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#„Ein Sargnagel für den kleinen Mittelstand“

Nachdem das EU-Parlament für ein europäisches Lieferkettengesetz gestimmt hat, gehen die Meinungen darüber in der Unternehmenslandschaft stark auseinander. Gerade aus der Textilbranche, in der die Arbeitsbedingungen in ärmeren Zulieferländern häufig kritisiert werden, kommen etliche positive Stimmen. „Wenn man Anständigkeit und Gerechtigkeit gesetzlich verankert, ist das sicher richtig“, sagte Trigema -Eigentümer Wolfgang Grupp der F.A.Z. „Wenn die Konkurrenz ihre Mitarbeiter ausbeutet, dann wäre das ein unfairer Wettbewerbsvorteil.“ Allerdings fiele viel Bürokratie an, ergänzt sein Sohn Wolfgang Grupp junior, der dem Telefonat lauscht. „Sinnlose Bürokratie für jemanden, der alles in Deutschland produziert, darf auch nicht sein“, schiebt Grupp senior postwendend nach.

Sven Astheimer

Verantwortlicher Redakteur für die Unternehmensberichterstattung.

Es ist eine Einschätzung, die man immer wieder hört, wenn man sich umhört: Das Anliegen halten die meisten Unternehmer für richtig. Doch sie befürchten deutlich höhere Kosten und Wettbewerbsnachteile, klagen über die Bürokratie. Und sie zweifeln, ob das Gesetz seine Ziele wirklich erreicht.

Lieferanten sind genervt

Trigema hat mehr als 1000 Mitarbeiter. Damit fällt der Textilproduzent von der Schwäbischen Alb vom kommenden Jahr an unter das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Der Hemdenhersteller Olymp oder die Outdoormarke Vaude vom Bodensee haben weniger als 1000 Mitarbeiter und wären aller Voraussicht nach erst vom europäischen Lieferkettengesetz betroffen, das für Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern und mehr als 40 Millionen Euro Umsatz gilt. Vaude hatte die EU-Pläne begrüßt und eher noch eine Verschärfung gefordert. In Risikobranchen sollten auch kleinere Unternehmen unter die Regeln fallen, schrieb der Outdoorhersteller, der sich als Nachhaltigkeitsmarke positioniert.

Der Bekleidungshersteller Olymp Bezner äußerte sich abwägender. Produktions- und Beschaffungsdirektor Johann Trischberger sagte der F.A.Z. mit Verweis auf das deutsche Gesetz: „Ich finde es gut, wenn man innerhalb der EU eine gewisse Gleichheit herstellt.“ Die Hemdenmarke aus Bietigheim-Bissingen kümmere sich intensiver um die Lieferkette als mancher Wettbewerber. Insgesamt sei bisher „auf freiwilliger Basis sehr wenig passiert“. Deshalb sei eine Verordnung notwendig.

Gleichzeitig warnte Trischberger vor den Folgen. Allein bei Olymp würden sich sechs Vollzeitmitarbeiter um die Einhaltung solcher Standards kümmern, zwei weitere seien nun notwendig. Ähnlich sehe es bei Lieferanten aus. Das erhöhe die Kosten, das Gesetz könne zu einem kleinen Inflationstreiber werden. Zudem seien die Lieferanten genervt. „Es gibt keine einheitlichen Regeln. Jedes Unternehmen macht seine eigene Überprüfung.“

Nicht alle sind vorbereitet

Manche seien kaum vorbereitet. „Die Regeln können das ein oder andere Unternehmen in Schieflage bringen.“ Die Branche werde auf größere Lieferanten setzen, die den Pflichten einfacher nachkommen können. „Kleine Unternehmen bleiben auf der Strecke.“ Dass ein Wettbewerbsnachteil für europäische Unternehmen entsteht, hält er für absolut möglich. „Die EU geht damit an die Grenze der Übergriffigkeit.“

Er wolle „wie auch in den letzten 98 Jahren ehrlich und richtig handeln. Dafür brauchen wir aber keine europäischen Aufseher“, echauffiert sich Harald Marquardt , der den gleichnamigen Autozulieferer in dritter Generation führt. Das Unternehmen von der Schwäbischen Alb hat mehr als 10.000 Mitarbeiter, Marquardt ist zudem stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall.

„Wir können jetzt beweisen, dass es ohne Liefergesetz genauso gut lief wie mit, nur dass es jetzt teurer ist.“ Bei den Personalkosten sei Europa stets schlechter gewesen, jetzt verschaffe man der internationalen Konkurrenz weitere Wettbewerbsvorteile. „Andere Nationen lachen über uns, ob im amerikanischen, asiatischen oder arabischen Raum.“ Er spricht von einem „Sargnagel für den kleinen Mittelstand“.

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