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#Ein-Euro-Mahlzeiten gegen die Wut

Ein-Euro-Mahlzeiten gegen die Wut

Mit Gutscheinen für kostenlose Besuche beim Psychologen und Ein-Euro-Mahlzeiten in der Mensa will der französische Präsident die anschwellende Wut der Studenten über die Corona-Beschränkungen besänftigen. Das kündigte Emmanuel Macron bei einem Besuch der Universität Paris-Saclay an. Er versprach allen Studenten, an einem Tag in der Woche zum Präsenzunterricht zurückzukehren. „Studenten haben die gleichen Rechte wie Arbeitnehmer“, sagte er. In Frankreich haben Arbeitnehmer Anspruch auf einen Präsenztag pro Woche in ihrem Unternehmen.

Michaela Wiegel

In den Universitätsverwaltungen wurde das Versprechen des Präsidenten am Freitag mit Skepsis aufgenommen. Die Organisation könne sich als schwierig erweisen. Der Präsident der Universität Cergy Paris, François Germinet, dämpfte die Hoffnungen auf ein einheitliches Angebot für alle. Die Erstsemester würden begünstigt, denn sie hätten die Präsenzkurse am nötigsten.

Protestmärsche in Paris und Straßburg

Macron machte den jungen Leuten bei einer Diskussionsrunde keine Hoffnungen auf eine baldige Rückkehr zur Normalität: „Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sich die Epidemie in den nächsten zwei Wochen entwickeln wird.“ Alle müssten sich auf ein weiteres Semester mit dem Virus und vielen Einschränkungen einstellen. Mindestens bis zum Sommer werde der Lehrbetrieb beeinträchtigt sein. Er verpflichtete sich, die Essensversorgung für die Studenten in den Mensen offenzuhalten. Jeder Student hat fortan Anspruch auf zwei Ein-Euro-Mahlzeiten am Tag. Macron reagierte damit auf Fernsehreportagen, die Warteschlangen von Studenten bei Essensausgaben von Hilfsorganisationen wie „Restos du cœur“, Rotes Kreuz oder „Secours populaire“ zeigten.

Die französischen Studentenverbände beklagen die Perspektivlosigkeit für viele Studierende, die seit Oktober keinen Hörsaal von innen mehr gesehen haben. Viele haben ihren Nebenjob verloren und finanzielle Schwierigkeiten. Gerade in den teuren Großstädten wie in Paris oder Lyon leben die Studenten oft in engen Zimmern. Die langen Tage vor dem Bildschirm schlagen vielen aufs Gemüt. Zur Wochenmitte kam es zu Protestmärschen von Studenten in Paris und Straßburg. Ihr Ärger richtet sich nicht nur auf das chronisch unterfinanzierte französische Universitätssystem, das den technologischen Herausforderungen der virtuellen Lehrveranstaltungen schlecht gewachsen ist.

Studenten im Angstzustand

Besonders wütend macht sie, dass in den Vorbereitungsklassen der Elitehochschulen (Grandes Ecoles) den Studenten weiterhin Präsenzunterricht ermöglicht wird. Das Zwei-Klassen-System hat in Frankreich eine lange Tradition, aber jetzt kocht die Wut darüber hoch. Macron gestand ein, dass es „Ungerechtigkeiten“ gebe. Auch alle Schulen in Frankreich sind weiterhin offen, auch wenn in der gymnasialen Oberstufe ein Teil des Unterrichts digital erfolgt.

Die Studentenverbände haben unterdessen den Eindruck, dass ihre Anliegen von der Regierung nicht ernst genommen werden. Eine von dem Studentenverband UNEDESEP organisierte Umfrage in 39 Universitätsstädten ergab, dass 32 Prozent der Befragten die Motivation an ihrem Studium verloren haben. Der Verband befragte 1732 Studenten in Bachelor- und Master-Studiengängen. 49 Prozent gaben an, unter Angstzuständen zu leiden, 21 Prozent sprachen sogar von schweren Angstzuständen. Der Präsident der Straßburger Universität, Michel Deneken, warnte vor den mentalen Folgen der Pandemie auf die Studenten, die schwerwiegender als die Pandemie selbst zu sein drohten. Die Sorge vor einer „verlorenen Generation“ wird auch von den Studentenverbänden ausgesprochen.

Höhere Selbstmordrate

Hochschulministerin Frédérique Vidal hat von einem besorgniserregenden Anstieg der Selbstmordrate unter Studenten gesprochen. Genaue Zahlen nannte sie allerdings nicht. Studenten suchten immer häufiger Rat bei Psychologen, teilte das Kabinett der Hochschulministerin mit. An der Universität Lille, mit 73.000 Studenten eine der größten des Landes, hat eine interne Untersuchung ergeben, dass die Hälfte der Studenten Zukunftsängste plagen und 30 Prozent sich als seelischen Notfall empfinden.

„Zum ersten Mal erhalte ich direkt beunruhigende Mitteilungen von Studenten, die ihre Selbstmordgedanken offenlegen“, sagte die stellvertretende Universitätspräsidentin Sandrine Rousseau. „Die Studenten verlieren nach und nach alle Bezugspunkte“, beklagte Rousseau. Die Vorsitzende der wichtigsten Studentengewerkschaft Unef, Mélanie Luce, sprach von einer schweren mentalen Krise unter den Studenten. Sie verstehe nicht, warum das Bedürfnis der Studenten nach sozialen Kontakten von der Regierung nicht ernst genommen werde.

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