#Einfach obsessiv

Inhaltsverzeichnis
„Einfach obsessiv“
In Jahr 1904, in dem Salvador Dalí im spanischen Figueres geboren wird, veröffentlicht der Wiener Arzt Sigmund Freud „Die Psychopathologie des Alltagslebens“. Eines seiner Hauptwerke, „Die Traumdeutung“, war da schon vier Jahre auf dem Markt, hatte seinem Autor aber nicht allzu viel Aufmerksamkeit eingetragen. Und wenn, dann waren die Reaktionen ablehnend. Für Dalí sollte „Die Traumdeutung“ zu einer Bibel werden.
Zunächst aber geht der Knabe mit einer schweren Hypothek ins Lebensrennen: Sein Bruder Salvador war 1903 im Alter von drei Jahren gestorben, der zweite Sohn erbte den Namen des Erstgeborenen und fragte sich später, ob er dazu verdammt sei, das Leben eines Toten zu führen. Die vier Jahre jüngere Schwester wird ihm zum Objekt von Inzestphantasien. Als Salvador Dalí siebzehn ist, stirbt seine Mutter, die ihn gegen den strengen Vater in Schutz genommen hatte. Obendrein heiratet der dann die Schwester seiner Frau. Schwierige Verhältnisse für eine schutzbedürftige Seele mit einer fieberhaft überspannten Einbildungskraft.
Der wichtigste Einfluss seines Lebens
Als Kunststudent im Madrider Studentenwohnheim testet Dalí erst einmal angesagte Malweisen, und er macht folgenreiche Bekanntschaften, unter anderem mit Federico García Lorca, Luis Buñuel, Pedro Garfias. Die Residencia des Estudiantes ist, nach englischem Vorbild und wie man heute sagen würde, eine Schnittstelle für den Diskurs zwischen Kunst und Wissenschaft. So stößt Dalí auch auf die histologischen Zeichnungen des Medizin-Nobelpreisträgers Santiago Ramón y Cajal. 1926 reist er das erste Mal nach Paris zu den Surrealisten, und er entdeckt Freud, dessen Werke von 1922 in spanischer Übersetzung erscheinen. Dalí nennt den Erfinder der Psychoanalyse später den wichtigsten Einfluss seines Lebens, eine „Vaterfigur“. In seiner Bildsprache verbinden sich alsbald Psychologie und Physiologie: Androgyne Figuren tummeln sich in seinen Bildern, nackte Frauen, muskulöse Matrosen, Schatten, die sich nicht mit dem Objekt decken, das sie wirft, phallische Symbolen wie Regenschirme, Messer, Stöcke, Flöten.
Wien spürt dieser „Obsession“, so der Untertitel der Ausstellung, nun nach. Im Unteren Belvedere, das nach eineinhalbjähriger Sanierung wiedereröffnet wurde, ist der lange Schlauch der Orangerie kein einfach zu bespielender Ausstellungsraum. Margula Architects haben ihn in einen komplett blutrot ausgeschlagenen Geburtskanal für Kunstbetrachtung verwandelt, mit organisch geformten Kabinetten, die sich von allen Seiten begehen lassen, dabei aber recht wenig Platz für die Besucher bieten. Die seit 2014 geplante Schau hat der spanische Kunsthistoriker Jaime Brihuega Sierra gastkuratiert, sie zeigt mehr als neunzig Exponate aus den Jahren 1922 bis 1938, also aus der Zeit als Dalí noch kein Superstar war. An den Wänden Zitate, Fotos und Videos, darunter der Surrealistische Klassiker „Ein andalusischer Hund“ (1929) von Buñuel und Dalí. Dazu Zeitschriften, Skizzen, Gedichte, Briefe.
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