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#Ein klares Statement eines mutigen Trainers

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Ein klares Statement eines mutigen Trainers

Stefan Kuntz hatte seine Definition von Teamgeist schon vor dem Europameisterschafts-Halbfinalduell seiner U-21-Nationalmannschaft mit den Niederlanden erweitert. „Teamgeist bedeutet nicht nur Zusammenhalten“, beschrieb der Trainer dieses ganz besonderen Teams seine evolutionäre Vorstellung des damit verbundenen Entwicklungsprozesses.

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„Eine Stufe höher geht es auch darum, dass ich meinen Mitspieler so ins Spiel bringe, dass er seine besonderen Talente einbringen kann.“ Wen der Fußball- und Menschenversteher aus dem Saarland nach dem dramatischen Viertelfinalsieg per Elfmeterschießen gegen Dänemark meinte, sagte er ohne Umschweife: Florian Wirtz.

Der 18 Jahre alte Saisonaufsteiger von Bayer 04 Leverkusen war nach seinem Abstecher im März zu den Kollegen von der A-Nationalmannschaft, in der er bei zwei Qualifikationsbegegnungen zur Weltmeisterschaft 2022 noch nicht vorspielen durfte, zur U 21 zurückgekehrt, in der das große Talent bis dahin bei drei Einsätzen noch keinen großen Fußabdruck hinterlassen hatte. Auch nicht am Montagabend in Szekesfehervar, wo Kuntz den Sprinter, Dribbler und Spielgestalter auf einer Achterposition einsetzte. Wirtz wurde Mitte der zweiten Hälfte nach einem eher bemühten als befreiten Auftritt ausgewechselt.

Der Shootingstar schlägt zu

Und nun das: Am Donnerstagabend glänzte, zauberte und traf der Rheinländer auch im deutschen Trikot genauso wie an seinen besten Tagen in den Diensten der Bayer-Werkself. Kuntz und seine Trainerkollegen Daniel Niedzkowski und Antonio di Salvo hatten sich nach „vielen Gesprächen“ auch mit dem jüngsten Profi im deutschen EM-Aufgebot dazu entschieden, auf Wirtz’ jugendlichen Sturm und Drang zu setzen. In einem 4-3-3-System auf der Rechtsaußenposition mit der Freiheit des Handelns ausgestattet, schlug der frühreife Abiturient aus Pulheim-Brauweiler sogleich Kapital aus seinen Möglichkeiten.

Getragen und gestützt vom Zusammenhalt in diesem Team, schlug der Shootingstar schon nach 29 Sekunden nach einem fein tarierten Außenristpass von Mittelstürmer Lukas Nmecha zu. Mit der Antizipation eines geborenen Angreifers startete Wirtz durch und verwertete die punktgenaue Vorlage per Volleyschuss zum 1:0. Schneller, also vom deutschen Anstoß weg über 15 Stationen, hat bei einer U-21-Europameisterschaft noch niemand sein Ziel erreicht.

Eine Geschenk an die Fans: Florian Wirtz nach dem EM-Halbfinale.


Eine Geschenk an die Fans: Florian Wirtz nach dem EM-Halbfinale.
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Bild: AP

Einmal im Flow, vergoldete Wirtz bei allem Ballyhoo um das nächste Toptalent aus der Leverkusener Veredelungsmanufaktur nach Kai Havertz seinen persönlichen Start-Ziel-Sieg in der achten Minute zum 2:0, als er die leicht favorisierten Niederländer am rechten Strafraumeck mit einer Finte narrte und den Ball links unten ins Toreck platzierte. Das 2:0 schockte die bis dahin und auch danach nie so recht ins Spiel gekommenen Niederländer vollends, die ob eines Torwartfehlers des Mainzers Finn Dahmen durch Schuurs (67.) nur noch auf 1:2 verkürzen, danach aber keine Gefahr mehr heraufbeschwören konnten.

Der Held des Abends musste sich Minuten nach seinen zwei großen Momenten erst einmal vergewissern, ob das alles wahr sein konnte, was er gerade im Zeitraffer erlebt hatte. „Nach ein paar Minuten musste ich mal gucken, wie es überhaupt steht.“ Die Zeichen wiesen tatsächlich früh in Richtung Finale, das am Sonntagabend (21.00 Uhr bei ProSieben) in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana steigt.

Gewiss aufs Neue mit dem nun endgültig in die U 21 integrierten und im Herbst vermutlich dennoch zur A-Nationalmannschaft zurückkehrenden Wirtz und auch mit dem deutschen Linksaußen und Pechvogel Mergim Berisha, der das Kunststück fertiggebracht hatte, dreimal in einem Spiel am Pfosten gescheitert zu sein. Kuntz vermutete, gut gelaunt wie fast immer, dass die Europäische Fußball-Union dem Stürmer von RB Salzburg wohl einen „goldenen Torpfosten“ überreichen werde.

Der größte Preis aber für die nun um alles spielende und kämpfende Mannschaft, die sich neben ihrer Geschlossenheit auch zu einem spielstarken Ensemble gemausert hat, ist im Finale möglich, das Anführer Kuntz seit seinem Amtsantritt 2016 zum dritten Mal nacheinander erreicht hat: 2017 grüßte er als Chef seiner erstmals in einem großen Turnier betreuten „Jungs“ nach dem 1:0 gegen Spanien als Europameister, 2019 reisten die Deutschen nach einem 1:2 gegen Spanien als knapp geschlagene Zweite aus Italien zurück. Und nun? Steht ihnen mit Portugal die offensivstärkste Mannschaft der EM mit zwölf Toren gegenüber, die am Donnerstag einen glücklichen 1:0-Sieg über die besseren Spanier errang.

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Was Kuntz am Donnerstag aber fast noch wichtiger war, als jetzt schon über das Spiel der Spiele in diesem Turnier in Ungarn und Slowenien zu reden, war ein Verweis auf seinen Arbeitgeber, den Deutschen Fußball-Bund (DFB). Und so hielt er an diesem Donnerstag der puren Freude über einen beispielhaften Kollektivauftritt mit zwei Geniestreichen eines Teamplayers und Solisten zugleich fest: „Der DFB hat sicherlich nicht viele positive Schlagzeilen in den letzten Wochen gemacht. Aber das hier ist auch DFB. Wir spielen den Fußball, den Fußballtraditionalisten zu Hause sehen wollen. Mich freut es auch für die DFB-Mitarbeiter. Es ist schön, dass es diesen Rückhalt auch bei den Mitarbeitern im DFB gibt.“ Ein klares Statement eines mutigen Trainers, dem nach diesem Turnier alle Türen offen stehen könnten. Nicht nur die im Deutschen Fußball-Bund.

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