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#„Ein Zug ist fast 500 Meter lang und befördert 2000 Tonnen Getreide“

„„Ein Zug ist fast 500 Meter lang und befördert 2000 Tonnen Getreide““

Herr Matthä, wie stellt sich Ihnen als Präsident der Gemeinschaft der Europäischer Bahnen und Infrastrukturgesellschaften (CER) die Lage der ukrainischen Bahn dar?

Andreas Mihm

Wirtschaftskorrespondent für Österreich, Ostmittel-, Südosteuropa und die Türkei mit Sitz in Wien.

Die Lage ist sehr schwierig. Die Ukraine ist im Krieg. Ich bewundere das Engagement der ukrainischen Eisenbahner. Europas Bahnen sind solidarisch. Wir unterstützen die Kollegen, wo es geht. Insbesondere, was den Transport der Flüchtlinge angeht. Aber nicht nur da. Gerade die Kollegen aus Polen, aber natürlich auch aus Deutschland, machen einen grandiosen Job. Wenn man gesehen hat, wie verzweifelte ukrainischen Frauen mit ihren Kindern und nichts als einem Trolley ankommen, das zieht einem das Herz zusammen.

Wie helfen die Bahnen der Ukraine?

Europas Bahnen haben jede Menge Sonderzüge für Flüchtlinge kostenfrei bereitgestellt. Allein die ÖBB hat an die 100.000 sogenannte Not-Tickets ausgestellt. Die italienischen Eisenbahnen sind bereit, einen speziellen Sanitätszug an die ukrainische Grenze oder an andere Orte zu entsenden, an denen möglicherweise ein kleines, mobiles Krankenhaus benötigt wird. Die polnische Eisenbahn hat einen Sanitätszug mit Proviant und Decken für Flüchtlinge und Autos vorbereitet, die für die Versorgung von Verletzten ausgestattet wurden. Viele Eisenbahnunternehmen auf der ganzen Welt haben Spendenaktionen für die Ukraine eingerichtet und selbst gespendet. Es gäbe noch mehr aufzuzählen.

Nach zehn Kriegswochen geht es jetzt mehr um Gütertransporte?

Nicht nur. Die Flüchtlingswelle ist abgeebbt, aber selbst hier im Hauptbahnhof in Wien kommen jeden Tag noch zwischen 1000 und 2000 Flüchtlinge an. Dann geht es um Gütertransporte in beide Richtungen, wobei wir an der Grenze zur Ukraine das Problem haben, auf die breitere Spurweite umstellen zu müssen, auf Fahrzeuge, die die Ukraine zur Verfügung stellt. Auch stellen sich zum Beispiel Versicherungsfragen. Aber die sind so weit gelöst, als die Regierung der Ukraine erklärt hat, dass der Staat defacto für allfällige Beschädigungen hafte.

Russland zerstört jetzt die ukrainische Bahninfrastruktur systematisch?

Das beobachten wir mit wachsender Sorge. Das kommt nicht unerwartet, da insbesondere die Militärtransporte in die Ukraine Russland ein Dorn im Auge sind. Insofern werden sich die Angriffe hier möglicherweise noch verstärken.

Andreas Matthä


Andreas Matthä
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Bild: Reuters

Welche Güter fahren sie vor allem?

Aus der Ukraine transportieren wir Getreide, auch Erze, Kohle. Damit erhält die Ukraine Einnahmen, auch brauchen wir das Getreide zur Sicherung der Versorgungssicherheit in Europa und Nord Afrika, weil die Schiffe nicht mehr fahren können.

Wie viel mehr Transporte gibt es?

Lassen Sie es mich so sagen: Es ist deutlich mehr als vor dem Krieg. Bei den Erzen ist es mehr als drei Mal so viel wie vor Kriegsbeginn. Ich kann und will hier aber hier nicht in Details gehen.

Aber allein die Rail Cargo Group (RCG) der ÖBB hat von März bis April 60.000 Tonnen Getreide transportiert?

Ja, aktuell fährt die RCG dreimal pro Woche Getreide in Güterzügen aus Čierna in der Slowakei über Tschechien, Polen, nach Brake in Norddeutschland. Ein Zug ist dabei fast 500 Meter lang und befördert 2000 Tonnen Getreide. Jetzt stocken wir das Angebot noch einmal auf und fahren mindestens drei Monate lang täglich einen Zug mit ukrainischen Agrarprodukten Richtung Norddeutschland. Das jeden Monat sind 25 Züge nach Deutschland, 5 Züge bleiben in Tschechien und der Slowakei.

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