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#Er war schon immer etwas Besseres

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Er war schon immer etwas Besseres

Für Briten steht der Name John Lewis für Solidität, Zuverlässigkeit und Qualität mit gutem Preisleistungsverhältnis. Aber auch für den gutartigen Kapitalismus. Alle festangestellten Mitarbeiter der Warenhauskette, die aus einem 1874 gegründeten Geschäft an der Londoner Oxford Street hervorging, sind als Partner prozentual am Gewinn beteiligt. John Lewis ist die erste Adresse für Hochzeitslisten und Hausfrauen mit Thatcher-Handtasche, die aus der belaubten Vorstadt ins Zentrum kommen, um einen neuen Staubsauger oder Gardinenstoffe zu kaufen und sich mit einer Freundin zum Tee zu treffen. Der Hofdichter John Betjeman soll in den Jahren des Kalten Krieges behauptet haben, das Ende der Welt in der Kurzwarenabteilung von Peter Jones, einem der zwei Londoner Flagschiffe, erleben zu wollen, weil dort nichts Schlimmes geschehen könne.

Als die Geschäftsführung vor einigen Jahren eine Modernisierung des Images in Aussicht stellte, um nicht „zu beige“ zu wirken, wurde unter der Stammkundschaft ein Aufschrei laut. Die etwas altmodische, dem Zeitgeist trotzende Aura der Kaufhäuser wird von der Stammkundschaft als Gütesiegel bewertet. John Lewis hat sich als Inbegriff mittelständischer Aspiration etabliert.

Ohrfeige für konservative Senioren

Deswegen wird die angebliche Verachtung Boris Johnsons und seiner Verlobten Carrie Symonds für „den John-Lewis-Möbel-Albtraum“, den Theresa May ihrem Nachfolger in der Wohnung von Downing Strret hinterlassen habe, in dem Ärger um die Renovierungsrechnungen als besonders schädlich empfunden. Die Bemerkung über den John-Lewis-Albtraum trifft nämlich gerade die konservativen Wähler mittleren Alters, die Boris Johnson seine offenkundigen Mängel nachsehen, weil er sie amüsiert, weil sie ihn für authentisch halten, weil er weder das Spiel mit der politischen Korrektheit mitmacht noch die Leier vom britischen Niedergang duldet, und weil er trotz seiner elitären Ausbildung auch bei der Arbeiterschicht ankommt.

Mit seiner schlecht geschnittenen Strubbelfrisur, den zerknautschen Anzügen und dem zerstreuten Auftreten überspielt er den skrupellosen Machthunger und das dehnbare Verhältnis zur Wahrheit, das jetzt wieder auf dem Prüfstand steht. Politische Kommentatoren pflegen die Beobachtung, wonach die Wähler die chaotischen Eigenschaften Johnsons einkalkulieren, so oft zu wiederholen, dass sie zum Klischee geworden ist. Doch nun treten neue Faktoren in die Rechnung ein. Die aufwendige Renovierung und die hochnäsige Ablehnung des John-Lewis-Stils lassen Johnson plötzlich als extravaganten Snob erscheinen, obgleich er sich mit Sicherheit nur auf die Innendekoration eingelassen hat, um den Hausfrieden zu wahren und das Zitat mit dem Albtraum ebenso sicher nicht von ihm stammt.

Unterdessen versucht John Lewis aus der Affäre mit mokanten Tweets Kapital zu schlagen. Der Konzern fragt, ob es nicht an der Zeit sei, die Inneneinrichtung zu erneuern, und preist seinen Designservice an. Er biete etwas für „fast“ jeden. Unter dem Bild eines vor dem Tor zur Downing Street stehenden John-Lewis-Lastwagens heißt es ironisch: „Gut, dass wir einen Recycling-Service für gebrauchte Möbel haben.“

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