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#Ein agiler Killer zeichnet sich ab

Ein agiler Killer zeichnet sich ab

Massiv und monströs – aber dennoch kein schwerfälliger Lauerjäger: Entgegen bisheriger Annahmen war der mysteriöse Anteosaurus offenbar ein eher flinker Räuber der Ära vor den Dinosauriern. Dies geht aus einer Rekonstruktion von Nervenstrukturen anhand von CT-Scans eines fossilen Schädels hervor. Der etwa nashorngroße Fleischfresser besaß demnach im Vergleich zu seinen Verwandten Anpassungen an eine flotte Bewegungsweise. So konnte er auch schnelle Beute einholen, sagen die Forscher.

Durch Fossilienfunde im südlichen Afrika ist bereits seit einiger Zeit bekannt, dass dort vor 265 bis 260 Millionen Jahren ein monströs wirkendes Wesen lebte: Ein wuchtiger Schädel mit massiven Kiefern

Ein Anteosaurus-Schädel im Vergleich zu einem menschlichen. (Bild: Wits University)

und langen Reißzähnen weisen Anteosaurus magnificus eindeutig als einen Fleischfresser aus. Seine weiteren Merkmale ordnen ihn der Reptilienfamilie der Dinocephalia zu, die wiederum eine Untergruppe der Therapsiden bildete. Ähnlich wie später die Dinosaurier beherrschten die verschiedenen pflanzen- und fleischfressenden Vertreter der Dinocephalia die Landschaften des Perm. Beim Massensterben vor 251 Millionen starb diese Linie der Therapsiden allerdings komplett aus – etwa 30 Millionen Jahre bevor die ersten Dinosaurier die Bühne der Evolution betraten.

Ein schwerfälliger Lauerjäger?

Für die Vertreter der Dinocephalia war ein robust wirkender Schädel mit Hornstrukturen und Höckern typisch, was darauf hindeutet, dass zumindest einige Arten ihre massiven Köpfe als Rammböcke bei innerartlichen Kämpfen eingesetzt haben. Zudem sind die Knochen der Dinocephalia meist dick und dicht – das gilt auch für Anteosaurus. Aufgrund der massiven Skelettstrukturen wurde bisher angenommen, dass es sich um ein eher träges Tier gehandelt hat, das seine Beute möglicherweise aus dem Hinterhalt überraschte. Einige Wissenschaftler vermuteten auch, dass Anteosaurus im Wasser lauerte – ähnlich wie ein Krokodil. Doch bisher blieb das Verhalten unklar, denn die tatsächliche Leistungskraft des Bewegungsapparats lässt sich anhand der Fossilien nur schwer einschätzen.

Doch wie die Forscher um Julien Benoit von der Universität von Witwatersrand berichten, ermöglichen nun sogenannte paläoneurologische Hinweise Rückschlüsse auf das Verhalten des urzeitlichen Räubers. Im Rahmen ihrer Studie haben sie den Schädel eines Anteosaurus magnificus aus der südafrikanischen Karoo-Region mittels Röntgenmikrotomographie analysiert. So konnten sie das Innere des Schädels erstmals außergewöhnlich detailliert abbilden. Anschließend entwickelten sie aus den Aufnahmen ein digitales 3D-Modell des Schädels, das wiederum Rückschlüsse auf die längst verschwundenen inneren Strukturen ermöglichte. So konnten die Paläontologen bestimmte Hirnstrukturen und auch den Bereich des Innenohrs sowie des Gleichgewichtsorgans rekonstruieren. Ähnliche Ergebnisse lagen bereits im Fall anderer Vertreter der Dinocephalia vor und so ließ sich aufzeigen, welche Besonderheiten es bei Anteosaurus gegeben hat.

Paläoneurologische Hinweise auf Schnelligkeit

Schädelmodelle von Anteosaurus (links) und Moschognathus (rechts), die Unterschiede in inneren Strukturen aufzeigen. (Bild: Wits University)

Wie die Wissenschaftler berichten, geht aus dem Schädelmodell hervor, dass der Räuber trotz seines knubbeligen Kopfes wohl kein „Rammbock“ war, wie einige seiner Dinocephalia-Verwandten. Denn im Gegensatz zu diesen besaß er nicht die typischen Schädelmerkmale, die den Druck beim Aufeinanderschlagen von Köpfen auffangen. Bei der Rekonstruktion der einstigen inneren Strukturen zeigte sich dann: Das Gleichgewichtsorgan von Anteosaurus war deutlich größer als bei seinen nächsten Verwandten und anderen bekannten Fleischfressern seiner Ära. Wie die Forscher erklären, deutet dies darauf hin, dass der Räuber in der Lage war, sich schneller als seine Beutetiere und Konkurrenten zu bewegen.

Einen weiteren Hinweis auf eine agile Bewegungsweise fanden sie in den Merkmalen von bestimmten Hirnstrukturen, die sich ebenfalls in dem Schädelmodell widerspiegeln. Dabei handelt es sich um Regionen, die bekanntermaßen mit der Körperkoordination sowie den Augenbewegungen verbunden sind. Wie die Forscher berichten, ähnelten deren Merkmale denen von agilen Raubtieren wie Katzen sowie den Velociraptoren der Dino-Ära. Dabei handelt es sich somit um einen weiteren Hinweis auf ein Verfolgungsverhalten bei der Jagd von Anteosaurus, sagen die Wissenschaftler.

Wie Benoit resümiert, zeichnet sich insgesamt ab: „Obwohl Anteosaurus 200 Millionen Jahre vor dem berühmten Tyrannosaurus rex lebte, war er definitiv kein ‚primitives‘ Wesen, sondern offenbar ebenfalls ein sehr effektiver Räuber“. Ihr Kollege Ashley Kruger vom Naturhistorischen Museum in Stockholm ergänzt: „Aus den Untersuchungen des Anteosaurus-Schädels geht hervor, dass sein Nervensystem insgesamt für eine eher schnelle Bewegungsweise optimiert war – was im Gegensatz zu dem steht, was bisher angenommen wurde“, so der Paläontologe.

Quelle: University of the Witwatersrand, Fachartikel: Acta Palaeontologica Polonica, doi: 10.4202/app.00800.2020

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