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#Ein Global Player am Volleyball-Netz

Ein Global Player am Volleyball-Netz

Die jüngsten Stationen ihres bewegten Volleyball-Lebens lauten Schanghai und Kaliningrad. Man könnte auch sagen: Louisa Lippmann zieht derzeit von Bubble zu Bubble. Eben noch spielte sie bei Schanghai Volley um die chinesische Meisterschaft. Nun schlägt die 26-Jährige schon bei Lokomotiv Kaliningrad in der russischen Superliga auf. Vergangene Woche gab sie ihr Debüt als Diagonalangreiferin, und diese Woche ist sie schon in drei Spielen der Champions League gefordert.

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Achim Dreis

Wieder eine neue Erfahrung für die 1,91 Meter große Westfälin, die sich einst aus Herford auf den Weg machte, die Volleyball-Welt zu erobern. Beim USC Münster ging sie in die Lehre, beim Dresdner SC gewann sie erstmals die deutsche Meisterschaft, kam aber noch nicht über eine Rolle als Ergänzungsspielerin hinaus. Beim Schweriner SC blühte sie unter Führung von Bundestrainer Felix Koslowski dann richtig auf, wurde zweimal zur wertvollsten Spielerin der Bundesliga gewählt und wusste schon bald, dass ihr die Liga zu klein geworden war.

Vor ihrer ersten Auslandsstation bei Il Bisonte Firenze in Florenz bekannte sie im Sommer 2018 noch gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, froh zu sein, dass die Toskana nicht allzu weit von der Heimat entfernt sei. Falls Aufregung und Heimweh sie überwältigen sollten, wäre der Fluchtweg nicht weit.

Nun verbrachte sie in diesem Herbst 14 Tage allein in einem Hotelzimmer im fernen China, und das nicht mal mit Blick aufs Gelbe Meer, sondern auf eine Autobahnbrücke, himmelstrebende Hochhäuser und eine demoralisierend wirkende Brachfläche vor dem Fenster.

Vorbild Margareta Kozuch

Kein größeres Problem für die zur Weltenbummlerin gereiste Sportlerin: Mit Elastikbändern und Gymnastikball hielt sie sich körperlich fit, mit Lesen, Krimis und Rätseln schlug sie die Zeit tot. Und zwischendurch telefonierte sie mit der Mama und dem Freund in der Ferne. Die Finalrunde der chinesischen Saison wurde dann binnen weniger Wochen im November in Jiangmen, südlich der Hafenstadt Schanghai, in einer „Bubble“ durchgepeitscht. Für die Schanghai Volleys reichte es zu Rang drei.

Zu Hause wurde Louisa Lippmann unterdessen zu Deutschlands Volleyballspielerin des Jahres gewählt, zum vierten Mal hintereinander, wodurch ihr nur noch eine Auszeichnung fehlt, um ihr Vorbild Margareta Kozuch einzuholen. Die langjährige Kapitänin des Nationalteams hatte den Ehrentitel von 2010 bis 2014 fünfmal gewonnen, sie hatte ebenfalls als Diagonalangreiferin dem Spiel ihre Handschrift aufgedrückt. Auch sie hatte ihr Können auf etlichen Auslandsstationen von Italien über China bis Aserbaidschan perfektioniert. Als für Kozuch das Hallenspiel ausgereizt schien, wechselte sie zum Beachvolleyball, wo sie nun an der Seite von Olympiasiegerin Laura Ludwig versucht, höchste Ehren zu erringen.

Zumindest einen Zwischenstopp am Beach hat auch Lippmann schon eingelegt. Im Sommer spielte sie an der Seite von Isabel Schneider ein Qualifikationsturnier für die deutsche Meisterschaft. Dabei ging es ihr aber eher darum, auf ungewohntem Terrain Handlungsschnelligkeit, Sprungkraft und Dynamik zu trainieren. Die Overload-Methode kommt ihr nun spätestens in Russland zugute, wo Schlagkraft und Durchsetzungsfähigkeit gefordert sind: „Hier sind alle Spielerinnen mindestens so groß wie ich“, hatte sie einigermaßen überrascht nach ihren ersten Trainingseindrücken festgestellt.

Höhe und Härte dominieren das Spiel, wogegen es in China eher über Tempo und Raffinesse im Angriff definiert war. Der Eingewöhnung zuträglich war für Lippmann, dass mit Laura Dijkema die neben ihr einzige Ausländerin den Spielaufbau bestimmt. Von den Zuspielen der Niederländerin hatte Lippmann schon in Florenz profitiert.

Zwei kompetente Förderer

Stützen kann sie sich zudem auf zwei kompetente Förderer aus dem Hintergrund: Bundestrainer Koslowski unterstützt seine Spielerinnen stets beim Bestreben, in ungewohnter Umgebung neue Erfahrungen zu sammeln. Damit sie im günstigsten Fall als bessere Variante ihrer selbst irgendwann zurückzukehren. Und Erfolgstrainer Jürgen Wagner coacht Louisa mit Rat und Tat aus dem Hintergrund sowie in einzelnen Trainingseinheiten, wenn Zeit und Spielplan es zulassen – und versucht so, sie zu einem globalen Volleyball-Player zu entwickeln.

In Kaliningrad ging es in dieser Woche aber erst mal darum, sich in einer Vierergruppe für das Viertelfinale der Champions League zu qualifizieren. Das erst 2018 gegründete Lokomotiv-Team unterlag allerdings in den ersten beiden von drei Spielen binnen drei Tagen dem russischen Rivalen Dinamo Moskau sowie dem türkischen Spitzenteam Eczacibasi Istanbul. Nun geht es an diesem Donnerstag (18 Uhr) zum Abschluss des Turniers gegen den MTV Stuttgart aus der Bundesliga nur noch ums Prestige. Dabei trifft Louisa Lippmann auch auf Dora Grozer, die sie aus der Nationalmannschaft kennt – und mit der sie schon vor zehn Jahren als Teenager beim USC Münster zusammenspielte. Weil die Volleyball-Welt eben doch klein ist.

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