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#Eine junge Seele wird zerstört

„Eine junge Seele wird zerstört“

Ein nacktes Mädchen steht in einer Tränke. Vierzehn Jahre alt ist sie, fast noch ein Kind. Ihr Hinterteil glänzt hilflos im grellen Scheinwerferlicht, die Arme hält sie dicht am Körper, die Hände greifen unten ins Leere, als suchten sie vergeblich nach Halt. Vor ihr steht ein Mann, knapp fünfzig, genüsslich schaut er sie an, lässt seinen Blick über ihre Haut fahren. Dann tritt er nach vorne, greift nach einem alten Schwamm und beginnt, ihren Körper zu säubern.

Vorsichtig erst, dann immer bestimmter führt er den Schwamm überallhin. Qualvolle Sekunden vergehen. Ein Täter reinigt sein Opfer. Ein erwachsener Mann berührt ein Kind. Ein Mädchen auf der Schwelle zur Frau, das nicht weiß, wie ihm geschieht. Die Inszenierung reproduziert den Voyeurismus des Täters ohne Bedenken. Sechshundert gut angezogene Theaterbesucher schauen interessiert dabei zu, wie eine Seele zerstört wird.

Der Fall Teichtmeister hat in den Niederlanden nicht viel Aufsehen erregt. Die Geschichte von der aufgedeckten Pädophilie eines österreichischen Schauspielstars, der heimlich Zehntausende Sexdateien mit Minderjährigen hortete, war den meisten Medien hierzulande nur ein paar Meldungszeilen wert. Und doch wirkt der jüngste Premierenabend am Internationaal Theater Amsterdam wie eine direkte Reaktion darauf.

Ivo van Hove, der Grandseigneur der niederländischen Bühnenwelt und künftiger Leiter der Ruhrtriennale, hat den zweiten Roman des bekannten, nicht binären niederländischen Schriftstellers Marieke Lucas Rijneveld szenisch adaptiert. Auf Deutsch 2021 unter dem Titel „Mein kleines Prachttier“ bei Suhrkamp erschienen, erzählt das Buch die Geschichte einer sexuellen Grenzüberschreitung. Im Sommer 2005 untersucht Kurt, glücklos verheirateter Veterinär, die Kühe eines benachbarten Farmers und trifft auf dessen vierzehnjährige Tochter.

Von der streng calvinistischen Lebensführung ihres eigenen Vaters abgeschreckt, baut das zur Verzweiflung veranlagte Mädchen sofort Vertrauen zu dem liebenswürdigen Mann auf und schließt eine kindliche Freundschaft mit ihm. Was zunächst als seltsames Spiel zwischen zwei Ungleichen beginnt, nimmt bald die manischen Züge eines fetischhaften Verhältnisses an und endet schließlich in der Katastrophe eines grausamen sexuellen Gewaltverbrechens.

Traum von küssenden Fröschen

Auf der Amsterdamer Bühne dokumentieren zwei lebende Kühe das Milieu provinzieller Landwirtschaft, von dem beide, Regisseur wie Publikum, ansonsten maximal weit entfernt scheinen. Den Bühnenboden bedecken golden schimmernde Strohhalme, hier und da stehen gut ausgeleuchtet ein paar abgewirtschaftete Utensilien der Viehzucht herum, daneben ein kleines Trampolin, die Ma­tratze eines Ehebetts und ein Motorrad. Mit dem fährt der junge Sohn des Tierarztes knatternd herein. Er wäre eigentlich der natürliche Gefährte für jenes einsame Mädchen, das von küssenden Fröschen träumt und nichts lieber möchte, als im Stehen zu pinkeln. Aber der eigene Vater (provozierend lässig gespielt von Hans Kesting) kommt ihm zuvor.

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