#Ein Schloss als Arche mit wilden Löwen
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„Ein Schloss als Arche mit wilden Löwen“
Ihr Name klingt frei erfunden oder nach dem Titel eines Kinderbuches. Aber Bonheur, Glück, so hieß tatsächlich die Künstlerfamilie, in die Marie Rosalie 1822 hineingeboren wurde. Schon in ihrer Jugend kürzte sie den Vornamen in ein resolutes Rosa ein. Wohl keine Malerin im frühen neunzehnten Jahrhundert ging zielbewusster und zugleich voller Talent an ihre Karriere heran als Rosa Bonheur. Ihr Bruder Auguste porträtierte sie 1848 mit selbstsicherem Blick, eine Tierskulptur und eine Palette verweisen auf ihre Kunst. Im selben Jahr stellte die ganze Familie im Pariser Salon aus. Der Name Bonheur füllte fast eine Seite im Katalog, mit Vater Raimond, den Brüdern Auguste und Isidore, allen voran aber mit Rosa. Sie trat schon zum achten Mal im Salon an, mit immerhin sechs Gemälden und zwei Skulpturen.
Die Auszeichnung mit einer Goldmedaille bedeutete den Durchbruch. Dass eine Frau Tiere malte, noch dazu derbes, großes Vieh wie Kühe, Stiere, Schafe, Pferde, machte fassungslos und rief durch die überzeugende Ausführung Bewunderung hervor. Ein staatlicher Auftrag folgte. Mit der großformatigen „Feldbestellung im Nivernais“ zeigte Bonheur ihr Können. Um diese Szene des Pflügens ohne idealisierende Überhöhung, sondern in ihrer sinnlichen Erfahrbarkeit malerisch erfassen zu können, mit Schneisen klumpiger Erde, mit der Anstrengung der den Pflug ziehenden Rinder und den müde dahinter trottenden Bauern, reiste sie in die Provinz Nièvre und zeichnete das Landleben vor Ort.
Können diese Augen lügen? Rosa Bonheurs „Tête de chien“ von 1869 in der Rokoko-Lieblingstechnik Pastellkreide.
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Bild: Musée des Beaux-Arts Bordeaux
Das Gemälde ist jetzt in der Schau „Rosa Bonheur (1822–1899)“ im Musée des Beaux Arts in Bordeaux zu sehen, der Geburtsstadt der Malerin. Es gehört zu den wenigen, die schon vor dieser Sonderschau in einem Museum gezeigt wurden (Musée d’Orsay). In Bordeaux wurde bislang das monumentale, unvollendet gebliebene Hauptwerk „La foulaison du blé en Camargue“ dauerhaft ausgestellt, mit stiebenden Wildpferden, die den Weizen dreschen. Erst für diese Retrospektive zum zweihundertsten Geburtstag sind nun viele Werke aus Museumsdepots geholt und zum Teil restauriert worden. Hinzu kommt ein kürzlich erschlossener Bestand, vor allem Zeichnungen, der in Bonheurs Atelier auf Schloss By bei Fontainebleau verblieben war. Die Ausstellung bedeutet eine Wiederentdeckung der Künstlerin.
Ihre Lehrer waren der Vater und die Natur
„Ich bin die Schülerin meines Vaters und der schönen, grandiosen Natur“, resümierte sie. Schon früh zeichnete Bonheur alles, was ihr unter den Griffel kam. Vor allem die Tiere einer kleinen Menagerie, die sie in der Wohnung hielt, nachdem die Familie von Bordeaux nach Paris gezogen war. Der Tod der Mutter prägte sie entscheidend. Denn sie starb an Erschöpfung, nachdem das vierte Kind geboren worden war und die schmalen Einkünfte des Ehemannes durch Strickarbeiten und Klavierstunden ergänzt werden mussten. Raimond Bonheur gehörte den Saint-Simonisten an, einer zwischen Frühsozialismus und Sektierertum schillernden Bewegung, die bereits für Gleichberechtigung eintrat.
Der aufgeschlossene Geist im Elternhaus, aber auch die widersprüchliche Tatsache, dass sich die Mutter zu Tode geschuftet hatte, begründeten Rosa Bonheurs dezidierte Entscheidung für persönliche Unabhängigkeit. Sie ließ sich vom Vater ausbilden und ging regelmäßig in den Louvre zum kopierenden Studium der Alten Meister, etwa der Tiergemälde und ländlichen Szenen von Jean-Baptiste Oudry oder Paulus Potter. Schon in einem stilistisch perfekten Gemälde mit Karotten mümmelnden Kaninchen versteht sie es, achtzehn Jahre alt, die typische Haltung und den Ausdruck ihrer Tier-Modelle zu fassen.
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