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#Er schuf des Bild eines neuen Deutschlands

„Er schuf des Bild eines neuen Deutschlands“

Gemessen an den bleibenden Wiederkennungswerten, die er schuf, müsste der am 13. Mai 1922 in Ulm geborene Otto „Otl“ Aicher in Deutschland weltberühmt sein. Wenn er es sein sollte, dann doch nur mit dem Zusatz: der mit den Olympischen Spielen 1972 in München.

Womöglich trägt das Jahr seines hundertsten Geburtstages dazu bei, das zu ändern? Eine historische Rolle spielt dabei die von Aicher und Max Bill mitbegründete private Hochschule für Gestaltung (HfG) in Ulm, die nun mit einer Ausstellung an die Plakatkunst Aichers erinnert. Auf einer Anhöhe im Westen der Stadt erbaut, wurde das Institut 1955 von Walter Gropius eröffnet. Der klar strukturierte, terrassenförmig aufsteigende Baukörper mit Flachdach und Holzfenstern ist nach heutigen Dämmstandards eine Zumutung, bereits die dritte Sanierung hat er hinter sich.

Das Design-Kloster auf dem Kuhberg

Nach Coolness-Standards ist er allerdings ganz groß, und als Mutterschiff guten Designs – in den Fächern Produktgestaltung, visuelle Kommunikation, Architektur und Film – ist die HfG in der Nachfolge und in der Abkehr vom Bauhaus eine Legende. Jährlich sechstausend Besucher finden den Weg hierher, darunter Pilger aus Asien und Amerika, die dem Ruf des nur bis 1968 bestehenden „Klosters auf dem Kuhberg“ folgen.

Vor den Piktogrammen für die Sommerspiele von 1972: Otto „Otl“ Aicher, am 13. Mai 1922 in Ulm geboren, prägte das Erscheinungsbild Deutschlands


Vor den Piktogrammen für die Sommerspiele von 1972: Otto „Otl“ Aicher, am 13. Mai 1922 in Ulm geboren, prägte das Erscheinungsbild Deutschlands
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Bild: Sven Simon

Zum Hundertsten hat der Leiter des HfG-Archivs, Martin Mäntele, Plakate Aichers zusammengestellt, die parallel zur Dauerausstellung im dritten Stock gezeigt werden. Im ersten Saal konzen­triert sich die Schau auf die ersten Nachkriegsjahre, in denen Aicher für die 1946 den Betrieb aufnehmende Volkshochschule (vh Ulm) arbeitet. Deren Gründerin und Leiterin ist Inge Scholl, die spätere Ehefrau Aichers, deren Familie er schon lange kennt. Inge ist die ältere Schwester von Hans und Sophie Scholl, den 1943 hingerichteten Mitgliedern der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.

Der Linkskatholik und Gottessucher Otl Aicher ist eng mit Sophie verbunden; er verweigert sich der Kriegsmaschinerie des nationalsozialistischen Regimes, solange es geht, verstümmelt seine linke Hand, was ihn nicht vor dem Einsatz an der Ostfront bewahrt. Gegen Kriegsende desertiert er.

Der frühe Aicher: Plakat für die Volkshochschule Ulm, 1948-49


Der frühe Aicher: Plakat für die Volkshochschule Ulm, 1948-49
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Bild: Florian Aicher HfG-Archiv Museum Ulm

Für die neue Zeit hatte er da längst Pläne. Die Dinge des täglichen Lebens sollten einfach sein, dem Menschen dienen, reduzierte Formensprache besitzen, sich politischem Missbrauch verweigern. Nach einem kurzen Kunststudium in München beginnt er mit Entwürfen, frei Hand gezeichnet. Als Aufmerksamkeitserzeuger im zerbombten Ulm entwirft er 2,70 Meter hohe Stelen, die er mit Plakaten in den Formaten vierzig, sechzig und achtzig mal vierzig Zentimeter standardisiert bespielt. Fünfzig dieser illegal aufgestellten vh-Stelen waren im Stadtgebiet verteilt und machten in kräftigen Farben und gut lesbarer Typographie neugierig auf die Bildungsangebote. Darunter sind so prominente Redner wie Romano Guardini, der über „Wahrheit und Lüge“ oder „Die Heilandsgestalt als Mythos und Offenbarung“ spricht.

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