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#„Eine Frau mit einem großen Herzen“

„Eine Frau mit einem großen Herzen“

Nur etwas mehr als drei Jahre überschnitten sich die Regierungszeiten von Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem damaligen amerikanischen Präsidenten George W. Bush: Im September 2005 gewann Merkel die vorgezogene Bundestagswahl, im Januar 2009 schied Bush aus dem Amt. Trotz dieser vergleichsweise kurzen Zeit – mit Barack Obama verbrachte sie acht Jahre – hat Merkel bei Bush einen äußerst positiven Eindruck hinterlassen. Sie habe „Klasse und Würde“ ins Kanzleramt gebracht, sagt der 43. Präsident der Vereinigten Staaten in einem Interview mit der Deutschen Welle anlässlich von Merkels Abschiedsbesuch in Amerika.

Zu ihrem Vorgänger Gerhard Schröder hatte Bush zum Ende von dessen Amtszeit kein besonders gutes Verhältnis mehr. Die Kritik aus Deutschland am Kurs der amerikanischen Regierung nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sei sehr laut gewesen und Schröder habe ihn als „Bauern für seine Wiederwahl benutzt“, sagt Bush in dem Gespräch.

„Ausdruck der Freundschaft“

Mit Merkel sei er von Anfang an besser klar gekommen. Er wisse nicht, ob sie aktiv versucht habe, das deutsch-amerikanische Verhältnis zu verbessern, aber die beiden hätten sich sofort gut verstanden. Sie habe „Ehre“ gehabt und sich nicht gefürchtet, eine Führungsrolle zu übernehmen. Sie sei sehr freundlich gewesen, wobei sie aber auch „tough“ gewesen sei. Allein der Fakt, dass sie sich in der von Männern dominierten Politik der Bundesrepublik durchgesetzt habe, zeige das.

Bush war besonders an Merkels Werdegang interessiert, den er auch in dem Gespräch mit der Deutschen Welle würdigt. Sie, die in der unfreien, kommunistischen DDR aufgewachsen sei, habe es bis ganz nach oben geschafft. Schon bei ihrem ersten Besuch in Washington nach der Wahl im Januar 2006 fragte Bush Merkel nach ihrer Heimat. Die wiederum lud den Präsidenten zu sich ein. Er kam dann im Jahr 2006 auf dem Weg zum G-8-Gipfel in St. Petersburg zum wohl teuersten Wildschweinessen in der Geschichte, wie der Spiegel angesichts der Besuchskosten vermerkte, ins vorpommersche Trinwillershagen.

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Das Bild der beiden, das sich den Beobachtern wohl am stärksten eingeprägt hat, ist sicherlich Bushs „Nackenmassage“ auf dem Gipfel in St. Petersburg ein paar Tage später. Für Bush war das ein „spontaner Ausdruck seiner Freundschaft“, wie er der Deutschen Welle sagt. Er habe nie mit Merkel darüber geredet, doch würde er um Verzeihung bitten, sie so ins Rampenlicht gestellt zu haben.

„Ein Vorbild für alle Mädchen“

Merkel und Bush haben sich dann in den folgenden zwei Jahren noch öfter gesehen, doch als besondere Auszeichnung galt die Einladung auf die Ranch der Bushs in Texas im Jahr 2007. Ganz locker im Cowboy-Stil gekleidet empfing Bush damals Merkel und ihren Mann Joachim Sauer. Der Abschiedsbesuch Bushs fand dann schon ein Jahr später auf Schloss Meseberg statt, wieder gab es ein Grillfest. Merkel hatte damals das Gästehaus der Bundesregierung für den Besuch ausgesucht, um ihm einen intimeren Anstrich zu verleihen, als das in Berlin möglich gewesen wäre.

Das bislang letzte Mal, das die beiden sich getroffen haben, war bei der Beerdigung von Bushs Vater, George H.W. Bush, dem 41. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Dass Merkel deswegen nach Amerika gekommen sei und ihn danach auch noch privat besucht habe, reflektiere das gute Verhältnis der beiden, so Bush.

Die beiden hätten zwar auch Meinungsverschiedenheiten gehabt, erzählt Bush, doch sei das niemals ins persönliche abgedriftet. Immer seien die beiden sich sicher gewesen, dass es das Beste für das jeweils eigene Land sei, wenn es eng an der Seite des anderen stehe. Merkel sei eine mitfühlende Frau mit einem großen Herz, das sich besonders in der europäischen Flüchtlingskrise gezeigt habe. Sie habe da zwar eine harte Entscheidung getroffen, die „politisch Punkte gekostet“ habe, doch habe Merkel immer aus Prinzip gehandelt. Dass die Deutschen das goutierten, zeige ihr Erfolg bei den Wählern. Die hätten sie nicht unbedingt gewählt, weil sie ihr in allem zugestimmt hätten, sondern weil sie ihr vertrauten, ist sich Bush sicher.

Besonders bewundert habe er ihre Unerschütterlichkeit, sagt Bush. Diese Charakterfestigkeit sei etwas, das die Menschen wieder zu schätzen wüssten, seitdem es vermehrt Populisten in der Politik überall auf der Welt gebe. Darüber hinaus bezeichnet Bush Merkel als Vorbild für alle Mädchen und Frauen. Sie habe gezeigt, dass man trotz einer widrigen Herkunft eine einflussreiche Position erreichen könne. Sie habe einen guten Job gemacht, resümiert der frühere Präsident.

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