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#Ein Leben, um eine Vision zu vollenden

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Ein Leben, um eine Vision zu vollenden

Bei großen Künstlern tragen gerade die Widersprüche zur Komplexität ihres Werkes bei. Henri Matisse kennzeichnen mindestens zwei Paradoxe. Sein ausdrückliches Ziel war es, eine dekorative Malerei zu schaffen, die wohlgefällig betrachtet werden kann. Gleichzeitig war er ein so kritischer und analytischer wie zäh arbeitender Maler. Das üppige Glück, der arabeskenreiche Überschwang, die Emotion von Farbe im Bildraum und die regelrechte Freude am Körper, die aus seinen Werken strahlen, sind schwer erkämpfte, genau durchdachte Kunst-Leistungen. Eine Mischung aus lockerem und strengem Denken, aus Gehenlassen, Neu-Versuchen und Strengorganisieren, steht seiner Arbeit vor.

Neben Pablo Picasso ist er zum monstre sacré, zum Übervater der modernen Malerei geworden. Und wie Picasso wählte er als wichtigstes Vorbild Paul Cézanne, der ein ebenso harter, unablässig suchender Arbeiter war. Auf welche Weise die Figur oder den Gegenstand im Raum darstellen, wie die Welt malerisch sehen, fragt Matisse mit Cézanne (und mit allen Modernen), wenn man sie nicht mehr im „naturgetreuen Abklatsch“, so Matisse, abbilden möchte? Man müsse eine Vision haben, eine Vorstellung davon, wohin man gelangen möchte, gibt er zur Antwort. 1899, keine dreißig Jahre alt, kaufte er bei Ambroise Vollard „Drei Badende“ seines Vorbildes Cézanne. Das Werk, es ist gleich am Anfang der Ausstellung als ästhetischer Ausgangspunkt zu sehen, sollte ihn bis 1936 begleiten. Der kräftige Rücken mit Haarzopf einer der drei Badenden scheint Matisse’ monolithischen Reliefplastiken „Nu de dos“ vorzustehen.

Sein Verlangen nach Farbe

Zwischen 1909 und 1930 schuf er vier Versionen, die nach und nach immer schematischer werden, bis nur noch die wesentliche Körperstruktur bleibt: mit einem langen Zopf, der den schweren Korpus wie in zwei Hälften teilt. Mit der Sequenz der vier Bronzereliefs, die im Pariser Centre Pompidou am mittigen Wendepunkt der Ausstellung mit einem spektakulären Blick auf die Stadt positioniert wurden, vollzieht sich ein weiteres Matisse-Paradox. Sein Lehrer Gustave Moreau, bei dem er ab 1895 an der École des Beaux-Arts studierte, hatte schon früh erkannt, dass Matisse einst die Malerei „vereinfachen“ werde. Es ist genau diese allmähliche Reduzierung der Pinselführung, dann der Perspektive und der Linie bis auf die Farbflächen der späten Scherenschnittbilder (die Gouaches découpées), in der sich die Komplexität von Matisse’ Werk verbirgt. Er brauchte ein Leben, um seine Vision zu vollenden.

Femme à la voilette, 1927



Bilderstrecke



Henri Matisse in Paris
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Paradies mit Orangen

Anlässlich des hundertfünfzigsten Geburtsjahres von Henri Matisse – er wurde am 31. Dezember 1869 geboren – war es für das Museum für moderne Kunst im Centre Pompidou unumgänglich, mit einer den Künstler gebührend feiernden Retrospektive aufzuwarten. Um dem dekorativen Aspekt das dem Matisse’schen Werk ebenso innewohnende intellektuelle Rückgrat zu geben, hat die Kuratorin Aurélie Verdier sich mit dem Dichter und Schriftsteller Louis Aragon (1897 bis 1982) verbündet. Aragon hatte Matisse 1941 kennengelernt, nachdem er aus dem besetzten Paris nach Nizza geflohen war. Die beiden Künstler verband sofort eine besondere Freundschaft. Als Aragon gebeten wurde, ein Porträt von Matisse zu schreiben, antwortete er: „Ja, wenn es ein Roman ist.“ Dreißig Jahre später veröffentlichte er 1971 seine zweibändige, literarisch nicht einzuordnende Abhandlung „Henri Matisse, roman“ – eine Mischung aus erzählerischen, analytischen und biographischen Texten. „Matisse, wie ein Roman“ heißt nun die Ausstellung, die im Zusammenspiel mit dieser poetischen und kritischen Rezeption, begleitet von den Stimmen anderer Matisse-Exegeten, das Werk in neun Sektionen und 230 Exponaten chronologisch durchläuft.

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