie sehr tief fallen, sozusagen aus allen Wolken. Jahrzehntelang hielten sie mit ihren Tarifforderungen die Republik so in Atem wie nun die GDL die Touristen, die dem Klima zuliebe statt zu fliegen mit der Bahn fahren wollten.

Pilot und Autopilot

Piloten hatten Geliebte überall auf der Welt. Wenn sie einfach nur ihre Arbeit taten, und sei es per Autopilot, wurden sie beklatscht, als wären sie Krankenpfleger auf einer Corona-Station zu Beginn der Pandemie. Ihr Metier wurde besungen. Flieger, zeig mir die Sonne. Über den Wolken. Und I fliag. Flugzeuge im Bauch. I believe I can fly. Wish I could fly. Auf den Singflug folgte der Sinkflug. Passagiere, die nun nach einer sicheren Landung noch klatschten, statt sofort den Flugmodus auf dem Smartphone auszuschalten, galten als Provinz-Proleten, die in der VW-Kantine Currywurst bestellen und sich nur einmal im Jahr einen Malle-Flug leisten können.

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Dass in dem stark rezipierten Ratgeber „Ein Mann. Ein Buch“ auf gerade mal neun Seiten für jedermann erklärt wurde, wie eine Boeing 747 zu landen ist, machte die Sache nicht besser. Während der bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß noch Geschichte schrieb, als er 1987 eigenhändig eine Cessna nach Moskau steuerte, gilt der Steuerknüppel in den Händen von Hobbypilot und -politiker Friedrich Merz nur mehr als Symbol für Steuerungerechtigkeit.

Fliegen ist nun nicht mehr erhebend, sondern abgehoben, bestenfalls. Die CSU hatte einst in der Debatte über „Armutszuwanderung“ verkündet: Wer betrügt, fliegt. Auch das war schon keine Werbung fürs Fliegen. Heute ist daraus geworden: Wer fliegt, betrügt. Das musste etwa Katharina Schulze erfahren, die bayerische Grüne, die sich beim Eisessen ertappen ließ – in Kalifornien! Eine Grüne! Flugangst war gestern, Flugscham ist heute.

Das Pendel der Geschichte

Nun kann man sagen, alle Berufe haben ihre Zeit. Journalisten konnten sich vor ein paar Jahrzehnten auf der Reeperbahn vergnügen und das dann als Dienstreise abrechnen – nachzulesen in den Tagebüchern von Fritz J. Raddatz. Mittlerweile würden sich viele von ihnen auf der Reeperbahn gern etwas dazu verdienen – wenn Corona es denn erlaubte. Die alten weißen Männer unter den Berufsgruppen sind aber die Piloten: Wer so lange bevorzugt behandelt, ja: angehimmelt wurde, der muss nun damit klarkommen, wenn das Pendel der Geschichte gnadenlos zurückschlägt. Jetzt ist eben die Zeit der Eisverkäufer, Raumpfleger und Paketboten angebrochen.

Sollen die Piloten mal ein bisschen runterkommen. Das wäre auch für diejenigen wichtig, die versuchen, das Sprichwort The sky is the limit in den Weltraum zu erweitern. Der Onlineversandhändler Amazon wurde nach dem Amazonas benannt, zynischerweise. Statt darauf zu setzen, die Menschheit könne dereinst auf einen anderen Planeten weiterziehen und die Erde zurücklassen wie ein brandgerodetes Stück Amazonas-Regenwald, sollte sich Firmengründer und Möchtegern-Astronaut Jeff Bezos mit seinen Milliarden lieber um die Welt hienieden kümmern.

Vielleicht gäbe es dann noch Hoffnung, sogar für die Piloten. Wer zuletzt nach Griechenland schaute, und sei es von oben, der weiß, dass es auch künftig Bedarf für sie gibt und sogar Möglichkeiten, nach der Landung wieder Applaus zu bekommen: bei Löscheinsätzen.

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