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#Einigkeit und Recht und Wokeheit

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Einigkeit und Recht und Wokeheit

Erfreut, entschlossen und beglückt ziehen die Menschen bei Hambach den Schlossberg hinauf. Mehr als 20.000 Frauen und Männer sind im Mai 1832 gekommen, um das „Hambacher Fest“ zu feiern. Eine größere politische Versammlung hat es in Deutschland bis dahin nicht gegeben. Sie gilt als Geburtsstunde unserer Demokratie.

Verheult, enttäuscht und betrübt rütteln wir am Tor zum Hambacher Schloss. Nicht mal zehn Menschen sind im Sommer 2021 hierhin gekommen, die Demokratie zu feiern. Eine kläglichere politische Versammlung hat es in Deutschland kaum gegeben. Schon jetzt gilt der „Democracy Ride“ unserer „Kraftradgruppe Frohsinn“ als Tiefpunkt der Demokratiegeschichte. Wird unsere Mission ausgerechnet hier scheitern? War alles umsonst?

An einem gleißend hellen Sonnentag versammelten sich die Mitglieder einer hochmotivierten Motorradgruppe. In Koblenz, am sogenannten „Deutschen Eck“. Hier, wo Wilhelm I. hoch zu Bronzeross seit seiner Kaiserzeit darüber wacht, wie die graubraunen Wasser von Vater Rhein tagaus, tagein mit braungrauem Moselwasser verschnitten werden, genau hier, am Zusammenfluss von Monarchie und Imperialismus, hier wollte die „Kraftradgruppe Frohsinn“ ein klares Zeichen setzen: für echte Volksherrschaft und souveräne Mitbestimmung.


Bild: Frank Bahr

Hier also sollte der feierliche Ritt beginnen, eine Freundschaftsfahrt für Demokratie, Awareness, Wokeheit und Frieden. Mitten ins Herz des Landes wollten wir rollen und die wichtigsten Stationen unserer Demokratiegeschichte abklappern. Denn die Herrschaft des Staatsvolkes, sie war in Gefahr! Deutschland durfte endlich wieder wählen, doch die Vorfreude darauf sank von Umfrage zu Umfrage. Unter Politikverbrauchern galt die Volksherrschaft zunehmend als uncool, ineffizient und teuer im Unterhalt; Nichtwähler ignorierten und Populisten sabotierten sie; lasche Langweiler laberten Jung- und Wechselwähler in den Schlaf. Das wollten wir nicht zulassen. Unsere herrliche Demokratie war es doch wert, dass man sich für sie einsetzte!

Auf zum „Democracy Ride“!

Und genau deswegen erteilten wir dem am Koblenzer Ufer aufgetürmten monarchistischen Monumentalprunk eine klare Absage. Demonstrativ kehrten wir dem wilhelminischen Despoten den Rücken zu, als wir zum Gruppenfoto Aufstellung nahmen. Und während der olle Hohenzoller noch immer stur auf seinem Bronzegaul festsaß, gab der Präsident das Signal zum Aufbruch. Wir bestiegen die Eisenrösser und knatterten südwärts durchs Rheintal. Auf zum „Democracy Ride“!


Bild: Kai Flemming

Schweigsam fuhr der Präsident voraus, irgendetwas schien ihn zu bedrücken. Der bullige Mann aus dem Norden war der spirituelle Führer und oberste Souverän unserer Delegation. Weil er als angesehener Großcartoonist eines Hamburger Magazins keine Lust mehr hatte, nur mit sich selbst herumzutuckern, scharte er Gleichgesinnte und Kollegen um sich: Satiriker, Cartoonisten, Komödianten und Witzemacher. Wer ein Eisenpferd hatte, durfte mitreiten und wurde, nach einer kurzen Probezeit, stolzer Member der „Kraftradgruppe Frohsinn“. Inzwischen war jedoch diese vormals elitäre Runde von Triumph-, BMW- und Harleyfahrern durch schleichende Demokratisierung zu einem merkwürdigen Haufen mutiert, in dem sogar Roller- und Dreiradfahrer Unterschlupf fanden. Ein Fernsehkomiker etwa rollte mit einer spektakulären Fehlentwicklung der Fahrzeuggeschichte an, dem legendären und längst wieder eingestellten Zeus-Gespann des französischen Herstellers Side-Bike. Das klobige Ungetüm wurde durch einen Automotor angetrieben, der im Seitenwagen versteckt war. Halsstarrig behauptete der Komiker, sein Viersitzer sei ein richtiges Motorrad. Doch in Wahrheit war es ein Auto mit drei Rädern.

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