#„Wer joggen will, der kann das tun“

Sie verbringen seit dem Lockdown viel Zeit im Homeoffice und führen von Amsterdam aus die Geschäfte der ING in Deutschland. Wie fühlt sich das an?

Ich habe ein eigenes kleines Büro ganz oben im Haus und kann von hier aus gut arbeiten. Als Digitalbank hatten wir den Vorteil, viele Abläufe bereits vor der Pandemie eingeübt zu haben, wenngleich ich trotzdem gerne wieder unsere Mitarbeiter öfter sehen würde. Aber ich bekomme mit meinen 55 Jahren in den Niederlanden in der nächsten Woche die erste Einladung zur Impfung. Das wird das Leben wieder einfacher machen.

Die ING hat mit dem Betriebsrat gerade eine Vereinbarung zum mobilen Arbeiten geschlossen. Arbeiten Ihre Mitarbeiter künftig alle von zu Hause aus?

Nicht unbedingt, aber unsere Mitarbeiter bekommen beim mobilen Arbeiten eine völlig neue Gestaltungsfreiheit, mit der wir die Weichen für das Arbeiten der Zukunft stellen möchten. Im Kern geht es um ein hybrides Arbeitsmodell, bei dem die Beschäftigten im Rahmen ihrer Tätigkeiten, der betrieblichen und gesetzlichen sowie regulatorischen Anforderungen selbständig festlegen können, wann sie mobil und wann im Büro arbeiten wollen.

Was heißt das konkret?

Dass zum Beispiel der eine Mitarbeiter vier Tage pro Woche ins Büro kommen kann, ein anderer nur montags und dienstags, der dritte nur freitags, wie auch immer. Innerhalb der Teams soll künftig im Rahmen der Aufgaben, die bewältigt werden müssen, entschieden werden können, wer wann von wo arbeiten will und kann.

Welche Rolle spielt die Corona-Pandemie bei der Entscheidung, die Zusammenarbeit in der Bank künftig anders zu gestalten?

Das Thema steht bei uns schon lange auf der Agenda, seit wir das agile Arbeiten im gesamten Unternehmen 2019 eingeführt haben. Wir legen viel Wert auf Eigenverantwortung und Flexibilität. Die Pandemie hat nun vieles nochmals beschleunigt.

Flexibilität klingt gut, muss aber organisiert werden. Das kann in großen Einheiten schon mal unübersichtlich werden.

Das stimmt, in Teams mit 300 Mitarbeitern ist es schwierig, wenn die einen zweimal die Woche im Büro sind, andere immer, wieder andere gar nicht. Deshalb haben wir uns schon vor Corona so organisiert, dass wir überwiegend in kleinen Teams mit rund neun Angestellten arbeiten. Dort funktioniert das wunderbar.

Wenn die Menschen in die Büros zurückkehren dürfen, besteht trotzdem die Gefahr, dass die Kollegen zu Hause von denen in der Zentrale abgehängt werden.

Deswegen haben wir festgelegt, dass mobiles Arbeiten stets der Tätigkeit im Büro gleichgesetzt sein muss. Wir müssen mit Hilfe technischer Werkzeuge, also zum Beispiel mit Software für Videokonferenzen oder zum Teilen von Dokumenten, dafür sorgen, dass man von zu Hause aus in der gleichen Qualität wie zum Beispiel in der Zentrale arbeiten kann. Nur so kann das hybride Modell funktionieren.

Aber die Mitarbeiter müssen sich zu Hause ihr Büro einrichten, das kostet Geld.

Wir haben mit dem Betriebsrat ein Paket verhandelt, wonach jeder Mitarbeiter 1500 Euro netto einsetzen kann, um sich für das mobile Arbeiten auszustatten. Wir bauen dafür auch ein Portal, in dem die Beschäftigten das Budget einsetzen können, um zum Beispiel einen höhenverstellbaren Schreibtisch und einen Bürostuhl zu kaufen. Zudem erhält jeder Mitarbeiter alle fünf Jahre weitere 1000 Euro für diese Ausstattung.

Was passiert, wenn Ihre Büroflure künftig komplett verwaist sein werden?