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#Ein irrsinniger Aufruf zum Generalstreik – Frankfurter Zeitung von 1923

Deutschland befindet sich in der Gefahr, an einer Vielzahl von Problemen zu ersticken. In dieser Situation versuchen die Kommunisten, einen Generalstreik zu provozieren. Aus der Frankfurter Zeitung vom 26. Oktober 1923.

Ein Blick auf die Nachrichten des Tages: die Krise im Ruhrgebiet, eine Rede des Reichskanzlers darüber, die Krise in der Pfalz, Nachklänge zum Hamburger Kommunistenputsch, die Frage des Frankfurter Generalstreiks, der Streikbeschluss der Berliner Buchdrucker, der Separatistenputsch, Neues aus Bayern, gespannte Lage in Sachsen usw. So sieht heute die Welt aus! Ein Dutzend schwerer und schwerster Fragen, die zu gleicher Zeit das deutsche Volk überfallen und ihm den Atem rauben, sodass es in Gefahr ist, zu ersticken.

Mehrere dieser angreifenden Probleme sind nicht in seiner Hand, sondern kommen von außen, von den Bedrückern, die nachgerade jeder Menschlichkeit bar geworden sind und wie Teufel auf dem Niedergebrochenen herumreiten. Umso nötiger wäre es, dass wenigstens diejenigen Dinge, über die das deutsche Volk selbst bestimmen kann, mit einiger Vernunft behandelt würden. Aber auch daran fehlt es in einem besonderen Maße. Gibt es heute auch nur eine Spur von Vernunft in einem Beschlusse, Generalstreik zu machen?


Über die Frankfurter Betriebsräte-Versammlung, die über das Gewerkschaftskartell hinweg den lokalen Generalstreik beschlossen hat, haben wir berichtet. Wir haben auch darauf hingewiesen, dass die meisten Führer der Gewerkschaften und der Sozialdemokratischen Partei den Generalstreik für einen Irrsinn halten. In der Frankfurter Versammlung haben ein paar Leute recht tapfer geredet, ohne eine Wirkung zu erzielen. Viel deutlicher aber ist die Verurteilung des Generalstreiks in Berlin zum Ausdruck gekommen.

Die Meldungen darüber sind sehr interessant. Dort sind in einer Funktionärsversammlung der Buchdrucker sozialdemokratische Redner der Streikparole scharf entgegengetreten. Einer von ihnen erklärte im Rahmen der Leitung des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes, dass die Forderung des Generalstreiks vollkommener Unsinn sei. Die sächsischen und thüringischen Arbeiter hätten sogar die Gewerkschaften ersucht, alle Generalstreikaktionen zu unterlassen.

Mit leerer Kasse lässt sich schlecht streiken

Auch dort sind die Vernünftigen niedergeschrien worden, aber den Schreiern ist bereits mitgeteilt, dass sie bei einem Streik allein bleiben würden. Diese Mitteilung ging vom Deutschen Metallarbeiterverband aus, der vermöge seiner großen Mitgliederzahl sehr wesentlich in Betracht kommt. Er hat sogar einem führenden Buchdrucker sein Beileid über den unüberlegten Entschluss der Funktionärsversammlung ausgesprochen. In der Tat, all die, die sich selbst in einen Streik begeben, kann man bedauern. Ein umfangreicher Streik war immer, auch in den Zeiten vor dem Kriege, eine ernste Sache, oft mit Entbehrungen und Not verbunden. Immerhin, man konnte eine gewisse Zeit aushalten. Die Gewerkschaften hatten Geld in den Kassen, und das Wenige, das zur Erhaltung des Lebens erforderlich ist, war billig.

Heute ist alles anders. Die Finanzkraft der Organisationen ist durch die riesige Inflation vollständig ausgehöhlt, die Summen, die sie zur Verfügung haben, spielen im Verhältnis zu dem, was ein großer Streik verlangt, gar keine Rolle. Die Lebenshaltung ist zwar ohnehin herabgedrückt, aber auch das Bisschen, das man zum Leben unbedingt braucht, erfordert nominell so ungeheure Summen, dass gar keine Möglichkeit besteht, sie von irgendwoher zu bekommen, wenn nicht durch Arbeitsverdienst oder Arbeitslosenunterstützung, die aber die freiwillig Streikenden nicht erhalten. Wie also soll dann ein Generalstreik über ein oder zwei Tage hinaus gehalten werden? Er muss in kürzester Zeit zusammenbrechen, oder es lösen sich alle Bande. Das ist freilich dasjenige, was die Kommunisten wollen, die in all diesen Bewegungen, offen oder verdeckt, die treibende Kraft sind.

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