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#Er trieb 24 Stunden auf dem Meer

Er trieb 24 Stunden auf dem Meer

Lisala Folau verpasste gerade seinem Haus einen Anstrich, als die erste Welle durchs Wohnzimmer zog. Der Tischler, der seinen Beruf wegen einer Gehbehinderung aufgegeben hatte, versuchte, mit einigen Familienmitgliedern vor den Wassermassen zu flüchten. „Meine Beine funktionieren nicht richtig, wenn ich es überhaupt schaffe zu gehen, dann bewegt sich ein Kleinkind immer noch schneller fort als ich“, sagte er dem Radiosender Broadcom FM in einem Interview.

Familienangehörige brachten ihn in einen anderen Raum, als eine noch höhere Welle sein Haus auf der Insel Atata erreichte. Folaus Schätzungen nach war sie mehr als sechs Meter hoch. Diesmal gelang es ihm, sich an einem Baum festzuhalten. Nach einer kurzen Flaute kam die dritte Welle – noch größer und verheerender als die zweite und zog Folau aufs offene Meer hinaus.

Es war der Beginn einer Geschichte, die viele Menschen in Tonga und darüber hinaus bewegt. In den Tagen nach dem massiven Ausbruch des Unterseevulkans Hunga Tonga-Hunga Ha’apai vor der Küste Tongas am vorigen Samstag war der pazifische Inselstaat über Tage von der Außenwelt abgeschnitten. Durch die Naturkata­strophe war ein Unterseekabel beschädigt worden. Inzwischen konnte eine Telefongesellschaft zumindest ein paar Leitungen reparieren.

Nach und nach erreichen nun die ersten Berichte aus dem abgeschiedenen pazifischen Inselstaat die Welt. Dem Radiosender zufolge gab Tongas Regierung am Sonntag erstmals wieder in der Hauptstadt Nuku’alofa eine Pressekonferenz.

„Aquaman“: Lisala Folau, der sich an einem Stück Holz über Wasser hielt.


„Aquaman“: Lisala Folau, der sich an einem Stück Holz über Wasser hielt.
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Bild: AP

Lisala Folaus Geschichte sticht aber aus der Vielzahl von Schicksalen heraus. Mehr als 24 Stunden trieb der 57 Jahre alte Tongaer auf dem Meer, schaffte es zweimal an das Ufer kleiner Inseln. Am Ende erreichte er die Hauptinsel Tongatapu – nach etwa sieben bis 13 Kilometern, wie Medien ausrechneten. Sie tauften ihn „Aquaman“, nach einem bekannten Superhelden, von dem Folau seinen Angaben nach selbst aber noch nie gehört hatte. Seine Schilderungen klingen tatsächlich wie aus einem Hollywoodfilm. Als er in der Dunkelheit ins Meer hinausgezogen worden war, hörte er die Stimme seines Sohns. Doch er verkniff sich, die Rufe zu erwidern. „Als Vater blieb ich still, denn ich wusste, dass er versuchen würde, mich zu retten“, sagte Folau.

Doch wie konnte er einen ganzen Tag lang überleben? Wie Folau berichtet, war es ein Stück Holz, das ihm das Leben rettete. „Ich ging achtmal unter und rang nach Luft. Das Meer wirbelte mich umher und zog mich unter Wasser. Beim achten Mal dachte ich: Noch einmal, und dann ist es vorbei. Ich konnte mich nur mit meinen Armen über Wasser halten“, berichtete er der Agentur Reuters. „Ich sagte mir: Wenn ich jetzt noch einmal hochkomme und es dann nicht mehr schaffe, dann war’s das.“ Beim neunten Mal kam er hoch und griff sich den Holzstamm, an dem er sich in dem wirbelnden Wasser festhielt.

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Dem Radiointerview zufolge sah Folau erst nach etwa zwölf Stunden ein Patrouillenboot der Polizei. „Ich schnappte einen Lumpen und winkte ihnen zu. Aber sie sahen mich nicht.“ Als er schließlich an der Küste eintraf und sich über eine Straße schleppte, seien die Anwohner perplex gewesen: „Als sie mich sahen, waren ihre Hoffnungen in Erfüllung gegangen.“ Bei der Katastrophe kamen nach Regierungsangaben aber mindestens drei Personen ums Leben. Mittlerweile treffen aber erste Flüge mit Hilfsgütern ein, aus Australien, Japan und Neuseeland. Die Ladung wird aus Angst vor Corona kontaktlos übergeben. Tonga war von der Pandemie bisher verschont geblieben.

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