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#Ein Sprinter im Rausch der Geschwindigkeit

Ein Sprinter im Rausch der Geschwindigkeit

Kevin Kranz gibt gerne Gas. In seiner Freizeit legt sich der 22-Jährige, wenn das Wetter es zulässt, mit seinem Motorrad im Taunus in die Kurven. Sein Hauptaugenmerk richtet der Frankfurter jedoch darauf, sich auf der Laufbahn dem Rausch der Geschwindigkeit hinzugeben. Schon früh überraschte der ehemalige Fußballspieler mit seinem Sprinttalent, wurde 2018 deutscher Freiluftmeister über 100 Meter und ließ in der Hallensaison danach auch über 60 Meter die nationale Konkurrenz hinter sich. Doch wenige Monate später sah sich das Mitglied des Sprintteams Wetzlar von seinem eigenen Körper gebremst. Die Ergebnisse im Sommer waren enttäuschend, sie spiegelten keineswegs den Zustand wider, in dem sich der Sportler glaubte.

Sein Trainer David Corell war der Erste, bei dem sich der Verdacht auf Pfeiffersches Drüsenfieber regte. „Er hatte schon mal in einem anderen Fall damit zu tun gehabt“, sagt Kranz. Die Befürchtung sollte sich bestätigen. Die Krankheit und ihre Folgen legten den Leichtathleten fast eineinhalb Jahre lang lahm. Eine erste Rückkehr auf die Wettkampfbühne beendete das Erfolgsgespann im vergangenen Winter nach zwei Auftritten. Am Samstag sorgte der Hesse bei seinem abermaligen Einstand für einen Paukenschlag. Bei einem internen Wettkampf, den der Hessische Leichtathletik-Verband (HLV) für seine Kaderathleten initiierte, damit diese sich auf die nationalen Titelkämpfe Mitte Februar in Dortmund vorbereiten können, lief Kranz über 60 Meter in 6,59 Sekunden nicht nur an die Spitze der seit Januar gültigen deutschen Jahresbestenliste.

Er knackte gleichzeitig die Norm für die Hallen-Europameisterschaften im März in Polen. „Ich hatte vorher gut trainiert“, kommentierte der Sieger. „Aber dass ich gleich beim ersten Wettkampf so schnell sein würde, hätte ich nicht gedacht.“ Ähnlich überrascht zeigte sich Corell, der bei einer Wette mit Kollegen auf eine 6,64 getippt hatte. Die erreichte Zeit, drei Hundertstel über dem persönlichen Bestwert, sei für diesen frühen Zeitpunkt der Saison „outstanding“, hervorragend, und gibt Anlass zu Optimismus für das bevorstehende Olympiajahr.

Vorbild in Sachen professioneller Einstellung: Trainingspartnerin Lisa Mayer


Vorbild in Sachen professioneller Einstellung: Trainingspartnerin Lisa Mayer
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Bild: dpa

Im vergangenen Sommer hätte Kranz die Spiele in Tokio abschreiben müssen. „Die Infektion war noch nicht ganz aus meinem Körper raus“, sagt er. Immer wieder wurde er krank, steht erst seit August wieder im vollen Training. Zudem fehlten durch die lange Pause wichtige Punkte für die Weltrangliste, über die der Weg nach Japan führen könnte, wenn die Zeit allein nicht ausreicht. Die Auszeit hat Kranz gut genutzt. „Das Immunsystem war komplett im Keller“, sagt sein Trainer. Beim Restart wurde „alles auf den Kopf gestellt“. Eine Darmuntersuchung ergab unter anderem Unverträglichkeiten von Gluten und Eiern sowie einem Pilz. Kranz, der sich vorher nicht gerade vorbildlich ernährte, stellte seinen Lebensmittelkonsum komplett um, verzichtet auch so weit wie möglich auf Zucker. „Glücklicherweise gibt es für fast alles Ersatzprodukte“, sagt er. Das Ergebnis sei, dass er mehr Energie habe.

Die Regeneration hat im Tagesablauf einen höheren Stellenwert bekommen. Als Profi kann Kranz alles auf den Sport ausrichten, vormittags trainieren und die Einheiten in Ruhe absolvieren. Die Ausbildung bei der Sportfördergruppe der hessischen Polizei hat er nach zweieinhalb Jahren abgebrochen. Nach dem mehrstündigen Pflichtprogramm in Wiesbaden sei er im Training oft „platt gewesen“. Zudem habe ihm der Beruf keinen Spaß gemacht. Mit dem Absprung lud er sich Schulden in Höhe von 20.000 Euro auf. 30 Prozent von dem, was er bei der Polizei verdiente, müsse er, auf zehn Jahre gestreckt, zurückzahlen. Seinen Unterhalt bestreitet Kranz aus Zuschüssen vom Verein, den Sporthilfen, der Unterstützung einzelner Sponsoren und Prämien. Frauen seien in der Leichtathletik allerdings klar im Vorteil, betont der Läufer. Als Mann sei es viel schwieriger, an Verträge mit Geldgebern zu kommen.

Die neue Lebensweise sorgt dafür, dass gesundheitliche Rückschläge seit Monaten ausbleiben. Corell war schon länger klar gewesen, dass es einige Baustellen gab: „Aber ich habe es erst mal laufen lassen“, weil es auf der Bahn funktionierte. Jetzt, da der EM-Teilnehmer von 2018 sich auch „menschlich krass entwickelt habe“, übe er seinen Sport fokussierter aus. Dabei profitiere er von seiner neuen Trainingspartnerin, der Olympia-Halbfinalistin Lisa Mayer. „Sie lebt ihm professionelles Verhalten vor.“ Kranz sorge im Gegenzug mit lockeren Sprüchen für entspannte Atmosphäre.

Der nächste Wettkampf des HLV steht wegen des Lockdowns erst am 17. Januar an. Bei diesem soll es auch einen Weitsprung-Wettbewerb für den Bundeskader um Weltmeisterin Malaika Mihambo geben. Kranz könnte alternativ bei einem Meeting an den Start gehen. Er kann es kaum erwarten, wieder Gas zu geben.

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