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#England bei der Fußball-EM: Gefährliche Gratulationen

England bei der Fußball-EM: Gefährliche Gratulationen

Wann immer die englische Nationalelf auf Deutschland traf, verhielt es sich im Vorhinein jahrzehntelang wie in Oscar Wildes berühmtem Spruch über die zweite Ehe als Triumph der Hoffnung über die Erfahrung. Die Erfahrung lehrte, dass zweiundzwanzig Spieler neunzig Minuten hinter einem Ball herrennen und die Deutschen am Ende gewinnen. Dennoch sagte die Hoffnung den bangen England-Anhängern: „Vielleicht werde ich dieses Mal gewinnen“, wie Liza Minelli in dem Filmmusical „Cabaret“ singt.

David Baddiel und Frank Skinner haben dieses Nebeneinander von Hoffnung und negativer Erwartung in ihrer Fußballhymne „The Three Lions“ auf den Punkt gebracht. Einerseits verkündet der Refrain, dass der Fußball nach Hause in die Mutternation des Spiels zurückkehrt, andererseits, da verweist das Lied auf die ernüchternde Erfahrung, dass England meistens verliert. Diese Gesinnung fand am Tag nach dem als „historisch“ gefeierten englischen Sieg über die deutsche Mannschaft auch in der Schlagzeile des Daily Star Ausdruck. Statt einen triumphalistischen Ton anzuschlagen, meldete das Boulevardblatt mit selbstironischer Trockenheit: „England hat nicht verloren.“

Andere Zeitungen versicherten ihren Lesern, dass sie nicht geträumt hätten, obwohl das Ergebnis „der Stoff ist, aus dem die Träume sind“, wie es mit Rückgriff auf Shakespeare mancherorts hieß. Seit Dienstag hat sich alles mit einem Schlag verändert. Wie immer es für England ausgehen wird an diesem Samstag im Viertelfinale gegen die Ukraine, stimmen Kommentatoren darin überein, dass Gareth Southgates Spieler sich als die Mannschaft ins nationale Gedächtnis eingeätzt haben, die einen mehr als ein halbes Jahrhundert währenden Fluch gebannt hat.

Die Euphorie in England ist groß.


Die Euphorie in England ist groß.
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Bild: dpa

Zum ersten Mal wagen die Engländer realistisch zu träumen, dass sie wie damals nach dem Legende gewordenen Endspiel von 1966 erstmals wieder ein bedeutendes Turnier gewinnen könnten, noch dazu in Wembley, auf dem heiligen Rasen.

Als gutes Omen wird gewertet, dass der Torwart Jordan Pickford dem Rekord von vier Zu-null-Spielen in einem großen Turnier entsprochen hat, den Gordon Banks 1966 setzte. Pickford hofft den Fußballhelden nun zu übertreffen. Die Fans müssen sich darüber hinwegtrösten, dass sie ihrer Mannschaft wegen der Quarantäne-Bestimmungen nicht auf dem „Marsch auf Rom“ an diesem Samstag folgen dürfen.

Mit einem Appell an die auf dem europäischen Festland lebenden Landsleute, mit allen Kräften Karten für das Stadio Olimpico zu beschaffen, um die Mannschaft im Spiel gegen die Ukraine anzutreiben, schlug der englische Fußballverband ähnliche Töne an wie Admiral Nelson, als er den Seeleuten vor der Schlacht von Trafalgar ins Gewissen redete: England erwarte, dass jeder Mann seine Pflicht tun werde.

England-Trainer Gareth Southgate warnt vor Selbstgefälligkeit. Er gesteht die Sorge, dass die Euphorie nach dem Sieg gegen Deutschland der Mannschaft die Schärfe nehmen könnte. Die Gratulationen seien wunderbar, aber auch gefährlich. Ein anderes Gemüt würde leicht auf draufgängerische Rhetorik zurückfallen. Wie sein würdiger Aufruf an Spieler und Fans zeigte, sich auch in der Hitze des Augenblicks der englischen Werte zu besinnen, ist Southgate aus subtilerem Holz geschnitzt. Anders als jene Fans, deren Buhrufe bei der deutschen Nationalhymne viele englische Fußballanhänger als beschämend empfanden, unter anderen der Komiker John Cleese.

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