Nachrichten

#Eiserner Kanzler in Gold

Eiserner Kanzler in Gold



Wie photographiert, denn der Deutsch-Französische Krieg ist die erste deutsche Auseinandersetzung, in der Abertausende von Photos entstanden: Anton von Werners „Erstürmung der Spicherer Höhen“, bei der Generalmajor Bruno von François und der Trompeter im Zentrum bald darauf als eigenes Denkmal in Bronze „extrahiert“ wurden und auf dem der Ast des Baums daneben symbolisch abgebrochen ist.

Bild: Historisches Museum Saar / Thomas Roessler

Heute liegt Saarbrücken an der Peripherie, es beherbergt aber mit einem „gemalten Bismarckturm“ einen Kunstschatz des Malers Anton von Werner, den kaum jemand kennt. Erstmals seit 1944 ist er nun wieder zu sehen.

Gar nicht wenige Bürger denken hierzulande wie Bundesminister Peter Altmaier – wäre Bismarck als Lotse nicht von Bord geschickt worden, wäre dem von ihm geeinten Deutschen Reich eine weit glücklichere Zukunft beschieden gewesen, hätte es mutmaßlich keinen der zwei Weltkriege gegeben. Wenngleich das Reich – der historischen Ausgewogenheit halber sollte dies nicht unerwähnt bleiben – aus drei von Bismarck geführten Kriegen geschmiedet wurde, reklamiert Altmaier stolz, jedes jemals erschienene Buch über den „Eisernen Kanzler“ in seiner Bibliothek zu besitzen.

Stefan Trinks

So wie der – als Bild – beschädigte Eiserne Kanzler nun im Zentrum einer Ausstellung des Historischen Museums in Saarbrücken zu „Anton von Werner und dem Saarbrücker Rathauszyklus“ öffentlich von einer Restauratorin umsorgt wird, hat ihn nicht einmal der Münchner Malerfürst Lenbach verewigt: Dreieinhalb Meter hoch steht von Werners Bismarck mit seinen markanten Theo-Waigel-Augenbrauen selbstbewusst mit Staatspapieren in der Hand in einer Rundbogenarchitektur mit echten Blattgoldeinlagen, bekrönt von zwei ebenfalls goldenen Lorbeergirlanden. Zusätzlich gerahmt wird der Kanzler von zwei goldenen Athleten in den oberen Zwickeln, von denen der rechte eine Waage für Gerechtigkeit, der linke ältere aber Zügel vorweist – als Symbol von Bismarcks hervorstechendster Eigenschaft des „coercere“, des „Er-Ziehens“ und Die-Regierungszügel-fest-in-der-Hand-Haltens. Unverkennbar trägt die bärtige Tugendallegorie die Alterszüge Michelangelos, was nicht verwunderlich ist, denn der goldene Eckensitzer wie auch sein Pendant mit der Waage sind ein direktes Zitat der sogenannten „Ignudi“ von dessen Decke der Sixtinischen Kapelle, eherne Symbolfiguren, die dort die Eicheln-Säcke als Wappen des Sixtina-Auftraggeberpapstes Julius II. della Rovere („von der Eiche“) halten.

Die Heroen seines Wohnateliers setzt er über Bismarck

Während der Bismarck Anton von Werners aus dem Jahr 1880 stammt, hatte der spätere Hofmaler Kaiser Wilhelms II. schon 1873/74 den „Roten Salon“ seiner als Wohn- und Atelierhaus errichteten Stadtvilla in der Potsdamer Straße, nur wenige hundert Meter vom heutigen Zentrum der Berlinale entfernt, mit hervorragenden Bildnissen seiner künstlerischen Vorbilder Raffael, Dürer, Holbein, Tizian, Rembrandt, Rubens, Velázquez und Murillo versehen. Gerahmt werden Dürer und Raffael jedoch bis heute – es handelt sich um das einzige vom Krieg verschonte Künstleratelier des neunzehnten Jahrhunderts in Berlin – von den gleichen goldenen Muskelmännern. Von Werner hat somit den ohnehin beträchtlichen Pomp seines pompejanisch rot ausgemalten Salons für den Saarbrücker Bismarck nochmals gesteigert. Wo aber kommt ein solcher, kaum jemandem bekannter und fast doppelt lebensgroßer Schatz plötzlich her?

Noch ohne Restauration: Der dreieinhalb Meter hohe Bismarck Anton von Werners in architektonischer Rahmung aus echtem Blattgold.


Noch ohne Restauration: Der dreieinhalb Meter hohe Bismarck Anton von Werners in architektonischer Rahmung aus echtem Blattgold.
:


Bild: Historisches Museum Saar / Thomas Roessler

Eine der entscheidenden Schlachten des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 tobte in Spichern, in Sichtweite zum Stadtzentrum von Saarbrücken. Vor hundertfünfzig Jahren erhielt von Werner als Vertrauter des preußischen Königs Wilhelm I. und malender Chronist dieses Krieges den Auftrag, einen eigens dafür errichteten Erweiterungsbau des historischen Rathauses der Stadt von zehn mal knapp neun Metern mit sieben Monumentalgemälden auszustatten.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!