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#Erdrückend präsent

Erdrückend präsent

Es waren nur noch vier Sekunden für den Angriff übrig, aber Jayson Granger wusste nicht, wohin. Der Spielmacher von Alba Berlin stand mit dem Ball an der Außenlinie. Er musste mit seiner Mannschaft aufholen, doch vor ihm hatten sich die Verteidiger in den roten Trikots schon wieder aufgestellt. Er dribbelte an einem vorbei, dann ertönte schon die Sirene. Die 24-Sekunden-Uhr war abgelaufen, der Angriff vorbei. Auf der Bank des FC Bayern München brach Jubel aus. Der Trainer Andrea Trinchieri formte seine Finger zu Fäusten. Er machte einen Schritt aufs Feld, wo Granger stehengeblieben war und auf den Boden schaute. Er hatte es nicht mal geschafft, den Ball in Richtung des Ringes zu werfen.

Am Sonntagnachmittag konnte man an dieser Szene aus dem vierten Viertel erklären, warum der FC Bayern in der eigenen Halle das Finale des Basketballpokals gegen Alba Berlin gewonnen hat. Die Verteidigung der Münchner war so erdrückend, dass sie sogar der besten Angriffsmannschaft in Deutschland die Luft nahm. Das Endergebnis: 85:79.

Es war eine kleine Erinnerung an die eigentlichen Machtverhältnisse im deutschen Basketball, dass die Marktführer aus Berlin und München den ersten Titel der Saison unter sich ausmachen konnten. In der Bundesliga starten sie nur als Tabellenzweiter und -vierter in die Play-offs, die an diesem Mittwoch beginnen. Die Berliner haben in der Hauptrunde sechs von 34 Spielen verloren, die Münchner sogar zehn. Das sind für ihre Verhältnisse ungewöhnlich viele, aber man sollte daraus auf keinen Fall eine Machtverschiebung von oben nach unten ableiten. Die Niederlagen in der einen Liga haben mit Siegen in einer anderen zu tun: der Euroleague, dem besten Klubwettbewerb des europäischen Basketballs. Dort, wo es das meiste Geld zu verdienen gibt, durften Berlin und München auch in dieser Saison als einzige deutsche Mannschaften auf Einladung mitmischen. Das hieß aber: zusätzlich mindestens 34 anstrengende Spiele gegen die Superreichen. In diesen stellten sie sich gut an, die Bayern sogar so gut, dass sie ins Viertelfinale vorrückten. Am Ende schieden sie in fünf dramatischen Spielen gegen Mailand aus. Und wenn man nun wieder auf den deutschen Basketball schaut, ist es eine fast schon gemeine Pointe, dass die Euroleague den anderen Bundesligavereinen im Wettstreit gegen Berlin und München in einigen wenigen Spielen kurzfristig hilft, aber mittel- und langfristig schadet.

Auch im Bodenball besser: Die Bayern lassen Alba nicht zur Entfaltung kommen


Auch im Bodenball besser: Die Bayern lassen Alba nicht zur Entfaltung kommen
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Bild: dpa

Am Pokalwochenende konnte man sehen, warum Bayern und Berlin ihren heimischen Rivalen enteilt sind. Sie treten mit den besten Spielern, den besten Trainern und auch den besten Sportdirektoren an. Einer von beiden, der Italiener Daniele Baiesi, der seit 2017 in München den Kader plant, hat unter der Woche erst seinen Vertrag verlängert. Und obwohl er für Spieler und Trainer mehr Geld ausgeben kann als alle anderen Sportdirektoren in Deutschland (ja, auch als Himar Ojeda in Berlin), musste er am Samstag mitansehen, wie sich sein Team im Halbfinale von den Ulmern austricksen ließ. Es brauchte zwei Verlängerungen und einen überragenden Vladimir Lucic (24 Punkte), um diese 104:102 niederzuringen.

Im Anschluss an das Spiel stellten die Ulmer das Ergebnis sofort in Frage. Weil der Bayern-Spielmacher Wade Baldwin IV trotz seines fünften Fouls, das mit dem Spielausschluss bestraft wird, für zwei Ulmer Freiwürfe auf dem Feld stand, legten sie Protest gegen die Spielwertung ein. Die Liga, die den Pokal veranstaltet, wies diesen aber noch am Abend ab. Angeblich war Baldwin weder vom Kampfgericht noch von den Schiedsrichtern über seinen Ausschluss informiert worden.

Im Halbfinale der Berliner gab es weniger zu klären, aber nicht weniger zu staunen. Sie führten beim 112:96 gegen Göttingen mal wieder vor, wie kreativ und koordiniert sie zusammenspielen können. Das wiederholten sie im ersten Viertel des Endspiels. Sie passten und rannten so lange, bis einer genug Platz und Zeit zum Werfen hatte. Das lehrt Aíto García, ihr spanischer Trainer. Als seine Spieler sich in einen Rausch spielten, versuchte der Münchner Trainer Trinchieri diesen mit einer Auszeit nach nur 126 Sekunden zu unterbrechen. Am Ende des Viertels führte Berlin angeleitet von Granger (17 Punkte) 29:17.

Wer die Trinchieri-Bayern in dieser Saison aber erlebt hat, weiß, dass sie sich von einem Rückstand nicht einschüchtern lassen, auch nicht von einem hohen. Sie sind der stilistische Gegenentwurf zu Berlin. Sie dominieren nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Körper. Das kann vor allem in der Abwehr erdrückend sein. Ein Beweis: Im zweiten Viertel schafften die Offensivkünstler von Berlin nur zehn Punkte. Der Pausenstand: 41:39 für München.

Die Führung verteidigten die Bayern in der zweiten Halbzeit, obwohl Paul Zipser, mit 18 Punkten ihr Topscorer, das fünfte Foul kassierte. Dafür hatten sie noch Lucic, der zwar nur neun Punkte sammelte, aber die Verteidigung anführte. Er es war es, der den letzten Alba-Wurf blockte – und hinterher zum wertvollsten Spieler (MVP) gewählt wurde. Als sein Trainer ihm die Medaille umhängte, standen die Berliner ein paar Meter weiter und schauten stumm zu. An diesem Tag waren sie geschlagen. Doch es wäre es nur die logische Folge, wenn sich Berlin und München in dieser Saison noch mal begegnen: in der Finalserie um die deutsche Meisterschaft.

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