Nachrichten

#Ein Cocktail nach dem Geschmack des Geheimdienstes

Ein Cocktail nach dem Geschmack des Geheimdienstes

Seit der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalnyj im vergangenen August während eines Inlandsfluges in Russland mit schwersten Vergiftungssymptomen zusammengebrochen ist, wird die Moskauer Führung unter Präsident Wladimir Putin mit dem Vorwurf konfrontiert, das Attentat organisiert und befohlen zu haben. Ein internationales Rechercheteam hat diesem Vorwurf jetzt neue Details hinzugefügt. Es hat Hinweise darauf vorgelegt, dass mehrere Agenten des russischen Geheimdienstes FSB, die Nawalnyj unmittelbar vor dessen Kollaps in der sibirischen Stadt Tomsk auf Schritt und Tritt beschattet haben, möglicherweise zugleich Fachleute für chemische Kampfstoffe waren. In den Stunden vor und nach dem Attentat sollen sie mit einem geheimen Chemiewaffenzentrum in Moskau in ständigem Kontakt gestanden haben.

Konrad Schuller

Konrad Schuller

Politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

Die Recherche wurde vom britischen Rechercheinstitut Bellingcat in Zusammenarbeit mit dessen russischem Partner „The Insider“, dem amerikanischen Fernsehsender CNN und der deutschen Zeitschrift „Der Spiegel“ vorgestellt. Die Autoren leiten aus mehreren Indizienketten die Behauptung ab, dass Russland sein Chemiewaffenprogramm, das es 2010 offiziell beendet haben will, in Wahrheit heimlich weiterführe.

Oberst Makschakow war der Verbindungsmann

Die Erkenntnisse der Rechercheure beruhen unter anderem auf der Auswertung von Flugdaten und Telefonkontakten sowie auf den Positionsmeldungen von Mobiltelefonen. Daraus geht nach Darstellung von Bellingcat hervor, dass mehrere Agenten des FSB mit medizinischer Ausbildung sowie Spezialkenntnissen über chemische Waffen sich zum Zeitpunkt der Vergiftung Nawalnyjs nahe dessen Hotel in der sibirischen Stadt Tomsk aufhielten. Insgesamt, schreiben die Rechercheure, habe das Agententeam Nawalnyj in den Jahren vor dem Anschlag mindestens 37 Mal auf dessen Reisen durch Russland begleitet. Das gehe aus Flugdaten hervor. Die Rechercheure interpretieren die gesammelten Indizien so, dass die Beweislast im Zusammenhang mit dem Anschlag auf Nawalnyj nun „vollständig beim russischen Staat“ liege.

Eine der zentralen Figuren der Recherche ist ein russischer Offizier, den das Rechercheteam als Oberst Stanislaw Makschakow identifiziert. Er soll früher zu einer Militäreinheit gehört haben, die chemische Kampfstoffe entwickelte – unter anderem solche, die mit dem Gift Nowitschok eng verwandt sind. Dieses Gift wurde nach den Erkenntnissen eines deutschen Bundeswehrlabors sowie der Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) beim Anschlag auf Nawalnyj eingesetzt.

Folgt man den Darlegungen des Rechercheteams, war Oberst Makschakow das Scharnier zwischen dem Agententeam an Ort und Stelle und der Moskauer Führung des Geheimdienstes FSB. In dem von Bellingcat präsentierten mutmaßlichen Ablauf der Ereignisse spielt er eine wichtige Rolle. Dieser Darstellung zufolge soll Nawalnyj am 19. August um 23.15 Uhr in der Bar seines Hotels in Tomsk einen Bloody-Mary-Cocktail bestellt haben. Die Bedienung sagte ihm jedoch, „Bloody Mary“ sei aus, man könne ihm aber einen „Negroni“ anbieten. Von dem habe Nawalnyj dann auch getrunken. Als die Rechercheure sich Monate später an ihn wandten, habe er berichtet, dieser Drink habe scheußlich geschmeckt. Tags darauf brach er auf einem Inlandsflug zusammen. Die späte Wirkung des Gifts wird in dem Bericht nicht unmittelbar erklärt. Die Rechercheure schreiben aber, dass russische Forschungsinstitute offenbar an Technologien zur Wirkungsverzögerung von Chemikalien arbeiten.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!