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#Frankfurter Tierheim: Tierschutzverein kündigt Vertrag

Katzen, Hunde, Schildkröten: Daran denkt man, wenn der Vorsitzende Michael Hallstein das Tierheim des Tierschutzvereins Frankfurt als „Fundbüro für Tiere“ bezeichnet. Die Fische mit deutlichem Unterbiss, an deren Aquariums­scheibe ein Zettel vor dem leichtfertigen Griff ins Wasser warnt, gehören eher nicht dazu. Piranhas können ja wohl keine Fundtiere sein. Sabine Urbainsky, Leiterin des Tierheims in Fechenheim, widerspricht: „Die gehen gewissermaßen als Fundtiere durch, die standen in einem Eimer vor der Tür.“ Und seien im Übrigen eher scheu. Sorge, beim Füttern könne vielleicht versehentlich die Hand skelettiert werden, müsse man nicht haben.

Unter den 730 Tieren, die derzeit in Zwingern, Käfigen, Terrarien und Aquarien im Industriegebiet im Osten Frankfurts versorgt werden, sind allein 131 Hunde und 146 Katzen. Wegen der Sommerferien werden nach Worten Urbainskys nicht mehr Tiere abgegeben als sonst. Was die Tierheimleiterin beschäftigt, sind nach wie vor „Corona-Hunde“: verhaltensauffällig gewordene Tiere, die während der Pandemie angeschafft wurden und nun vielleicht jemanden gebissen haben. „Ich lehne in der Woche etwa zehn Hunde ab.“ Viele stammten aus unkontrollierter Zucht oder dem Ausland.

Beitrag von 33 Cent pro Einwohner

Wenn sich der Verein um Tiere kümmert, die gefunden oder sichergestellt werden, weil zum Beispiel der Halter eines Listenhundes die geforderte Wesensprüfung oder den Sachkundenachweis nicht vorlegen kann, übernimmt er eine öffentliche Aufgabe. Hallstein hat jüngst im Ausschuss für Personal, Sicherheit und Digitalisierung dargelegt, dass der städtische Zuschuss dafür nicht ausreiche. Das Defizit habe 2022 bei 1,9 Millionen Euro gelegen. Das könne nicht alles durch Spenden und Nachlässe ausge­glichen werden. Die Mitgliederversammlung habe daher beschlossen, den Vertrag mit der Stadt zum 31. Dezember zu kündigen, und den Vorstand mit Verhandlungen über einen neuen beauftragt.

Suchen ein Zuhause: Derzeit wohnen 146 Katzen im Tierheim des Tierschutzvereins Frankfurt.



Bilderstrecke



Das Frankfurter Tierheim
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Ein „Fundbüro für Tiere“

Man habe sich in ganz Deutschland bei anderen Tierschutzvereinen erkundigt, sagte der Vereinsvorsitzende. Frankfurt liege mit einem Beitrag von 33 Cent je Einwohner am unteren Ende der Zuschüsse. Selbst Offenbach zahle 80 Cent, in Köln sei eine externe Kalkulation auf 1,20 Euro gekommen. In Frankfurt benötige man mindestens einen Euro. 24 feste Mitarbeiter beschäftigt der Verein, ebenso viele geringfügig Beschäftigte für Wochenenddienste. Hinzu kommen 14 Mitarbeiter auf dem Birkenhof in Nieder-Mockstadt, wo außer Pferden und Ziegen auch ein Fund-Huhn untergekommen ist.

Beim Ortstermin im Tierheim nennt Hallstein neue Kostentreiber. Die geänderte Gebührenordnung für Tierärzte führe dazu, dass in einem Monat schon einmal 10.000 Euro für mehrere Fundkatzen anfielen. Das mache auch die Vermittlung von Tieren an neue Halter schwieriger. „Wenn jemand schon unsere geringe Vermittlungsgebühr stunden will, fragen wir uns, wie es bei hohen Arztrechnungen aussieht.“ Wenig Hoffnung auf Erstattung hat der Verein auch bei „Sozialtieren“, deren Halter im Gefängnis sitzen. Die Energiekosten sind ein weiterer Punkt. In einem für Exoten vorgesehenen Raum ist es an diesem kühleren Sommermorgen mollig warm. Platz ist Mangelware und der Aufenthalt nichts für Menschen mit Schlangenphobie.

„Exotenraum mit Schreibtisch“

Die Glas­kästen stapeln sich, sodass man der Boa ins Auge blickt, während hinter dem Rücken eine Strumpfbandnatter zusammengefaltet döst und man zur Bartagame, einem australischen Schuppenkriechtier, über Kopfhöhe aufblicken muss. Auch das Büro der Leiterin ist ein „Exotenraum mit Schreibtisch“, wie der Vorsitzende sagt. „Mit den üblichen Energiesparvorschlägen ist es bei uns schwierig.“ Hallstein führt in die Zwingeranlage für Hunde. Die Tiere müssten auch im Winter durch eine Klappe ins Freie gelangen können.

2,2 Millionen Euro Kosten habe der Verein jedes Jahr zu tragen, sagt der Vorsitzende. Im Ausschuss fand er Gehör. Damit müsse man sich jetzt beschäftigen, sagte Martin-Benedikt Schäfer (CDU). Und Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) mahnte: Sollte die Vertragskündigung wirksam werden, müsse sich die Stadt nicht nur um niedliche Katzen, sondern auch um die „Würgeschlange im Pappkarton“ kümmern.

Dass der Frankfurter Verein nur ein Beispiel für viele ist, machte am Dienstag der Präsident des Deutschen Tierschutzbunds, Thomas Schröder, bei einem Besuch in Fechenheim deutlich. „Es kann nicht sein, dass gemeinnützige Tierschutzvereine Spendengelder zuschießen müssen, um Fundtiere und beschlagnahmte Tiere zu versorgen.“ Er forderte zudem ein Verbot des Onlinehandels mit Tieren, um unüberlegte Anschaffungen und eine Überlastung der Tierheime zu verhindern.

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