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#Ein Bart auf Solopfaden

Im Filmklassiker „Lawrence von Arabien“ wird die Hauptfigur, der britische Offizier Thomas Edward Lawrence, von einem Vorgesetzten gefragt, was ihn eigentlich persönlich an der Wüste reize. „Sie ist sauber“, lautet die Antwort. „Und sie hat ihren eigenen Klang“, würde womöglich Billy Gibbons ergänzen, der sich mit Wüstengegenden nicht nur deshalb auskennt, weil er aus Texas stammt, sondern auch ihren Einfluss auf sein musikalisches Schaffen unterstreicht.

„Die heiße, trockene Landschaft des Südwestens hatte keine unerhebliche Rolle bei der Entwicklung des Sounds, den wir heute spielen“, sagt Gibbons im Telefongespräch mit der F.A.Z., und wer den staubtrockenen, fettfreien Bluesrock der ersten Alben von ZZ Top im Ohr hat, weiß gleich, was Gibbons meint: bloß keinen schweißtreibenden Schnörkel zuviel. Die kamen erst später in der vollklimatisieren Las-Vegas-Phase, als die „little ol’ Band from Texas“ längst Weltstar-Status hatte, den das Trio nicht nur den zig Millionen verkauften Alben, sondern gewiss auch dem Äußeren seiner Mitglieder zu verdanken hat, sind doch besonders die langen Vollbärte von Gibbons und dem 2022 gestorbenen Bassisten Dusty Hill längst ikonisch geworden.

Billy Gibbons (rechts) tourt auch weiterhin mit seiner Stammband ZZ Top, in der der langjährige Gitarrentechniker des Trios, Elwood Francis (links), die Stelle des verstorbenen Bassisten Dusty Hill übernommen hat.


Billy Gibbons (rechts) tourt auch weiterhin mit seiner Stammband ZZ Top, in der der langjährige Gitarrentechniker des Trios, Elwood Francis (links), die Stelle des verstorbenen Bassisten Dusty Hill übernommen hat.
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Bild: dpa

Die markanten Erkennungszeichen verstellten allerdings nicht den Blick gerade auf Gibbons’ musikalische Fähigkeiten. Der heute 73 Jahre alte Texaner gilt als einer der herausragenden Gitarristen der Rockgeschichte, von Jimi Hendrix gefördert, von vielen Kollegen verehrt und gerne als Gastmusiker bei Studioaufnahmen und bei Konzerten angefragt, wissen sie doch alle, dass ihnen Gibbons gewiss nicht nur einige Boogie-Riffs vorsetzen, bestimmt aber seinen signifikanten Anschlag, ja, seinen ganz bestimmten Stil servieren wird.

Dan Auerbach, Gitarrist von The Black Keys und hochgelobter Produzent, erzählte einmal in einem Interview bewundernd, wie Gibbons ihn im Studio besuchte, irgendeine Gitarre an irgendeinen Verstärker anschloss und genauso klang, wie man ihn von den ZZ Top-Alben kennt. Gibbons muss lachen, als er diese Anekdote hört, um dann sein Geheimnis zu verraten, das keines ist: „Ich bin überzeugt, wenn man in einem Raum dieselbe Gitarre mit denselben Einstellungen an verschiedene Spieler weiterreichen würde, klänge sie immer anders. Irgendwie drückt das Instrument die jeweilige Persönlichkeit des Spielers aus, und das tut sie mit ihrem Klang. Es hat etwas mit den Händen zu tun. Es liegt alles in den Händen“, ist sich Gibbons sicher, was er nicht zuletzt mit dem jüngsten Album seines Projekts The BFG’s beweisen könnte.

Unter dem Namen Billy Gibbons and The BFG’s hat der Gitarrist seit dem Jahr 2015 mittlerweile drei Soloalben veröffentlicht, auf denen er sich nicht grundsätzlich vom Bluesrock von ZZ Top entfernt, aber mit zusätzlichen Klangfarben, etwa mit karibischen Rhythmen, kubanischem Jazz oder mexikanischer Ranchero-Musik arbeitet.

Diese persönlichen Vorlieben hat er bei der jüngsten BFG’s-Veröffentlichung, dem Album „Hardware“, allerdings wieder hintangestellt, was mit der besonderen Aufnahmesituation zu tun hatte. Entstanden während der Corona-Pandemie, spielt die Wüste hier eine entscheidende Rolle, sind die Songs doch dort entstanden. „Der Schlagzeuger Matt Sorum, der früher bei Guns N’ Roses spielte, lud mich und den Gitarristen Austin Hanks ein, mit ihm ein Studio in der Wüste Joshua Tree zu besuchen und dort ein wenig zu lärmen. Ich sagte, ich kenne es, dort habe ich schon mit Josh Homme von Queens of the Stone Age gespielt. Nein, sagte Matt, es ist ein neues Studio. Also fuhren wir ins Nirgendwo zu diesem Ort, ich in der Annahme, dort einfach mal reinzuschauen. Wir hatten keinerlei Instrumente dabei, doch der Studiobetreiber sagte, er hätte zwei Gitarren und ein Schlagzeug da. Also probierten wir was aus, und das erste Resultat war gleich ein brauchbarer Song: West Coast Junkie. Da wussten wir, dies ist ein besonderer Ort. Als würde die Wüste unsere Kreativität freisetzen. Sie ist auf jeden Fall ein entscheidendes Teil in diesem Puzzle gewesen“, erinnert sich Gibbons an den Aufnahmeprozess, der nun auch in eine kleine Europa-Tournee mündet, bevor Billy Gibbons dann wieder in den Vereinigten Staaten mit ZZ Top auf Tour geht. Schließlich gilt es weiter zu beweisen: Die Wüste lebt.

Billy Gibbons und The BFG’s spielen am am 19. Juni in der Großen Freiheit 36 in Hamburg, am 20. Juni in der Batschkapp in Frankfurt, am 21. Juni im Löwensaal in Nürnberg, am 23. Juni auf der Parkbühne Leipzig, am 24. Juni im Carlswerk Victoria in Köln und am 25. Juni in der Salierhalle Winterbach.

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