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#Endlich Schluss mit Kurzarbeit: Drei Betroffene erzählen

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Endlich Schluss mit Kurzarbeit: Drei Betroffene erzählen

Rachid Ratzmann freut sich neuerdings über Buchungszahlen, die ihm früher wohl die Tränen in die Augen getrieben hätten. Gut ein Viertel der 152 Zimmer im 25 Hours Hotel im Frankfurter Bahnhofsviertel ist an diesem warmen Tag Ende Mai belegt. Es gab im Winter Zeiten, da waren es nur 4 oder 5 Prozent. „Es zeichnet sich ein Weg raus aus der Krise ab. Endlich“, sagt Empfangsleiter Ratzmann. Es klingt, als würde er am liebsten einen Seufzer der Erleichterung hinterherschicken.

Die anziehenden Buchungen sind nicht nur für das Hotel eine gute Nachricht, sondern auch für die Mitarbeiter, die seit mehr als einem Jahr in Kurzarbeit sind. „Der Winter war ekelhaft“, sagt Ratzmann, 32 Jahre alt. „Da bin ich ganz ehrlich.“ Zum Teil habe er sich gefühlt wie bei einem Marathon, nur ohne zu wissen, wie weit es noch bis zum Ziel ist. Zwei bis drei Tage in der Woche hat er seit November im Schnitt gearbeitet. „Das heißt, drei bis vier Tage macht man nichts.“ Auf Spazierengehen hatte er bald keine Lust mehr, und mit den anfänglichen To-do-Listen – jeden Tag jemanden aus dem Telefonbuch anrufen, Sport machen, Ukulele spielen – war es irgendwann auch vorbei. Um etwas zu tun zu haben, suchte er sich Anfang Januar einen 450-Euro-Job.

„Das war immer ,mei‘ Firma“

Nun aber geht es endlich wieder aufwärts. „Damit wir uns nicht falsch verstehen: Wir sind immer noch in der Krise“, sagt Tim Döhring, der Chef der beiden 25-Hours-Häuser in Frankfurt. Doch sein Team und er bereiten sich darauf vor, dass bald noch mehr Menschen kommen, nicht mehr nur Geschäftsreisende, sondern auch Touristen. Der Fensterputzer war da, die Mitarbeiter haben die Teppichböden gereinigt und das Holz in der Sauna poliert und neue Pflanzen für die Dachterrasse gekauft. „Wir stellen sogar wieder ein“, sagt Döhring, fast so, als könne er es selbst kaum fassen. Gesucht werden zwei Rezeptionisten und zwei Azubis.

So wie das Frankfurter Hotel kehren derzeit viele Betriebe in ganz Deutschland aus dem Corona-Tief zurück – und mit ihnen ihre Beschäftigten. Nachdem die Zahl der Kurzarbeiter in der zweiten und dritten Welle der Corona-Krise wegen der neuen Einschränkungen zunächst kontinuierlich gestiegen war – auf in der Spitze 3,27 Millionen –, nimmt sie nun wieder kräftig ab. Bald könnte sie unter die Zwei-Millionen-Marke sinken, glaubt Detlef Scheele, der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit – auch das wären allerdings noch deutlich mehr als auf dem Höhepunkt der Wirtschafts- und Finanzkrise im Jahr 2009.

Bemüht sich um seine Mitarbeiter: Hotelchef Tim Döhring


Bemüht sich um seine Mitarbeiter: Hotelchef Tim Döhring
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Bild: Maximilian von Lachner

Wie viele Menschen seit Beginn der Krise in Kurzarbeit sind, ist nicht bekannt, in einigen Branchen wie dem Gastgewerbe oder der Luftfahrt dürfte der Anteil aber recht hoch sein. Wer mit Betroffenen spricht, merkt schnell: Die Zeit hat auf die eine oder andere Art ihre Spuren hinterlassen. Manche sind – wie Empfangsleiter Ratzmann – einfach nur froh, dass es nun wieder weitergeht. Andere basteln wegen der weiterhin unsicheren Aussichten an einem Plan B. Und einige haben innerlich schon abgeschlossen.

So wie Christa Singer. Sie hat von ihrem Chef gerade die nächste Nachricht bekommen, wieder nur nach mehrfachem Nachfragen und via Whatsapp: noch einmal drei Monate Kurzarbeit, weiter zu 100 Prozent. Seit Ende März vergangenen Jahres geht das schon so. Singer, deren richtiger Name nicht in der Zeitung stehen soll, arbeitet bei einem familiengeführten Werkzeugmaschinenbauer im Stuttgarter Raum, „seit 31 Jahren“, wie sie betont. Doch von dem in solchen Betrieben oft familiären Umgang spürte sie in den vergangenen Monaten nichts mehr. Ein persönliches Gespräch habe es lange nicht gegeben, erzählt sie.

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