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#Ein Barmann und ein Gentleman

Ein Barmann und ein Gentleman

Der Cocktail, der ihn berühmt gemacht hat, heißt „Blushing Monarch”: Campari, Gin, Cointreau, Maracujasaft. Kräftig rosa, womöglich wie die Wangen von Prinzessin Diana, der er das Getränk gewidmet hat. Sie habe es anscheinend gemocht, pflegte Salim Khoury stets bescheiden zu sagen, wenn die Rede auf seine bekannteste Kreation kam. Zu Beginn der neunziger Jahre hat er „Blushing Monarch“ für die Prinzessin kreiert, die zu seinen zahlreichen königlichen Gästen zählte. Und wurde damit in Großbritannien Bartender des Jahres. Es war gewissermaßen sein Durchbruch. Salim Khoury galt in seinen späten Jahren als eine Legende des Barbetriebs. Noch bis vor wenigen Monaten bereiste der kleine Herr mit dem weißen Haarkranz und dem ansteckenden Lachen die Luxushotels der Welt, um junge Bartender auszubilden.

Es ging ihm nicht darum, möglichst schräge Drinks zu komponieren. Er liebte das klassische Bargeschäft. Die Drinks im Glas: wichtig, sehr wichtig. Noch wichtiger: das Lächeln, auch mit den Augen, perfekter Service, ein Ohr, das bei Bedarf offen ist und ansonsten so verschlossen wie der Mund, wenn die Mächtigen, Reichen und Berühmten auf den Barhockern sitzen – oder auch mal von ihnen runterfallen. Allen hat er Drinks serviert: Staatspräsidenten, Popstars, Queen Mum, Diana. Salim Khoury konnte im Grunde jeden Gast, den er zweimal sah, wiedererkennen. Und ließ diejenigen, bei denen es opportun war, mit seinem strahlenden Lächeln spüren, dass er sie wiedererkannte – ein vollendeter professioneller Gastgeber.

Von der Pike auf hat er es gelernt. Noch keine 15 Jahre war Salim Khoury alt, als er 1960 das erste Mal hinter dem Tresen des einst legendären Bristol stand, dem mit weitem Abstand ersten Haus am Platz in seiner Heimatstadt Beirut. Damals sei Beirut eine schillernde, luxuriöse Metropole gewesen, wie in den alten Filmen, erzählte Khoury, mit einem etwas wehmütigen Lächeln. Es war genau das richtige Pflaster für einen abenteuerlustigen und fleißigen jungen Mann. Kriege und Wirtschaftskrisen in seiner Heimat erlebte er dann von Großbritannien aus. Denn 1969 wechselte er zur nächsten Legende, dem Londoner Savoy. Dem Hotel an der Themse hielt er sage und schreibe 43 Jahre lang die Treue, auch als es wegen Umbauten länger geschlossen blieb.

Ein Botschafter einer unerschütterlichen Barkultur

Salim Khoury und das Savoy, das war eine Erfolgsgeschichte. Die American Bar dort ist bis heute eine Institution. Khoury, der Junge aus dem Libanon, wurde der zehnte Head Barman seit Gründung und reiste später als „Ambassador“ dieser American Bar durch die Welt. Ein Gentleman im weißen Dinnerjacket, der den Respekt der Kollegen genoss. Dem libanesischen Temperament fügte er britischen Humor und  Understatement, die Liebe zum Golf und seinen Clubritualen hinzu. Bei zahllosen Wettbewerben und Cocktail-Gipfeln betrachtete er mit feinem Lächeln die bisweilen exotischen Zutaten und Kreationen seiner jungen Mixologen-Kollegen.

Für Khoury, den Botschafter einer unerschütterlichen Barkultur, die alle Moden überdauert, ging am Ende doch nichts über einen guten Martini. Aber auf gar keinen Fall geschüttelt, sondern gerührt, sorgfältig. Nun ist Salim Khoury nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. 

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