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#Eine Siedlung steht unter Druck

Eine Siedlung steht unter Druck

In der Hanauer Siedlung zwischen der Bruchköbeler Landstraße und dem Fallbach stehen keine Villen. Das Quartier im Stadtviertel Nordwest hat dennoch seinen Charme. Die freistehenden Ein- und Zweifamilienhäuser ziehen sich entlang der Wohnstraßen, nach hinten öffnen sich langgezogene Gärten. Die Innenstadt ist gerade so weit entfernt, dass man sie gut zu Fuß erreichen kann, oder man fährt mit Bus und Fahrrad. Auch die Natur ist nicht weit entfernt. Die Bruchwiesen schließen sich an, der Fallbach und der Krebsbach wurden renaturiert und geben seltenen Tier- und Pflanzenarten neuen Lebensraum.

Luise Glaser-Lotz

Viele Häuser wurden in der Zeit zwischen den dreißiger und fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gebaut für Familien mit mehreren Kindern. Anfangs gab es nur ein Erdgeschoss und ein erstes Stockwerk, das gleichzeitig das Dachgeschoss war. Hier wohnte man etwas beengt, aber in den eigenen vier Wänden, und im Garten konnten Obst und Gemüse angebaut werden. Mit der Zeit wurden die Neubauten größer, und die Altbauten erweiterte man oft nach hinten hinaus. Doch die Grundstruktur des Gebiets veränderte sich nicht über mehrere Generationen, die hier aufwuchsen und wiederum ihre Kinder großzogen.

Doch jetzt steht wieder ein Generationenwechsel an. Viele ältere Bewohner können nicht mehr ohne Betreuung in einem Haus leben, oder sie sterben. Die Erben wollen die Immobilie verkaufen oder nach ihren Vorstellungen umbauen und vergrößern. Bei der Nachverdichtung schießen manche Eigentümer über das Ziel hinaus, andere verkaufen kurzentschlossen an meistbietende Interessenten, was fatale Folgen haben kann.

Häufig Klagen über Müll und Lärmbelästigung

Das Quartier mit mehreren hundert überwiegend eingesessenen Bewohnern droht zu kippen, sagt Reiner Wegener, Vorsteher des Ortsbeirats Nord-West. Bei ihm laufen die Beschwerden der Bewohner zusammen. Vor etwa zwei Jahren sei es losgegangen, berichtet eine Anwohnerin, die seit 40 Jahren hier lebt und nicht namentlich genannt werden will. Nach ihren Erkenntnissen sind in jüngster Zeit neun Häuser des Viertels an eine einzige Person oder deren Familie veräußert worden.

In ganz Hanau seien es wohl 20 Gebäude, die in den Familienbesitz gekommen seien. In die Häuser seien innerhalb kürzester Zeit Menschen aus Bulgarien und Rumänien einquartiert worden. An diesen Häusern hingen jetzt bis zu acht Briefkästen mit rund 20 verschiedenen Namen. Es herrsche ein ständiges Ein- und Ausziehen, allein dieser Wechsel mache ein gedeihliches Miteinander schwierig. Der Zusammenhalt in dem Viertel sei immer gut gewesen, das habe sich auch nicht geändert, als mehrere Familien mit ausländischen Wurzeln hergezogen seien. Diese seien hervorragend integriert.

Spekulationsobjekt: eines der heruntergekommenen Gebäude


Spekulationsobjekt: eines der heruntergekommenen Gebäude
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Bild: Sandra Schildwächter

Das werde mit den neuen Nachbarn aber kaum gelingen. Ein Wille der neuen Bewohner zur Integration sei nicht erkennbar, so die Anwohnerin. Bei dem Ortsbeiratsvorsitzenden Wegener gehen häufige Klagen über Müll in den Vorgärten, an den Müllsammelcontainern sowie über Lärmbelästigungen ein. Das Vorgehen der Käufer sei immer das Gleiche. Die Familie werfe Werbepapiere mit dem Versprechen hoher Verkaufspreise in die Briefkästen. Wenn Interessenten angebissen hätten, werde die Immobilie tatsächlich über dem üblichen Marktpreis verkauft.

„Das sind keine schlechten Menschen“

Sogleich zögen die Mieter ein, die vermutlich weit überteuerte Mietpreise zahlten. Um die 400 Euro sollen das pro Person sein, will ein anderer Anwohner in Erfahrung gebracht haben. Wer anschließend benachbarte Häuser veräußern wolle, gerate ins Hintertreffen. Er könne nur an den gleichen Investor verkaufen, da ihre Anwesen durch die angrenzenden überbelegten und heruntergekommen wirkenden Häuser nur schwerlich einen anderen Käufer finden würden.

Die Organisation der mutmaßlichen Spekulanten ist schwer zu durchschauen. In der jüngsten Stadtverordnetensitzung, als das Thema Nordwest auf der Tagesordnung stand, nannte Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) die Familie Limani öffentlich beim Namen. Lindi Limani bestätigte im Gespräch mit der F.A.Z., in den vergangenen Jahren zwei Häuser in dem Quartier erworben zu haben. Die Limani Immobilien UG seines Sohnes Ermir Limani habe nichts mit diesen Käufen zu tun. Wem die anderen Häuser genau gehören, war in dem Gespräch nicht in Erfahrung zu bringen,

Limani schilderte jedoch die Bemühungen der Neubürger, sich in Hanau einzugewöhnen. Die angestammten Bewohner des Viertels lehnten sie aber ab. Das liege auch an den unterschiedlichen Kulturen. Gerade was die Müllentsorgung angehe, hätten die Bulgaren und Rumänen noch Anpassungsschwierigkeiten. Fest stehe aber, dass es bisher keine Anzeige gegen eine der Personen wegen Übergriffen gegeben habe. „Das sind keine schlechten Menschen“, sagte Limani.

Der Erwerb weiterer Häuser in dem Quartier wird möglichen Spekulanten in Zukunft schwerfallen, denn die Stadt steuert inzwischen gegen. Einstimmig verabschiedeten die Stadtverordneten eine Vorkaufssatzung für das Gebiet. Laut Stadtentwickler Martin Bieberle kann eine Gemeinde ein Vorkaufsrecht in Anspruch nehmen, wenn ein Gemeinbedarf bestehe. Die Häuser könnten beispielsweise von der städtischen Baugesellschaft erworben und nach der Sanierung dem allgemeinen Wohnungsmarkt zugeführt werden. Bei der Vorkaufssatzung geht es aber nicht nur um das Verhindern von Verkäufen an unliebsame Interessenten oder Spekulanten, sie soll auch die geordnete Nachverdichtung des Quartiers steuern. Deshalb soll die städtische Bauprojekt Hanau GmbH zunächst eine „städtebauliche Voruntersuchung“ machen, bevor ein Bebauungsplan aufgestellt wird.

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