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#Eingeschränkt geöffnet

„Eingeschränkt geöffnet“

Nach zwei Jahren Ausnahmezustand hat man sich einigermaßen daran gewöhnt, dass selbst die alltäglichsten Aktivitäten mehr Vorausplanung erfordern. Die Spontaneität war eines der ersten Opfer der Pandemie. Auch nach dem sogenannten „Freedom Day“, mit dem die meisten Corona-Einschränkungen in Gastronomie und Einzelhandel weggefallen sind, bleibt die Rückkehr zur alten Normalität noch in weiter Ferne.

Alexander Wulfers

Redakteur in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Wer will, kann zwar seit dieser Woche Masken, Test- und Impfnachweise zu Hause lassen. Der spontane Restaurantbesuch an einem Dienstagabend findet trotzdem ein vorzeitiges Ende an der verschlossenen Eingangstür. Ein Schild informiert, das Lokal sei aktuell nur noch von Donnerstag bis Sonntag geöffnet, „wegen Corona“. Einige Straßen weiter hat ein Antiquitätengeschäft die Öffnungszeiten sogar noch radikaler zusammengestrichen. Nur noch am Samstag sind dort für einige Stunden Kunden willkommen. Und eine abendliche Bestellung beim Lieferdienst droht daran zu scheitern, dass trotz der nicht allzu späten Stunde die meisten Küchen schon geschlossen haben. Die Auswahl ist, ungewöhnlich für eine Großstadt wie Frankfurt, sehr begrenzt.

Die erhoffte Rückkehr zur Normalität lässt also weiter auf sich warten – wenn es überhaupt jemals wieder so wird wie vor dem März 2020. Dass nicht von einem Tag auf den anderen der Alltag zurückgekehrt ist, liegt einerseits an den nach wie vor hohen Inzidenzzahlen, die Teile der Kundschaft zögern lassen, sich wieder ins Nachtleben zu stürzen, andererseits aber auch am Personalmangel.

Der macht insbesondere Teilen der Gastronomie nach wie vor zu schaffen. Enzo Weber, Professor am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), weist darauf hin, dass gerade die Restaurants in jeder Corona-Welle sehr stark Beschäftigung abgebaut haben. Diese Leute kämen nicht von einem Tag auf den anderen zurück. Ein Unterschied zu Rezessionen der Vergangenheit liege darin, dass in der Pandemie nicht über viele Monate, sondern ganz plötzlich wieder geöffnet werde. So schnell könne der Arbeitsmarkt sich aber nicht anpassen.

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Dass es einen großen Personalrückgang im gesamten Gastgewerbe gegeben habe, betont auch die Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA), Ingrid Hartges: Zum 30. Juni 2021 waren weniger als eine Million Sozialversicherungspflichtige in der Branche beschäftigt; zwei Jahre zuvor waren es noch 130 000 Personen mehr. „Auch die für das Gastgewerbe so wichtige Zahl der Mini-Jobber hat von Juni 2019 auf Juni 2021 um 20 Prozent abgenommen“, so Hartges. „Wir wissen, dass diese vor allem in die Logistikbranche und in den Einzelhandel gewechselt sind.“

Viele seien aber inzwischen wieder zurückgekehrt. Dennoch braucht die Erholung ihre Zeit. Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass die Beschäftigung in der Gastronomie noch im Januar 2022 bei etwa 82 Prozent des Niveaus von Dezember 2019 lag, in Hotels bei 77 Prozent, in Bars und Kneipen sogar nur bei 58 Prozent.

Im Einzelhandel ist Personalmangel kein Problem

Anders als im Gastgewerbe hat sich das Problem des Personalmangels im Einzelhandel während der Pandemie nicht verschlimmert. „Auch über die schwierigen Phasen der Pandemie hinweg ist die Beschäftigung stabil geblieben, sodass Mitte 2021 unverändert 3,1 Millionen Menschen tätig waren“, bestätigt Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE). Im Vergleich zu 2019 sei der Anteil an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sogar um 32.000 Stellen gewachsen. „Das hing zum einen mit den erleichterten Kurzarbeiter-Regelungen während der Pandemie zusammen, aber wohl auch damit, dass speziell im Lebensmittelhandel der Personalbedarf zeitweise erhöht war, sodass Beschäftigte aus anderen Handelsbranchen, die von den Ladenschließungen betroffen waren, hier aushelfen konnten.“

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