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#„Wir werden uns nicht besetzen lassen“

„„Wir werden uns nicht besetzen lassen““

Ich frage mich: Was kann ich in dem neuen Land tun?

Ich bin mit meinen Söhnen in Düsseldorf angekommen. Wir wohnen fürs Erste in einer Messehalle mit bestimmt 500 anderen Menschen. Aus Stellwänden hat man Boxen aufgebaut, und darin sind die Betten untergebracht. In unserer Box sind wir zu zwölft, mit anderen ukrainischen Müttern und insgesamt sechs Kindern aus Kiew, aus Krywyj Rih – der Stadt, aus der Selenskyj stammt – und aus Charkiw. Dort lebten auch wir, bis vor zweieinhalb Wochen der Krieg ausbrach und wir zunächst ins Haus meiner Mutter auf dem Land in der Zentralukraine flüchteten. Mein Mann ist noch immer dort, er ist eingeteilt, um die Gegend zu sichern, wir telefonieren täglich. Bislang ist es dort verhältnismäßig ruhig. Unsere zwei Söhne, 16 und 10, und ich fuhren schon nach wenigen Tagen weiter. Mit meiner Freundin Lola und ihrem Sohn machten wir uns mit dem Auto auf Richtung ungarische Grenze, dann nach Wien. Dann Nürnberg, wo wir Lola und ihren Sohn verabschiedeten. Wir drei fuhren mit dem Zug weiter, über Düsseldorf und Mönchengladbach nach Wegberg. Das ist ein kleiner Ort an der niederländischen Grenze, dort wohnt ein Freund.

Jennifer Wiebking

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Am vergangenen Montag kamen wir zurück nach Düsseldorf. Überrascht haben mich die vielen ukrainischen Flaggen, der ganze Hauptbahnhof schien gelb und blau gefärbt zu sein. Das hat mich in dem Moment glücklich gemacht. Die Stadt kenne ich schon, nur war ich zum letzten Mal als Touristin hier. Das ist etwas völlig anderes, damals besuchte ich Kunstausstellungen, das Leben war bunt. Jetzt verbringe ich die Tage damit, in Warteschlangen zu stehen, um uns anzumelden. Sonderlich weit bin ich noch nicht gekommen. Selbst meine Freundin, die hier lebt, konnte ich noch nicht sehen. Aber das muss jetzt sein, und ich habe die Energie dafür, anders als zum Beispiel Lola. Sie ist bei Freunden untergekommen und hat sich noch nicht gekümmert. Wir telefonieren dreimal täglich. Ich hingegen möchte schon heute wissen, was die Zukunft bringt, schaue auf die Karte von Düsseldorf, versuche, mich mit den Gegenden vertraut zu machen, und überlege, was ich in dieser Stadt arbeiten könnte. In der Ukraine war ich Immobilienmaklerin.

Elena an der Messhalle


Elena an der Messhalle
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Bild: privat

Mein langfristiger Plan ist, nach Kanada zu gehen, zu meiner Schwester, aber solange das Land seine Grenzen nicht für ukrainische Flüchtlinge öffnet, keine Chance. Ich frage auch die freiwilligen Helfer an der Messe: Worauf kann ich mich einstellen? Was kann ich tun? Sie sagen: erst mal gar nichts und dass in Düsseldorf für uns vermutlich kein Platz sein wird und wir eine andere Stadt im Umland zugeteilt bekommen werden. Gerade richte ich mich auf zwei Wochen in der Messehalle ein. Das Essen, die Duschen und Toiletten sind in Ordnung, und den Kindern geht es auch gut. Manchmal habe ich den Eindruck, sie begreifen das alles als eine Art Abenteuer. Natürlich ist es hier trotzdem laut und stressig. Vergangene Nacht hat ein Baby in der Box neben uns alle wach gehalten.

Elena, 43 Jahre alt

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