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#Ein Schritt zurück ins Gestern

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Ein Schritt zurück ins Gestern

Die kleine Runde, die sich sonntagabends in einem italienischen Nachbarschaft­lokal im Westen Londons zu treffen pflegt, kennt das Menü auswendig. Jeder weiß von vorneherein, was er oder sie bestellen wird, jeder weiß vom anderen, was dieser bevorzugt, und alle entscheiden sich in der Regel für dieselbe Vorspeise: apulische Burrata mit Avocado, Artischocken, Tomaten und Rucola. Dennoch gehört es zum Ritual, die immer gleiche Speisekarte auf andere Optionen zu prüfen, bevor jeder sich nach dem Motto same procedure unter selbstironischem Witzeln ans Altbewährte hält. In den letzten Wochen aber wurde die Runde aus der Bahn geworfen. Denn seit einiger Zeit hapert es mit der Burrata-Lieferung aus Italien.

Gina Thomas

Feuilletonkorrespondentin mit Sitz in London.

Das Beispiel ist typisch für die punktuellen Mängel, die nicht nur der Gastronomie in England zu schaffen machen, sondern mittlerweile auch zum Alltag der Endverbraucher gehören. Die Supermarktregale gleichen einem Schweizer Emmentaler: große Hohlräume in einer Masse. Niemand geht leer aus, aber eine Gesellschaft, die beim Lebensmitteleinkauf gewohnt ist, alles zu bekommen, was sie verlangt, muss sich neu aufstellen und bereit sein zum Improvisieren. Das trifft auch auf die Kraftstoffkrise zu. Inzwischen tauschen Whatsapp-Gruppen Informationen über die Benzinlage aus. „Bei der BP-Tankstelle in Belsize-Park haben sie heute Morgen um 8.30 Uhr eine große Tankerladung bekommen, und die Schlange ist nicht lang“, meldete eine Fahrerin ihren Freundinnen unter dem hashtag „gogogo“.

Die Regierung hat mit ihrer Ermahnung, nicht in Panik zu geraten, genau das Gegenteil von dem bewirkt, was sie beabsichtigt hat. Der Einzelhandel kommt angesichts von Hamsterkäufen und Vorbestellungen für das Weihnachtsgeschäft mit den Lieferungen nicht nach. In vielen Haushalten liegt das Weihnachtsessen bereits in der Gefriertruhe bereit.

Es liegt nicht nur am Brexit

Im Supermarkt fehlt mal die bevorzugte Pastamarke, sodass man gezwungen ist, auf eine andere auszuweichen, mal sind die Zucchini nicht angekommen, die man für ein bestimmtes Rezept braucht, oder es ist kein Hackfleisch für die Bolognese vorhanden, weil die fleischverarbeitende Industrie, wie alle Branchen, unter Personalmangel leidet. Bei der Schweinezucht haben die fehlenden Arbeitskräfte in den Schlachthöfen zu einem Rückstau geführt, sodass die in der Warteschleife eingepferchten Ferkel beginnen, sich gegenseitig ins Fleisch zu beißen. Hunderte sind bereits getötet und verbrannt worden. Die Industrie warnt, dass 120.000 Schweine notgeschlachtet werden müssen, ohne dass ihr Fleisch verwertet werden kann.

Eine Frau in einem Supermarkt in London Ende September


Eine Frau in einem Supermarkt in London Ende September
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Bild: dpa

Was auch fehlt: das zur Betäubung der Schlachttiere verwendete Kohlenstoff­dioxid – was wiederum die Folge eines akuten Mangels an den für die Produktion von CO2 erforderlichen Düngemitteln ist. Ursache für diese Knappheit war die Schließung der Betriebe der beiden größten Hersteller angesichts der steigenden Gaspreise.

Dass globale Prozesse die Briten so hart treffen, liegt nicht nur an den Folgen des Brexits, sondern an langjährigen strukturelle Missständen und kurzfristigem Denken, wie etwa bei der Speicherung von Gas, die deutlich geringer ausfällt als in anderen europäischen Staaten. Das macht ein Land, in dem mehr als drei Viertel aller Haushalte mit Gas heizen, für Preisschwankungen freilich besonders anfällig.

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